Großhansdorf. Grundstück der Pfarrei St. Ansverus ist Favorit für Standort eines neuen Kindergartens. Gotteshaus soll aufgegeben werden.
Lange haben Politik und Verwaltung in Großhansdorf nach einem Standort für eine dringend benötigte neue Kita gesucht. Nun hat die Waldgemeinde offenbar eine geeignete Fläche gefunden: das Grundstück der Katholischen Kirche am Wöhrendamm. Nach Informationen unserer Redaktion ist das rund 3700 Quadratmeter große Areal der Favorit unter mehreren möglichen Standorten.
Hinter verschlossenen Türen führt die Verwaltung demnach bereits Gespräche mit der katholischen Pfarrei St. Ansverus über einen Verkauf. Im Gespräch ist ein Kaufpreis von einer Million Euro. Die Pfarrei hatte im Februar 2023 bekannt gegeben, in den kommenden Jahren einen Großteil ihrer Immobilien in Stormarn aufzugeben, darunter auch jene in Großhansdorf.
Großhansdorf möchte Kita auf Grundstück der Katholischen Kirche errichten
Das Grundstück der Kirche ist zentral in unmittelbarer Nähe des Rathauses gelegen und wäre für Eltern und Kinder gut erreichbar. Derzeit steht dort die Heilig-Geist-Kirche, welche zur Ahrensburger Gemeinde St. Marien – Hilfe der Christen gehört. Das 1962 geweihte Gotteshaus wurde vom Hamburger Architekten Karlheinz Bargholz im Stil der Nachkriegsmoderne errichtet. Es bietet 245 Gläubigen Platz.
Am Eingangsportal des Backsteingebäudes ist das Wandgemälde „Himmlisches Jerusalem“ des Großhansdorfer Künstlers Siegfried Assmann zu sehen. Der Kirchenbau müsste für die neue Kita wohl weichen. Den östlichen Teil des Grundstücks hat die Gemeinde Großhansdorf gepachtet. Dort befindet sich derzeit ein Containergebäude zur Unterbringung von Geflüchteten.
Pfarrei will einen Großteil seiner Immobilien in Stormarn aufgeben
Das von der Pfarrei St. Ansverus erarbeitete Immobilienkonzept sieht vor, dass von den derzeit sechs Kirchen in Stormarn nur jene in Ahrensburg erhalten bleibt, außerdem jene in Mölln und in Ratzeburg im Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg. Die Verantwortlichen begründen das mit sinkenden Mitgliederzahlen.
Ziel sei es, den historisch gewachsenen, heute aber in vielen Fällen überdimensionierten Immobilienbestand dem aktuellen und künftigen Raumbedarf anzupassen, um die Pfarrei wirtschaftlich zukunftsfähig aufzustellen. Vor allem in Bad Oldesloe gab es massiven Widerstand gegen die Pläne. Inzwischen ist vorgesehen, dass die dortige Kirche St. Vicelin zumindest bis Mitte 2027 erhalten bleibt. Danach soll erneut über ihre Zukunft entschieden werden.
Aus für Heilig-Geist-Kirche in Großhansdorf ist für dieses Jahr geplant
Für die übrigen Gotteshäuser steht der weitere Fahrplan inzwischen: Heilig Geist im Großhansdorf und St. Marien in Reinfeld sollen bereits in diesem Jahr aufgegeben werden, 2025 folgt die Kirche St. Michael in Bargteheide und 2026 der Komplex aus der Kirche St. Marien, Gemeindehaus und Pfarrhaus in Trittau.
Großhansdorf sucht wiederum seit geraumer Zeit nach Möglichkeiten, zusätzliche Plätze für die Kinderbetreuung zu schaffen. Ursprünglich hatte die Waldgemeinde dazu eine Kooperation mit der LungenClinic geplant. Das Krankenhaus will am Klinikweg einen Neubau für seine Betriebskita „Luftikus“ errichten.
Gemeinde wollte neue Kita gemeinsam mit der LungenClinic bauen
Derzeit werden 15 Kinder von Beschäftigten der Klinik, darunter fünf Krippenkinder und zehn Jungen und Mädchen im Elementarbereich, in zwei Gruppenräumen in der gegenübergelegenen Bungalowsiedlung betreut. Dabei handelt es sich aber laut LungenClinic um eine zeitlich befristete Lösung.
Vorgesehen war ein Neubau auf einem Grundstück, welches dem Krankenhaus gehört und auf dem sich derzeit eine Garage befindet. Die Idee: Das Gebäude könnte größer geplant werden als von der LungenClinic für die Betriebskita benötigt, die Gemeinde dafür im Gegenzug Betreuungskapazitäten in der Einrichtung anmieten.
Kita-Bau scheitert an mehr als 100 Jahre alter „Villenklausel“
Doch das Vorhaben platzte aufgrund einer mehr als 100 Jahre alten Regelung im Grundbuch. Diese sogenannte „Villenklausel“ sieht vor, dass auf dem Areal lediglich eine Villa errichtet werden darf. Außerdem sind Viehhaltung und Gartenbau zulässig, eine Kita dagegen nicht. Die Vorgabe war 1911 festgeschrieben worden, um die großzügigen, parkähnlichen Grundstücke und die Gebäude mit Villencharakter zu schützen und eine Störung des Straßenbildes durch andere Arten der Bebauung zu verhindern.
Aufgehoben werden kann die Klausel nur mit Zustimmung der Eigner aller in dem Gebiet gelegenen Grundstücke. Da sich ein Grundstückseigentümer quer stellt, ist der Kita-Bau am Klinikweg vorerst vom Tisch. Die Gemeinde sucht deshalb nach Alternativen.
Benötigt wird eine Kindertagesstätte mit 70 Plätzen und fünf Gruppen
Im Gespräch war unter anderem ein Neubau auf dem unbebauten Teil der Grenzeckkoppel. Auf der Fläche an der Autobahn 1, welche sich im Eigentum der Gemeinde befindet, soll auch eine Flüchtlingsunterkunft entstehen. Außerdem war eine Erweiterung mehrerer vorhandener Kitas eine Option, über welche die Kommunalpolitiker diskutierten.
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Im November sprach sich der Sozialausschuss letztlich gegen diese Variante und für einen Neubau an einem Standort aus. Um den Betreuungsbedarf langfristig zu decken, muss die neue Kita laut der Ausschussvorsitzenden Gudrun Apel (SPD) Raum für drei Krippen- und zwei Elementargruppen mit insgesamt 70 Plätzen bieten.
Bürgermeister spricht von „Alternative mit großen Vorteilen“
Über einen möglichen Standort wurde in den vergangenen Monaten mehrfach im nichtöffentlichen Sitzungsteil beraten. Der Ausschluss der Öffentlichkeit ist üblich, wenn es um Grundstücksangelegenheiten unter Beteiligung privater Eigner oder Vertragsverhandlungen geht.
Mit Verweis auf die Nichtöffentlichkeit des Sachverhalts möchte Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß Gespräche mit der Pfarrei derzeit nicht bestätigen. „Das Grundstück der Katholischen Kirche wäre aufgrund seiner zentralen Lage und der guten Erreichbarkeit eine Alternative mit großen Vorteilen“, sagt der Verwaltungschef lediglich. Als weitere Variante sei die Grenzeckkoppel nach wie vor eine Option, allerdings nicht „die favorisierte Lösung“.
Diakon: Gemeinde wäre bei Verlauf „unser erster Ansprechpartner“
Auch die Katholische Kirche schweigt. Diakon Tobias Riedel wollte Gespräche mit der Gemeinde Großhansdorf auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren. Er verweist darauf, dass das Immobilienkonzept der Pfarrei zunächst vom Hamburger Erzbischof Stefan Heße genehmigt werden müsse. „Wir rechnen mit einer Rückmeldung im Sommer“, so Riedel.
Fest stehe, dass die Pfarrei das Grundstück in Großhansdorf nach Aufgabe der dortigen Kirche veräußern werde. „Es ist klar, dass wir auf die politische Gemeinde zugehen werden und sie unser erster Ansprechpartner ist“, sagt der Diakon.
Politiker wollen eine Million Euro für Erwerb des Grundstücks bereitstellen
Darauf bereitet sich Großhansdorf bereits vor. Am Dienstag, 23. Januar, entscheidet der Sozialausschuss darüber, ob im Haushalt 2024 die finanziellen Mittel für den Erwerb des Grundstücks in Höhe von einer Million Euro bereitgestellt werden. Außerdem sollen die Politiker auf Antrag der Verwaltung 300.000 Euro für die weitere Planung und Ausschreibung der neuen Kindertagesstätte freigeben.
Sozialausschuss Di 23.1., 19.00, Sitzungssaal des Rathauses, Barkholt 64