Reinbek. Der Gewinner des jüngsten Wettbewerbs in Reinbek kennt alle Tricks. Demnächst wird das Bad saniert. Kommt eine zweite Rutsche?
Ihr Motto ist Programm: „Too fast for you“ (zu schnell für dich). Das bewiesen Andreas Köhnke und seine beiden Söhne Cedric (18) und Lenius (13) am Wochenende erneut beim beliebten Rennrutschwettbewerb im Reinbeker Freizeitbad. Denn in dieser Disziplin macht den Köhnkes so schnell niemand etwas vor. Die Familie hat schon mehrfach den deutschen Meistertitel im Rennrutschen nach Hause getragen.
Kein Wunder also, dass Andreas Köhnke in Reinbek wieder den ersten Platz belegte. Er teilt sich den Titel 2024 mit dem Konkurrenten Dennis Schröder. Beide Männer sausten die 70 Meter lange Rutsche im Freizeitbad in gerade einmal 8,92 Sekunden hinunter.
Freizeitbad Reinbek: 65 Teilnehmer beim Rennrutschen am Start
Doch dass die Konkurrenz nicht schläft, zeigen die Zeiten der Zweitplatzierten: Der Lübecker Manuel Haering, deutscher Rennrutschmeister 2019, war nur ein Hundertstel langsamer als die Erstplatzierten und teilt sich den zweiten Platz mit Cedric Köhnke. Der Sohn des Meisters zählt zu dessen größten Konkurrenten. Das Köhnke-Duo trägt abwechselnd die Meistertitel nach Hause. Der jüngste Spross der Familie, Lenius, eifert den beiden nach und holte in Reinbek den Titel in der Rutschklasse Jungen bis 15 Jahre.
„Wer groß ist und viel Gewicht mitbringt, ist beim Rutschen klar im Vorteil“, sagt Vater Andreas Köhnke, der bei 1,90 Meter Körpergröße ein Gewicht von über 100 Kilogramm auf die Waage bringt. Doch das allein zählt nicht: Eine gewisse Technik — er rutscht auf der linken Pobacke — und eine Grundfitness sind entscheidend für den Sieg. „Am anstrengendsten ist das Springen in die Rutsche“, so Köhnke. Bei manchen Wettkämpfen müsse zwei Stunden durchgerutscht werden, da spüre man am nächsten Tag durchaus seine Muskeln.
Rennrutscher schätzen familiäre Atmosphäre und gute Stimmung in Reinbek
Seit 32 Jahren ist er diesem Hobby treu, das eine schöne Mischung aus Spaß und Wettkampfgeist und eine gute Abwechslung zu seiner Arbeit als Versicherungsfachwirt sei. So tingelt er an zahlreichen Wochenende zu den Schwimmhallen im gesamten Bundesgebiet, um deren Rutschen auf dem Rücken liegend und mit den Füßen nach vorn hinunterzusausen.
Nach Reinbek gekommen, um zu siegen, ist auch Manuel Haering. Es ist das vierte Mal, dass der 41-jährige aus Lübeck am Rutschwettbewerb im Freizeitbad teilnimmt. Er weiß die familiäre Atmosphäre, die gute Stimmung und das große Engagement des 18-köpfigen Freizeitbad-Teams sehr zu schätzen. „Bei dieser Rutsche haben auch Anfänger gute Chancen auf einen Sieg“, sagt Haering. Denn die Rutschzeiten liegen sehr eng beieinander.
Das kann Regina Reckewerth bestätigen. Zufällig hatte die 42-jährige Reinbekerin im vergangenen Jahr an dem Wettkampf teilgenommen und gleich einen Sieg errungen. In diesem Jahr hat es leider nicht geklappt, dafür hatte die gesamte Familie mit Sohn Luca (10), Tochter Nele (8) und Ehemann Alexander (48) jede Menge Spaß. „Wir überlegen ernsthaft, ob wir das Hobby nun ausbauen“, sagt Alexander Reckewerth, der sich den ein oder anderen Tipp von den Profis abholte und nun häufiger trainieren will.
Freizeitbad Reinbek zählte vergangenes Jahr 150.927 Besucher
Spätestens in einem Jahr, am Sonnabend, 22. Februar 2025, kann die Familie beim nächsten Rutschwettbewerb im Freizeitbad unter Beweis stellen, was sie gelernt hat. Obwohl der Wettbewerb logistisch und personell für das Freizeitbad-Team eine Herausforderung ist, der normale Betrieb läuft nebenbei weiter, hält es an dem Wettbewerb fest. „Denn damit sprechen wir eine andere Zielgruppe an“, sagt Geschäftsführer Holger Kehl.
Mit der Zahl von 65 Startern ist Kehl zufrieden, wie mit der Besucherzahl insgesamt. Im vergangenen Jahr zählte das Freizeitbad 150.927 Besucher. „Damit haben wir zwar noch nicht das Vor-Corona-Niveau (2019 waren es 180.432 Besucher) erreicht“, sagt der 51-jährige Geschäftsführer, aber im Januar hatte das Freizeitbad auch aufgrund unerwarteter Sanierungsmaßnahmen geschlossen.
Auch das neue Jahr läuft gut an, gibt sich Kehl zufrieden, der froh ist, dass das Team nach über einjähriger Personalsuche nun wieder komplett ist. Davon profitieren auch die Kunden, an vier von sechs Öffnungstagen ist wieder Saunabetrieb. Das Angebot werde gut angenommen, sagt Kehl, der keine Umsatzeinbußen durch den Wellness-Tempel im benachbarten Glinde erkennen kann. „Mit unserer Gesundheitssauna sprechen wir eine ganz andere Zielgruppe an“, sagt er..
Zweite Rutsche? Freizeitbad plant große Generalsanierung bis Ende 2029
Aufbauend auf einem Gutachten planen Stadt und E-Werk aktuell die Modernisierung des Freizeitbades. „Spätestens bis Ende 2029 soll sie abgeschlossen sein“, sagt Kehl. Denn dann wird das Bad 50 Jahre alt. Geplant ist eine große Generalsanierung, denn das Bad ist in die Jahre gekommen, belaufen sich die jährlichen Reparaturkosten derzeit doch auf 100.000 Euro.
Wie die Sanierung aussehen solle, werde derzeit erarbeitet. Denkbar seien beispielsweise eine zweite Rutsche oder ein Anbau, um auf das Erfolgsmodell Freizeitbad Reinbek mit mehr als zehn Millionen Besuchern und dem Schwerpunkt Familie, Schul- und Vereinsschwimmen aufzubauen.
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Auch finanziell ist das Freizeitbad ein Erfolg. Das hat Kehl auch schwarz auf weiß vom Landesrechnungshof Schleswig-Holstein. In dem aktuellen Prüfbericht bescheinigt dieser dem Bad, das wirtschaftlichste in Schleswig-Holstein zu sein. Zwar ist ein jährlicher Zuschuss von knapp einer halben Million Euro erforderlich, doch kann das Bad 70 Prozent seiner Kosten allein durch Einnahmen aus Schwimmunterricht und Eintrittspreisen decken. Andere Bäder schaffen nicht einmal die Hälfte.
Weitere Einnahmen verspricht sich Kehl durch ein neues Kassensystem samt Drehkreuz, das spätestens 2025 eingeführt werden soll. „Das ermöglicht uns, wie früher einen flexibleren Tarif anzubieten. Unter anderem können wir wieder Kurzzeitkarten anbieten“, sagt Kehl. Viele Kunden hatten die Abschaffung bemängelt. Doch bis sich die Investition rentiert, müssen viele Karten verkauft werden. Das neue System kostet rund 200.000 Euro.