Reinbek. Einige Fraktionen sehen das Gelände als einzige Möglichkeit, Reinbek noch zu entwickeln. Grüne und FDP lehnen dies ab.
Grünflächen oder bezahlbare Wohnungen für junge Familien? Dazwischen spannt sich eine Debatte um das Holzvogtland zwischen Schönningstedt und Prahlsdorf, das bisher der Landwirtschaft dient. Corona verhindert derzeit die politische Grundsatzdiskussion darum. Der passende Antrag der Grünen wurde im jüngsten Bauausschuss verschoben, um die Sitzung coronagemäß zu kürzen.
Doch das Thema schwelt hinter den Kulissen weiter. Dabei ist es nicht neu: Schon in den 90er-Jahren wurde Wohnungsbau im Holzvogtland aufgegeben, nachdem es 70 Prozent der Bürger abgelehnt hatten, 2016 war die Fläche für Flüchtlingsunterkünfte im Gespräch.
FDP fordert Bürgerentscheid zur Bebauung des Holzvogtlandes
Bereits im September 2020 hatten die Investoren Kai Dusenschön und Janno Krieger Anwohner auf ihr 5,3 Hektar großes Gelände geladen, um ihr Projekt zu präsentieren: Mit ihrer Firma Wohnbauer planen sie südlich des Kampsredders ein gleichnamiges Quartier mit 200 Mietwohnungen, 25 Prozent sollen öffentlich gefördert sein. Im frei finanzierten Bereich sollen 80-Quadratmeter-Wohnungen mit vier Zimmern weniger als 1000 Euro kalt kosten. Laut SPD sind auch das Wohnungsunternehmen Semmelhaack und ein Projektentwickler aus Hamburg interessiert.
Entgegen ihrem Programm ist die SPD heute nicht mehr ganz abgeneigt, wenn es um die Bebauung des Areals geht, sagt ihr Sprecher Philipp Quast: „Wir sehen heute einfach den Bedarf für bezahlbaren Wohnraum. Deshalb können wir uns vorstellen, dass dort gebaut wird – sofern die Infrastruktur, also Verkehr, Kitas und Schulen, sowie auch die ökologische Komponente bedacht werden.“ Und das aktuelle Konzept der Firma Wohnbauer sei es durchaus wert, darüber nachzudenken. Die SPD möchte die Gesamtfläche in einem Zug überplanen. „Das heißt nicht, dass wir das gesamte Areal bebauen lassen wollen“, betont der Politiker. „Wir wollen vielmehr verhindern, dass sukzessive alles zugebaut wird.“
Forum 21 war schon immer für eine Bebauung der Fläche
Die Fraktion Forum 21 will ebenfalls günstigen Wohnraum und war schon immer für eine Bebauung: „Dies ist die einzige Fläche, auf der sich Reinbek noch entwickeln kann“, betont Fraktionschef Leif Fleckenstein. „Immerhin reden wir hier nicht von Natur-, sondern von Kulturland, einem Acker. Wir müssen in die Zukunft schauen und uns fragen, ob wir junge Leute halten wollen, oder an Grünzügen festhalten wollen, die aus der Historie heraus als ortsbildprägend gelten.“
Die CDU bezweifelt ebenfalls, dass alle Bürger das Grün erhalten wollten. „Ein Teil des Holzvogtlandes ist als Konfliktfläche ausgewiesen“, sagt CDU-Ortsvorsitzende Antje Pfeiffer. „Das bedeutet, dass ein Teil der Bürger dort gegen eine Bebauung ist.“ Der Rest des Gebietes sei Potenzialfläche, auf der eine Bebauung vorstellbar sei. Wenn sich junge Reinbeker, Familien, Ehrenamtler, Arbeitnehmer, die auf kurze Wege angewiesen sind, sowie Senioren das Wohnen in ihrer Stadt nicht mehr leisten könnten, würde dies langfristig ebenfalls teuer. „Daher sind wir den Plänen gegenüber erst einmal positiv eingestellt“, so Pfeiffer. Deshalb müssten Verkehr, Schulen, Kitas und deren Finanzierung genau durchdacht sein.
FDP will einen Bürgerentscheid zum Thema Bebauung Holzvogtland
Die FDP ist gegen die Bebauung: „Die Ergebnisse des Stadtchecks sind nicht repräsentativ“, stellt Fraktionschef Uwe Rasch fest. „Uns fehlen auch belastbare Zahlen, wie viele geförderte Wohnungen wir tatsächlich brauchen. Deshalb wollen wir den Bürger befragen und beantragen in der Sitzung im März einen Bürgerentscheid dazu.“
Günther Herder-Alpen (Grüne) hält einen Bürgerentscheid hingegen für verfrüht. Die Meinungslage der Fraktionen sei zu diffus. Der Fraktionsvorsitzende stellt fest: „Uns eint alle, dass wir bezahlbaren Wohnraum für nötig halten. Wir Grüne wollen, dass eine Überplanung nicht der Anfang vom Ende der Grünflächen ist.“ Wenn seine Fraktion eine Bebauung im Außenbereich zuließe, wolle sie dafür etwas für Reinbek bekommen. „Über die Bedingungen können wir uns doch unterhalten“, sagt er.