Ahrensburg. Der Service kann zunächst in Ahrensburg sowie in der Region Brunsbek/Lütjensee/Trittau genutzt werden. Fahrzeuge sind per App buchbar.

Ein Shuttle für den Weg von der Haustür zur Haltestelle und zurück – und das mit einem HVV-Ticket plus einem Euro Aufschlag: Mit der DB-Tochter Ioki will Ahrensburg Lücken im Öffentlichen Personennahverkehr schließen. Das Modellprojekt startet dort zunächst mit fünf der auffälligen Elektro-Fahrzeuge. Vier weitere fahren in der Region Brunsbek, Lütjensee und Trittau.

14 neue Haltestellen im Stadtgebiet

Die Idee: Der günstige Shuttle-Service soll Menschen den Umstieg vom eigenen Auto auf Bus und Bahn erleichtern. Eine Fahrt im Stadtgebiet kostet lediglich 2,70 Euro und kann bequem per Smartphone-App gebucht werden. Ältere, nicht internetaffine Nutzer können ein Fahrzeug auch per Telefon bestellen.

Damit möglichst viele Ahrensburger den neuen On-Demand-Shuttleservice in Anspruch nehmen, wurden im Stadtgebiet 14 neue Haltestellen geschaffen. „So können 90 Prozent der Einwohner einen Haltepunkt innerhalb von 250 Metern erreichen“, sagt Finn Blunck, Projektmanager für On-Demand-Verkehre bei der Stadt. Dass Ahrensburg jetzt in den Genuss eines neuen Verkehrsmittels kommt, ist seiner Kollegin Jule Lehmann zu verdanken. Die Klimaschutzmanagerin machte sich für die Teilnahme an dem Pilotprojekt stark, kümmerte sich um die Förderung und nötigen Vorbereitungen: „Das ist für uns ein wichtiger Schritt und wir hoffen, dass wir dadurch auch unsere Umweltbilanz verbessern können“, sagt sie.

Zunächst läuft eine Testphase

Finn Blunck begleitet das Projekt für die Ahrensburger Stadtverwaltung.
Finn Blunck begleitet das Projekt für die Ahrensburger Stadtverwaltung. © Finn Fischer

Die Shuttle können von Fahrgästen ab sofort zu einer beliebigen Adresse im Stadtgebiet bestellt werden, um damit zu einem der Haltepunkte zu fahren – oder von einem der Haltepunkte zu einem Wunschziel. Wichtig: Die Shuttle fahren ausschließlich im Stadtgebiet. Fahrten in andere Städte sind nicht möglich. Das ist auch nicht der Sinn des Projekts. In Ahrensburg ist das neue ÖPNV-Angebot in erster Linie für die sogenannte letzte Meile gedacht, also den Weg von der Wohnung oder der Arbeitsstelle zu einem weiteren Transportmittel oder umgekehrt.

Zunächst befindet sich der Shuttle-Service in einer Testphase. Bis Ende 2021 sollen möglichst viele Daten gesammelt werden, um herauszufinden, ob das Angebot auch angenommen wird oder gegebenenfalls Verbesserungen nötig sind. Neben Ahrensburg ist auch der Kreis Stormarn Projektpartner der vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) geförderten Initiative „Reallabor Hamburg“, um die On-Demand-Angebote der DB-Tochter Ioki im ländlichen Raum zu erproben.

Landrat hofft auf Verbesserung des ÖPNV

In der Region Brunsbek wird das Angebot gemeinsam mit dem Kreis Stormarn und der Süderelbe AG auf die Straße gebracht. „Über die App lässt sich ganz einfach auslesen, welche Wegeverbindungen besonders viel genutzt werden“, sagt Monika Gabler von der Wirtschafts- und Regionalentwicklungsgesellschaft Süderelbe AG. Bereits vorab hat eine Analyse von rund 600.000 Wegen in der Region gezeigt, dass bereits vier Fahrzeuge regional im Kreis Stormarn einen großen Mehrwert für die Alltagsmobilität schaffen können.

Das höchste Potenzial für das bedarfsgerechte Angebot liegt in den Gemeinden Brunsbek, Großensee, Lütjensee, Trittau, Rausdorf und dem Ortsteil Granderheide. Die Shuttles sollen diese Orte nicht nur stärker miteinander vernetzen, sondern sie auch enger an die Metropolregion Hamburg anbinden. Die Mobilitätsanalyse von Ioki hat auch die Pendler-Haltestellen Trittau-Vorburg, Stapelfeld, Neuschönningstedt-Haidkrug, Willinghusen-Kehre und Großlohe in der Verkehrsplanung berücksichtigt, um vor allem hier die erste und letzte Meile lückenlos zu schließen.

Für Landrat Henning Görtz birgt das Projekt die Chance, gerade in ländlichen Gebieten das ÖPNV-Angebot merklich zu verbessern: „Wir wollen, dass mehr Menschen vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen. Deswegen haben wir zum Fahrplanwechsel bereits einige Verbesserungen vorgenommen und mit dem Ioki-Angebot können wir weitere Erfahrungen sammeln, wie wir den Nahverkehr künftig noch besser gestalten können.“ Die Erprobung sei ein wichtiger Schritt in ein hoffentlich zukunftsfähiges Konzept, um die Vernetzung zwischen dem ländlichen und städtischen Raum weiter zu verbessern.

Der Ioki-Shuttle ist auch telefonisch buchbar

Ioki setzt dabei emissionsfreie Elektroautos des britischen Herstellers LEVC ein. Die Fahrzeuge verfügen über sechs Sitzplätze und sind zudem barrierefrei: Rollstuhlfahrer können über eine Rampe einsteigen. Auch Kinderwagen können bequem befördert werden.

Stormarnweit kann Ioki noch nicht genutzt werden. Doch das könnte sich ab 2021 ändern, sollte die Nachfrage vorhanden sein. „Es geht auch um die Frage, ob das Angebot effektiv Probleme lösen kann, die vor allem im ländlichen Raum bestehen“, sagt die Kreisverkehrsausschuss-Vorsitzende Gesa Dunkelgut. „Und ob Ioki von den Stormarnern angenommen wird.“ Erste Ergebnisse erwartet die CDU-Kommunalpolitikerin Mitte kommenden Jahres.

Ob der Shuttle-Service auch nach 2021 weitergeführt – oder sogar ausgebaut wird – entscheidet sich erst nach der Testphase und ist auch von dem politischen Willen auf Kreisebene und letztendlich auch der einzelnen Städte und Gemeinden abhängig.

Die Ioki-App der Verkehrsbetriebe Hamburg kann über den Play Store (Android) und App Store (Apple) installiert werden. Wer nicht im Besitz eines internetfähigen Smartphones ist, kann den Ioki-Shuttle telefonisch unter 040/72 59 48 20 anfordern.