Glinde. Erstes Training mit 15 Interessenten. Teilnahme ist bis zu den Sommerferien gratis. Mannschaft soll für Punktspielbetrieb gemeldet werden.
Felix Hansen ist voll konzentriert, blendet in diesem Moment alles um sich herum aus. Seine Augen fixieren eine an der Wand angebrachte Scheibe mit 45 Zentimeter Durchmesser, die in Felder und Segmente unterteilt ist. Diesen sind wiederum Zahlen von eins bis 20 zugeordnet. In schneller Abfolge wirft der Siebtklässler drei Pfeile mit Stahlspitzen und trifft. Einer bohrt sich ins sogenannte Single Bull. Das gibt 25 Punkte. Der Zwölfjährige ist an diesem Abend der jüngste Teilnehmer beim ersten Trainingstermin im Sportlerheim des TSV Glinde. Hier wird jetzt Darts gespielt, eine Sparte offiziell in Kürze gegründet. 15 Personen, die älteste ist 78, machen bei der Premiere mit. „Wir springen auf den Zug auf, bieten das Spiel für eine ganze Region an. Die Nachfrage ist vorhanden“, sagt Geschäftsführer Carsten Henning.
Der rund 2700 Mitglieder zählende Verein hat demnächst 23 Abteilungen, bereits vor eineinhalb Jahren wollten zwei FSJler Darts implementieren. Als ihr Dienst beim TSV endete, wurde die Sache aber nicht weiterverfolgt. Nun hat man über Social Media geworben und im Schaukasten am Sportlerheim auf den Auftakt hingewiesen. Zwei Scheiben wurden gekauft inklusive Wurfmatten – zu wenig. Das monieren Teilnehmer schon nach wenigen Minuten. Sie wollen aktiv sein, Wartezeiten so gering wie möglich halten. Schließlich gilt es, ein Niveau zu erreichen, damit man konkurrenzfähig ist für den Punktspielbetrieb. Eine Mannschaft soll nach den Schulferien im Sommer gemeldet werden. Es besteht aber kein Zwang, Wettkämpfe mit anderen Teams zu bestreiten. Wer Spaß haben will und für den die Geselligkeit im Vordergrund steht, soll sich in der Gruppe ebenso gut aufgehoben fühlen.
Sportverein legt sich zügig eine dritte Dartscheibe zu
Vorstandsmitglied Gerd Mucha ist beim Aufgalopp dabei. Er verspricht, zügig ein weiteres Dartboard zu beschaffen. Für Auswärtsspiele steht dem Team ein Bus mit neun Sitzen zur Verfügung. Den hat der TSV geleast. Der Verein lässt den Präzisionssportlern freie Hand bei der Gestaltung ihres Raumes im Sportlerheim. Der befindet sich im Keller neben der Kegelbahn, umfasst 35 Quadratmeter und ist durch eine Schiebewand teilbar. Im hinteren Abschnitt kann man an einem großen Tisch Klönschnack halten. Das Mobiliar hat schon einige Jahre auf dem Buckel, ist aber in gutem Zustand. Bei der Getränkebestellung greifen die meisten auf Cola und Fanta zurück, der Kellner des darüberliegenden Restaurants bringt nur wenige Biere, teils alkoholfrei.
Beim Darts ist ein klarer Kopf gefragt. Spieler müssen exakt kalkulieren, welche Punktzahl sie erzielen, um bei null zu enden. In Glinde starten sie mit 501 Zählern. Das ist die gängige Variante. Im besten Fall ist der Gegner nach neun Würfen besiegt. Das hat von den Anwesenden noch keiner geschafft. Christian Goetz verfügt über reichlich Erfahrung. Der 53-Jährige wohnt seit 2017 in Glinde und begann 1995 in einer Kneipe mit dem Sport, spielte lange in einer Mannschaft. 2015 hörte der Fachlagerist im Medizinbereich auf, weil die Truppe auseinanderbrach. Als er seine Tochter jüngst zum Boxtraining begleitete, sah er den Aushang und war sofort Feuer und Flamme. Wie die anderen hat auch er eigene Pfeile mitgebracht. Für einen guten Dreierpack müsse man schon 30 bis 40 Euro zahlen, sagt Goetz, der beim ersten Treff viele Vorschläge in Organisationsangelegenheiten macht und für die Position des Spartenleiters geeignet erscheint.
Für eine Mannschaft werden acht Spieler benötigt
Berndt Fischbeck (78) hat seit jeher Sport getrieben, früher Tennis und Fußball. Auch ist der Reinbeker Marathon gelaufen. Inzwischen hält sich der Rentner mit Golf fit und übt seit fünf Jahren in seiner 40-Quadratmeter-Bibliothek Darts. „Ich bin übers TV dazu gekommen, habe die WM verfolgt.“ Das sagen übrigens viele Trainingsteilnehmer. Auf Sport 1 sind Turniere mit Profis ein Quotenkracher. 2023 knackte der Sender 25 Mal die Millionenmarke.
Fischbeck nimmt es gern mit seinen Enkeln auf. Die sind aber nicht jeden Tag zu Besuch. „Deswegen spiele ich gegen mich selbst, linker gegen rechter Arm.“ Er ist beidhändig, wirft Pfeile täglich auf die Scheibe. Der Senior hat ein Buch über die Bille verfasst und arbeitet gerade am zweiten Teil der Familienchronik. Darts sei für ihn entspannend während der Pausen bei der Schreibtätigkeit. Für seine drei Wurfstücke zahlte der rüstige Mann 50 Euro, ein Pfeil wiegt 22 Gramm. „Wenn ich gut genug bin, würde ich auch Mannschaft spielen. Meine Frau lässt mir diesen Freiraum“, sagt der Reinbeker.
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Es wird an diesem Abend viel über die Aufstellung eines Teams geredet. Goetz sagt, die Punktspiele seien immer sonntags um 12 Uhr. Einige würden lieber im Hamburger Verband organisiert sein und verweisen auf den TSV Schwarzenbek. Der habe eine Ausnahmegenehmigung, erzählt ein Mitstreiter, Neuanmeldungen müssten in Schleswig-Holstein antreten. Mindestens acht Spieler werden benötigt, um eine Auswahl zu melden.
Geplant ist ein zweiter Trainingstag in der Woche
Yvonne Bremer verfolgt die Würfe von einem Stuhl seitlich der Dartscheibe. Die 56-Jährige begleitet ihren Mann und ist nur Zuschauerin. Gezwungenermaßen, denn die Gesundheit lässt ein Mitmachen nicht zu. Das ist ärgerlich. „Lust habe ich auf jeden Fall.“ Mit Ausnahme von Felix Hansen, der mit seinem Vater Emanuel (42) gekommen ist, sind ausschließlich erwachsene Männer am Start. Geht es nach Vorstand Mucha, stoßen weitere Jugendliche und Frauen dazu. Der Trendsport ist für Jung und Alt, Dick und Dünn. „Man muss Konzentrationsstärke besitzen und sich fokussieren können. Das macht einen guten Spieler aus“, sagt Routinier Goetz.
Das Training ist immer donnerstags von 19 bis 22 Uhr (Am Sportplatz 98a) und die Teilnahme bis zu den Sommerferien gratis. Interessenten sollen sich vorher anmelden per E-Mail an info@tsv-glinde.de. Mit einem Übungstag in der Woche wird man nicht auskommen, wenn alle bis jetzt registrierten Interessenten an Bord bleiben. Es wird mindestens einen zusätzlichen Termin geben.