Bad Oldesloe. Drei Corona-Impfzentren gehen in Betrieb, Berufsschulen werden modernisiert und das neue Rettungszentrum in Hammoor wird fertig.

Die 55 Kommunen in Stormarn und auch der Kreis selbst sind in ein Jahr voller Fragezeichen gestürzt. Wie wirkt sich das neue Finanzausgleichsgesetz (FAG) des Landes für sie aus? Welche konkreten Folgen hat die Kita-Reform? Und vor allem: Wie bremst die Corona-Krise die Wirtschaft und wie lange dauert die Pandemie noch?

Vor diesem Hintergrund ist eine verlässliche finanzielle Planung illusorisch. „Gut möglich, dass wir schon im Mai einen ersten Nachtragshaushalt aufstellen müssen“, sagt Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß – stellvertretend wohl für alle Städte und Gemeinden.

Was plant der Kreis Stormarn für das Jahr 2021?

Vom kleinsten Dorf Hohenfelde bei Trittau mit seinen 50 Einwohnern bis zur größten Stadt Ahrensburg mit rund 34.000 Menschen bestimmen die Corona-Auswirkungen noch Monate das Leben. Allerdings sind sie unterschiedlich groß, wie sich an den Gewerbesteuerausfällen für das zu Ende gehende Jahr ablesen lässt: Hohenfelde erhält aus dem Erstattungsprogramm von Land und Bund 4500 Euro, während es in Reinbek 1,32 Millionen und in Ahrensburg sogar rund acht Millionen Euro sind.

Zwei zukunftsweisende Fragen beantworten die Bürger am Sonntag, 26. September. Dann wählen die Stormarner ihre Bundestagsabgeordneten und die Ahrensburger ihren Bürgermeister. Seit 2017 sitzen aus Stormarn nur noch die beiden AfD-Politiker Bruno Hollnagel (Hoisdorf) und Axel Gehrke (Grönwohld) im Reichstag in Berlin. In den drei Wahlkreisen Segeberg/Stormarn-Mitte, Ostholstein/Stormarn-Nord und Herzogtum Lauenburg/Stormarn-Süd wurden die CDU-Kandidaten Gero Storjohann (aus Seth), Ingo Gädechens (aus Burg auf Fehmarn) und Norbert Brackmann (aus Lauenburg) direkt gewählt. Auf den Landeslisten ihrer Parteien hatten Stormarner keine vorderen Plätze.

Ahrensburg wählt einen neuen Bürgermeister

Thomas Schreitmüller möchte Bürgermeister in Ahrensburg werden.
Thomas Schreitmüller möchte Bürgermeister in Ahrensburg werden. © HA | Unbekannt

In Ahrensburg wird ein Nachfolger für Verwaltungschef Michael Sarach (67) gesucht, der seit 2010 im Amt ist. Erster Bewerber ist der Barsbütteler Bürgermeister Thomas Schreitmüller, den die CDU frühzeitig nominiert hat. Ein Großprojekt für den künftigen Leiter des Rathauses werden die Folgen der neuen S-Bahn-Linie 4 zwischen dem Hamburger Hauptbahnhof und Bad Oldesloe sein. Für den Abschnitt von der Landesgrenze Hamburg/Schleswig-Holstein bis Ahrensburg-Gartenholz steht das Planfeststellungsverfahren aus. Vorgesehen sind eine 120 Meter lange Brücke im Zuge der Straße Brauner Hirsch, der neue S-Bahnhof Ahrensburg West und sechs Meter hohe Lärmschutzwände in der Innenstadt.

Was im neuen Jahr bei Ihnen vor der Haustür passiert, zeigt unsere Zeitung. Wir starten zum zehnten Mal unsere Agenda-Serie. In ihr geben wir einen Überblick, welche Projekte von Reinbek bis Reinfeld 2021 geplant sind. Bürger kommen zu Wort. Und wir zeigen, was aus den Projekten der Agenda 2020 geworden ist. In der Auftaktfolge geht es darum, was für den Kreis wichtig ist, in dem rund 245.000 Menschen leben.

Drei Impfzentren in Stormarn - Kosten rund 570.000 Euro

Drei Impfzentren nehmen Betrieb auf: Im Kampf gegen die Corona-Pandemie sind mit Unterstützung des Technischen Hilfswerks (THW) und der Bundeswehr innerhalb von drei Wochen drei Gebäude in Bad Oldesloe, Großhansdorf und Reinbek in Impfzentren umgerüstet worden. Dafür hat der Kreis rund 570.000 Euro ausgegeben. Hinzu kommen 140.000 Euro Betriebskosten pro Monat. Seit 4. Januar ist das Impfzentrum in der Oldesloer Jugendherberge in Betrieb.

Wann die beiden weiteren Standorte folgen, hängt vom Nachschub mit Impfstoff ab. „Um die Krise zu bewältigen, haben wir zudem das Gesundheitsamt personell verstärkt“, sagt Landrat Henning Görtz.

Berufsschulen werden modernisiert: Nachdem der Standort Ahrensburg bereits für 4,8 Millionen Euro erweitert worden ist, entsteht auch an der Beruflichen Schule in Bad Oldesloe am Schanzenbarg ein Erweiterungsbau für 7,7 Millionen Euro. „Baubeginn war im März vergangenen Jahres, bislang liegen wir gut im Plan“, sagt Thilo Scheuber, Bauamtsleiter der Kreisverwaltung. Mit der Fertigstellung rechnet er deutlich vor Beginn des Schuljahrs 2021/22. Zudem soll im Mai mit dem Bau der Parkpalette an der Berufsschule Ahrensburg begonnen werden, die Ende des Jahres stehen soll. Die Kosten belaufen sich dort auf 2,4 Millionen Euro.

Rettungszentrum Hammoor wird fertig: Im Februar 2019 kaufte der Kreis für den Bau eines zentralen Rettungszentrums ein 8500 Quadratmeter großes Grundstück am Autobahnkreuz A 1/A 21. Dort ist ein Gebäude für die Technische Einsatzleitung des Katastrophenschutzes, die Sanitätseinheiten des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), des Malteser Hilfsdienstes (MHD) und der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) im Bau. Allein die Erschließung hat rund 850.000 Euro gekostet. „Wir sind bislang im Kostenplan geblieben und rechnen im Herbst 2021 mit der Fertigstellung“, sagt Scheuber. Die Gesamtkosten liegen voraussichtlich bei 7,9 Millionen Euro.

Integrierte Rettungsleitstelle Süd: Die Suche nach einem Grundstück für die neue 112-Einsatzzentrale gestaltete sich lange schwierig. Inzwischen ist das Areal an der Teichkoppel im Gewerbegebiet nahe der A-1-Anschlussstelle Bad Oldesloe eingemessen. „Der erste Spatenstich ist für Herbst geplant, die Übergabe Ende 2023“, so Scheuber. Weil sich das Grundstück in der zweiten Reihe befindet, hat der Kreis den Bau der Zuwegung in eigener Regie genommen. Allein für die technische Ausstattung des hochmodernen Baus, an dem Fachplaner von 13 Ingenieurdisziplinen mitwirken, sind mehr als neun Millionen Euro veranschlagt.

„Die Technik ist fast so teuer wie das Gebäude selbst. Wir rechnen mit Gesamtkosten von 26,1 Millionen Euro“, sagt Scheuber. Die Leitstelle koordiniert pro Jahr mehr als 120.000 Einsätze von Rettungsdiensten und Feuerwehren sowie Krankentransporte in Stormarn und den Nachbarkreisen Ostholstein und Herzogtum Lauenburg.

Der Fahrdienst Ioki wurde bereits in Ahrensburg getestet, nun geht es so richtig los.
Der Fahrdienst Ioki wurde bereits in Ahrensburg getestet, nun geht es so richtig los. © HA | Unbekannt

Öffentlicher Personennahverkehr: Um den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu verbessern, gibt es Taktverdichtungen auf vielen wichtigen Buslinien und einen durchgängigen Nachtbetrieb an Wochenenden auf der U-Bahnlinie 1 bis Großhansdorf. Jetzt soll die Umsetzung des Ioki-Projekts in Ahrensburg und im Raum Brunsbek/Lütjensee/Trittau für noch mehr Mobilität der Bürger sorgen. Beide Projekte, die vorerst bis Ende 2021 konzipiert sind und zusammen ein Volumen von 1,7 Millionen Euro haben, werden vom Bund zu 100 Prozent gefördert.

Fertiggestellt werden soll zudem der Regionale Nahverkehrsplan der Hamburger Randkreise in der Metropolregion, an dem sich Stormarn mit 30.000 Euro beteiligt. Ebenso viel Geld ist in ein Gutachten zu den Mobilitätsbedürfnissen der Bewohner unter Berücksichtigung von Genderaspekten investiert worden.

Sanierung der Kreisstraßen: Die K 12 (Ortsdurchfahrt Tremsbüttel) wird seit vergangenem August für 2,35 Millionen Euro erneuert. Sie soll Mitte des Jahres abgeschlossen sein. Zudem steht die verschobene Sanierung der K 109 (Ortsdurchfahrt Glinde) für 2,2 Millionen Euro an. Eine grundlegende Sanierung ist auch auf dem K-80-Abschnitt zwischen der A-1-Anschlussstelle Reinbek und der K 26 (Glinde) notwendig, auf dem ursprünglich nur eine Deckenerneuerung geplant war.

Deshalb beläuft sich der Kostenansatz dort inzwischen auf 3,8 Millionen Euro. Eine neue Fahrbahndecke soll zudem der 1100 Meter lange Abschnitt der K 97 zwischen der L 224 bei Siek und der L 91 bei Hoisdorf bekommen. Hinzu kommen Erhaltungsmaßnahmen an der K-80-Brücke am Oher Weg.

Radwegenetz wird ausgebaut: Für den Lückenschluss des Radwanderwegs Bad Oldesloe–Tittau zwischen Mollhagen und Sprenge sind Grunderwerb und ein Planfeststellungsverfahren vonnöten. Die Baukosten belaufen sich auf rund 700.000 Euro. „Dieser Lückenschluss ist nicht zuletzt für unser Tourismuskonzept bedeutsam“, sagt Landrat Henning Görtz. Erneuert werden soll der Radweg Trittau–Glinde im Abschnitt Willinghusen.

Dort wird für 450.000 Euro auf 2,50 Meter Breite eine neue Asphaltdecke aufgebracht. Neue Decken sollen überdies ein 1800 Meter langer Abschnitt des Radwegs an der K 74 zwischen L 83 und K 95, ein 2600 Meter langer Abschnitt des Radwegs an der K 64 zwischen A 21 und Tralau sowie ein 1900 Meter langer Abschnitt des Radwegs an der K 106 zwischen Ahrensburg und Hammoor bekommen.

Neues Tourismuskonzept: Ende April soll das neue Tourismuskonzept stehen, für das 40.000 Euro vorgesehen sind. Zum Auftakt hatte es in diesem Jahr zahlreiche Workshops unter Einbindung der Gemeinden gegeben. „Das Konzept hat vor allem Kurz- und Tagestouristen im Blick, die in Stormarn Station auf dem Weg in die Hansestädte Hamburg und Lübeck machen und dabei auf kulturelle und touristische Anziehungspunkte im Kreisgebiet aufmerksam gemacht werden sollen“, sagt Görtz.

Verwaltungsmitarbeiter gesucht: In diesem Jahr wächst das Personaltableau der Kreisverwaltung um 24 auf dann 695 Stellen, die sich etwa 800 Mitarbeiter teilen. Mit einem Dutzend neuer Stellen wird die Rettungsleitstelle gestärkt. Für die beiden Berufsschulen wird es je einen weiteren Sozialpädagogen geben.

„Vor allem auf der Leitungsebene verzeichnen wir eine größere Fluktuation, da allein fünf Fachdienstleiter in den Ruhestand gehen werden“, sagt Landrat Henning Görtz. Trotz des allgemeinen Fachkräftemangels vor allem im IT- und Bausektor habe es aber mehr Bewerber als sonst gegeben. Offenbar werde der öffentliche Dienst in Krisenzeiten als „sicherer Hafen“ gesehen, so Görtz.

Sozialen Wohnungsbau forcieren: „Das ist und bleibt eine unserer größten Dauerbaustellen. Wir brauchen weiterhin deutlich mehr Projekte in den Kommunen“, sagt der Landrat. Um das Ziel von kreisweit 1000 neuen Wohnungen pro Jahr zu erreichen, soll in diesem Jahr eine Wohnungsbaukonferenz organisiert werden, für die der Kreis 15.000 Euro ausgeben will.

Neue Firma übernahm Müllabfuhr: Anfang Januar hat ein neuer Logistiker die Abfuhr der rund 270.000 Bio- und Restmülltonnen in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg übernommen. Die Damm Entsorgung Südholstein (DESH) bietet dafür 94 Mitarbeiter und 34 Sammelfahrzeuge auf.