Reinbek/ Wohltorf. Familien strömen bei dem wechselhaften Wetter zuhauf ins Hallenbad nach Reinbek. Welche Veränderungen hier anstehen.
Flaute am Tonteich in Wohltorf, Trubel im Freizeitbad Reinbek. Letzteres ist der eindeutige Gewinner dieses wechselhaften Sommers. „Die Badegäste rennen uns aktuell die Bude ein. An manchen Tagen waren alle 500 Spinde belegt und die Schlangen an der Kasse umso länger. Wer schwimmen wollte, brauchte teils viel Geduld“, sagt Holger Kehl, Geschäftsführer des Freizeitbad Reinbeks.
Bis zu 1000 Badegäste – darunter viele Kinder und Familien – tummelten sich teilweise an nur einem Tag in den Innen- und Außenbecken des Bades. „Wir zählten im Juni und Juli im Schnitt pro Monat 2000 Gäste mehr als im vergangenen Jahr“, sagt Kehl. Auch der August lief sehr gut an, rechnet er bis Ende des Monats mit einem Rekord von bis zu 17.500 Gästen – ein kleiner Ausgleich für die lange Schließzeit im Januar, als das Bad aufgrund eines Fliesenschadens keine Einnahmen hatte.
Dilemma: Badegäste bleiben am Tonteich weg – Kosten aber laufen weiter
Von solchen Zahlen kann Bernd Wyrwinski, Geschäftsführer des Tonteichbads in Wohltorf, nur träumen. „Wir sind froh, wenn wir diese Saison mit einem blauen Auge davonkommen“, sagt er. Stand heute haben sie gerade mal die laufenden Kosten wieder drin. Denn schlechtes Wetter hin oder her, die Kosten für Strom und Gas sowie für Personal laufen weiter, sagt Wyrwinski. Allein für den Sicherheitsdienst belaufen die sich pro Saison auf 20.000 Euro.
Der Sicherheitsmann hatte an regnerischen Tagen wie am Donnerstag, 17. August, kaum etwas zu tun. „Wir langweilen uns trotzdem nicht“, versichert Schwimmmeister André Pomplun. „Die Hecken müssen geschnitten, der Rasen gemäht, Bänke geschraubt und gestrichen werden“, sagt der 46-Jährige. Zeit dafür gab es in dieser Saison reichlich. „Nach einem anfänglich guten Start im Juni, brachen die Besucherzahlen quasi mit Ferienbeginn ein“, sagt Pomplun.
Auch wenn die Wetter-App für kommende Woche viel Sonnenschein verspricht, an eine volle Liegewiese mit Tausenden Badenden in dem aktuell 20,5 Grad Celsius warmen Wasser glaubt Pomplun nicht. „Eine bewährte Regel lautet: Bis die Badegäste kommen, braucht es eine Vorlaufzeit von mindestens drei Tagen. In der Zeit muss das Thermometer mindestens 28 Grad Celsius anzeigen, keine Wolke am blauen Himmel zu sehen sein und kein Lüftchen wehen. Erst dann packen die Wohltorfer, Aumühler, Reinbeker und Wentorfer die Badehose ein und kommen in Scharen zu uns“, sagt Pomplun. In diesem wechselhaften Sommer gab es diese perfekte Bedingungen allerdings nur einmal.
Personalproblem entschärft – Freizeitbad weitet Saunabetrieb wieder aus
Auch Holger Kehl im benachbarten Freizeitbad Reinbek ist die Regel bekannt. Daher rechnet er auch in der letzten Ferienwoche mit einem ähnlich großen Besucheransturm wie in den Wochen zuvor, da sich nur wenige entschließen, ins Freibad zu wechseln.
Bis zum Ferienende hat das Schwimmbad an sechs Tagen in der Woche, außer montags, durchgehend geöffnet. Ab Montag 28. August, wechselt das Bad dann wieder in seinen Vereins- und Schulbetrieb mit eingeschränkten Öffnungszeiten. Hintergrund ist, dass dann auch Vereine, Verbände und Schulen das Schwimmbad für Schwimm- und Trainingskurse nutzen.
Das aktuell sehr eingeschränkte Saunaangebot soll voraussichtlich ab Spätherbst wieder ausgeweitet werden. Aufgrund der angespannten personellen Lage ist der Saunabetrieb auf einen Tag in der Woche reduziert. „Uns ist es endlich nach über einem Jahr gelungen, zwei der drei offenen Stellen wieder zu besetzen“, freut sich Kehl, der mit seinen 14 Mitarbeitern nun wieder Licht am Ende des Tunnels sieht und besser planen kann.
André Pomplun, der im Freizeitbad seine Ausbildung gemacht hat, weiß, wie schwierig die Mitarbeitersuche ist. Als er hier im Tonteich vor acht Jahren gestartet ist, gab es noch zwei Schwimmmeister. Einen Nachfolger zu finden, war bislang erfolglos. Im zweiten Sommer stemmt er den Laden quasi allein. An besonders heißen und vollen Tagen kann er auf die Unterstützung von bis zu sechs ausgebildeten Rettungsschwimmern der DLRG Sachsenwald zählen. Die stehen auf Abruf bereit und sind als Saisonkräfte im Tonteichbad angestellt.
Nachwuchs der DLRG Sachsenwald steht in den Startlöchern
Unterstützt werden sie sogenannten „Wachgänger“, wie Pomplun die Nachwuchskräfte der DLRG Sachsenwald nennt. Die Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren sammeln hier ehrenamtlich erste Rettungserfahrungen. Man erkennt sie an ihren roten T-Shirts.
Im Gegensatz zu anderen DLRG-Standorten hat die im Sachsenwald mit Sitz in Reinbek aktuell keine großen Nachwuchssorgen. „Wir haben 34 Jugendliche im Team, die die Voraussetzungen erfüllen und einsatzbereit sind“, erklärt Lara Urhahn, Technische Leiterin Ausbildung im Vorstand der DLRG Sachsenwald. Zudem sei das Interesse an der Schwimmausbildung groß. „Wir haben Wartezeiten von bis zu einem Jahr“, sagt Katharina Neinass-Kaup, DLRG-Vorsitzende. Schon jetzt unterrichtet der Verein bereits vier Mal in der Woche Anfänger und Fortgeschrittene in Kursen im Wentorfer Lehrschwimmbecken und im Freizeitbad Reinbek. Der Reinbeker Verein zählt aktuell 550 Mitglieder, zwei Drittel davon sind Kinder.
Einer davon ist der 13-jährige Luis Kühn aus Wentorf, der zum „Team Rot“ im Tonteich zählt. „Bisher habe ich noch keine schwierige Situation erlebt“, erzählt der 13-Jährige, der hier zum ersten Mal eingesetzt ist. Er sitzt während seines Dienstes neben Lara Urhahn auf der Bank und lässt den Blick konzentriert über den Tonteich gleiten.
Viel Zeit zum Baden bleibt nicht mehr: Saison am Tonteich endet bereits in vier Wochen
Die angestellten Rettungsschwimmer müssen mindestens 18 Jahre alt sein und das DLRG-Abzeichen in Silber haben. Für den Nachwuchs vom „Team Rot“ gilt für Einsätze am Tonteich ein Mindestalter von zwölf Jahren und es muss das Rettungsschwimmabzeichen Bronze/Silber vorliegen. Das hat der 13-Jährige schon lange in der Tasche. „Ich bin zur DLRG gegangen, als ich sieben Jahre alt war und schwimmen lernen wollte“, erzählt Luis Kühn. Er blieb – im Gegensatz zu vielen anderen – auch nach dem Ablegen des Seepferdchens. Mittlerweile hat er die höchste Schwimmstufe für sein Alter, den Junior-Rettungsschwimmer, in der Tasche. Um den Rettungsschwimmer in Silber ablegen zu können, muss er noch ein Jahr älter werden.
So lange sammelt er Erfahrungen am Tonteich und als Übungshelfer bei den Schwimmtrainings. Reich wird man mit dem Ehrenamt nicht. Wer wie Luis Kühn ein Rettungsschwimmerabzeichen in Bronze hat, bekommt einen Stundenlohn von 2,50 Euro, beim Abzeichen in Silber sind es fünf Euro.
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An Regentagen, wenn die Zahl der Gäste im Tonteich sehr überschaubar ist, verzichtet Schwimmmeister Pomplun auf Unterstützung. Dann hält der 46-Jährige allein die Stellung und kassiert neben der Aufsicht die Gäste ab oder verarztet kleine Blessuren. „Wir wollen die Personalkosten für den Trägerverein so gering wie möglich halten“, sagt Pomplun.
Denn viel Zeit zum Geld verdienen, bleibt nicht mehr: In vier Wochen, am Sonntag, 17. September, schließt der Tonteich bereits wieder seine Pforte. „Erfahrungsgemäß kommen im September, wenn die Tage bereits herbstlich werden, noch weniger Gäste“, sagt Pomplun. Er setzt große Hoffnung auf das kommende Jahr. „Der Sommer 2017 war ähnlich durchwachsen wie dieser. Der Sommer, der dann kam, wurde ein Jahrhundertsommer mit Sonne von Mai bis September“, macht der Schwimmmeister Hoffnung.