Bad Oldesloe. Mitglieder der katholischen Gemeinde St. Vicelin haben einen Verein gegründet. Sie wollen den Verkauf des Gotteshauses abwenden.
An den 6. Februar kann Vinzenz Kieslich sich noch gut erinnern. An diesem Tag wurde den Mitgliedern der katholischen Gemeinde St. Vicelin in Bad Oldesloe bei einer Gemeindeversammlung migeteilt, dass die Pfarrei St. Ansverus den Verkauf ihrer geliebten Kirche plant. Für Kieslich und viele weitere Katholiken war die Nachricht ein Schock. „Wir haben uns überrumpelt gefühlt“, sagt der 50-Jährige.
Wie berichtet, hatte das Erzbistum Hamburg im Frühjahr bekannt gegeben, mit einer großen Immobilienreform fast alle Kirchen der Pfarrei St. Ansverus in Stormarn aufgeben zu wollen. Die katholischen Kirchen St. Vicelin in Bad Oldesloe, Heilig Geist in Großhansdorf, St. Marien in Reinfeld, St. Michael in Bargteheide und St. Marien in Trittau sollten demnach in den kommenden Jahren verkauft werden. In Stormarn sollte nur St. Marien in Ahrensburg bleiben, außerdem die Standorte in Mölln und Ratzeburg im Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg.
Grund für die geplanten Verkäufe sind hohe Kosten bei sinkenden Mitgliederzahlen
Hauptgrund für die Reform sind hohe Kosten bei gleichzeitig sinkenden Mitgliederzahlen. Genehmigt ist das Konzept indes noch nicht. War dies eigentlich für den Sommer angedacht, liegt Erzbischof Stefan Heße bislang kein Konzept zur Genehmigung vor. Grund sind Unstimmigkeiten zwischen dem Erzbischöflichen Generalvikariat und der Pfarrei über das Vorgehen. Aktuell ist die Pfarreiliche Immobilienkommission (PIK) damit beauftragt, mindestens ein zweites Konzept zu erarbeiten.
Doch wie dieses auch aussieht: Für viele Oldesloer Katholiken war schon im Frühjahr klar, dass sie für den Erhalt ihrer Kirche kämpfen werden. „Es hat sich recht schnell ein Arbeitskreis mit etwa 15 Mitgliedern gebildet“, sagt Cornelia Pareike, die von Anfang an mit dabei war. „Wir haben Ideen gesammelt, um den Erhalt von St. Vicelin zu ermöglichen.“ Recht schnell sei die Idee aufgekommen, einen Förderverein zu gründen. Pareike: „Von Bekannten habe ich gehört, dass es auf diese Weise gelungen ist, eine Kirche im Raum Köln zu retten.“ Auch im Internet stießen sie auf ähnliche Fälle. Das motivierte die Gemeindemitglieder.
Gemeindemitglieder haben einen Verein zum Erhalt der Kirche St. Vicelin gegündet
Auf den Tag genau sieben Monate nach der Verkündung der Hiobsbotschaft, am 6. September, riefen 33 Gründungsmitglieder den Verein „Förderverein Gemeinde St. Vicelin Bad Oldesloe“ ins Leben. Vinzenz Kieslich, Cornelia Pareike und Mathias Nordmann wurden in den Vorstand gewählt. Kieslich übernahm das Amt des Vorsitzenden. Zweck des Vereins ist laut Satzung die Rettung und Erhaltung der Kirche St. Vicelin sowie die Förderung der Gemeindearbeit der katholischen Kirchengemeinde St. Vicelin in Bad Oldesloe, Reinfeld und Umgebung.
„Uns ist ein harmonischer, konstruktiver Dialog wichtig“, sagen Kieslich und Pareike. Es gehe ihnen keinesfalls darum, dass andere Standorte geopfert werden, damit die Oldesloer Kirche erhalten werden kann. „Wir wollen stattdessen zusätzliche finanzielle Mittel generieren, um die Kirche zu retten“, so Pareike. Denn dass Geld in der ganzen Sache eine zentrale Rolle spielt, liegt auf der Hand. „Wir haben Verständnis dafür, dass die katholische Kirche die Kosten angesichts sinkender Mitgliederzahlen reduzieren muss. Das ist uns alles bewusst“, sagt die 62-Jährige. Gerade deshalb wolle der Verein helfen.
Der Förderverein steht im Austausch mit der Immobilienkommission
Eines seiner Ziele ist es deshalb, Mitglieder zu gewinnen und auf diese Art Einnahmen zu schaffen. Der Mitgliedsbeitrag liegt bei fünf Euro im Monat. Auch Spenden kann der gemeinnützige Verein annehmen. Pareike: „Das gesamte Geld kommt zu hundert Prozent unserem Vereinszweck zu gute. Wir haben keine Verwaltungskosten.“ Wer den Förderverein unterstützen möchte, kann sich unter Tel. 0171/280 39 30 beim Vorsitzenden Vinzenz Kieslich melden.
Bislang hat sich der Verein auf zwei Gemeindefesten in Bad Oldesloe und Reinfeld vorgestellt. „Die Resonanz war sehr positiv“, sagt Kieslich. „Wir haben schon einige Mitglieder dazugewinnen können.“ Das helfe nicht nur finanziell, sondern auch inhaltlich. Je mehr Mitglieder der Verein habe, desto schlagkräftiger werde die Gruppe. Neben der Mitgliedergewinnung steht der Austausch mit der Immobilienkommission aktuell ganz oben auf der Agenda.
Verein hat ein Konzept mit Vorschlägen für den Erhalt der Kirche erarbeitet
Kieslich: „Wir sind in ständigem Kontakt, das kostet viel Zeit.“ Gemeinsam haben die Vereinsmitglieder ein 22-seitiges Papier erarbeitet. Es enthält Vorschläge für Maßnahmen, die langfristig den Erhalt der Kirche ermöglichen könnten. „Dieses Konzept haben wir der Immobilienkommission vorgelegt und sind aktuell darüber im Austausch“, so Kieslich. Die Reaktion macht Mut zur Hoffnung: „Die Verantwortlichen haben uns Gehör geschenkt und positiv reagiert“, so Pareike.
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Fest steht für die Vereinsmitglieder eines: Würde die Kirche tatsächlich geschlossen werden, wäre das ein katastrophaler Verlust. Das gesamte Gemeindeleben stünde auf der Kippe. In St. Vicelin finden Messen und Kindergottesdienste statt, es gibt Kommunion- und Firmgruppen, einen Kirchenchor, Messdienergruppen, eine Ukrainegruppe, Frauengruppen, Seniorentreffen, Angebote für Kinder und Jugendliche und mehr.
Der Verkauf der Kirche St. Vicelin wäre für die Gemeinde ein herber Verlust
„Die Kirche ist mein Leben“, sagt Cornelia Pareike. Die gebürtige Oldesloerin ist wie ihr Mitstreiter Vinzenz Kieslich in der Gemeinde großgeworden, seit vielen Jahren dort ehrenamtlich tätig. Ein Leben ohne die Kirche und ihre Menschen kann sie sich nicht vorstellen. Die im Immobilienkonzept vorgeschlagene Alternative, die Kapelle im Oldesloer Kinder- und Jugendhaus St. Josef, erfülle keineswegs die räumlichen Voraussetzungen für ein aktives Gemeindeleben.
Sollte es am Ende tatsächlich gelingen, die Kirche St. Vicelin zu erhalten, möchte der Verein trotzdem aktiv bleiben und das Gemeindeleben fördern. An erster Stelle stehe aktuell die Rettung des Hauses, weil es akut in Gefahr sei. Doch zu einem Gotteshaus gehört natürlich, dass es mit Leben gefüllt ist. Hoffnung auf ein gutes Ende haben Pareike und Kieslich auf jeden Fall. „Aber“, so Kieslich „das ist kein Selbstgänger. Es werden noch viele Gespräche nötig sein.“