Bargteheide. Trägerverein will schnell einen neuen Vertrag. Mediation mit Stadtverwaltung und Evaluation der vergangenen Jahre bleiben umstritten.

Mit voller Kapelle will der Vorstand des Vereins Kleines Theater Bargteheide am Mittwochabend ab 18.30 Uhr im Ratssaal dem Haupt- und Sozialausschuss beiwohnen. Dort soll – bislang im nichtöffentlichen Teil – über einen neuen Vertrag mit der Stadt beraten werden. Der aktuell gültige läuft zwar erst Ende nächsten Jahres aus. „Doch wir brauchen Planungssicherheit. Deshalb sollte möglichst bald ein neuer Vertrag geschlossen werden“, sagt Vereinssprecher Joachim Krämer.

Das sieht die Wählergemeinschaft für Bargteheide (WfB) ebenso. In einem Antrag hat sie „unverzüglich“ Kontrakte (auch mit Restaurantpächter Baki Abazi) für einen Zeitraum von fünf Jahren gefordert. Es gehe darum, die Weiterarbeit des Trägervereins schnellstmöglich auf eine sichere Basis zu stellen. „Die Planungen für den Theaterbetrieb in 2021 müssen wegen des notwendigen zeitlichen Vorlaufs, etwa für die Verpflichtung der Künstler, jetzt erfolgen“, so Fraktionschef Norbert Muras.

Seit Ende 2018 managt Trägerverein den Betrieb allein

Die Wählergemeinschaft geht in ihrem Antrag allerdings noch deutlich weiter. Sie sieht weder Anlass für eine Mediation, noch für eine Evaluation. Dazu gibt es jedoch Beschlüsse, die noch immer Gültigkeit haben. Nach Ansicht der WfB sind die Gründe aber längst hinfällig. Von „schweren und unlösbaren“ Konflikten, die den Betrieb des Kleinen Theaters über Jahrzehnte hinweg bestimmt hätten, könne jetzt keine Rede mehr sein.

Seit der frühere Kino-Betreiber Hans-Peter Jansen Ende 2018 aufgab, wird der Theater- und Lichtspielbetrieb ausschließlich vom Trägerverein organisiert. „In seiner dreijährigen Tätigkeit hat er das Haus in einen so guten Zustand versetzt, dass inzwischen sogar Preview-Vorführungen mit höchstem technischen Standard durchgeführt werden können“, lobt Muras.

Die Stadtverwaltung sieht noch etliche offene Fragen

Mit ihren Forderungen setzt die WfB die Bargteheider Stadtverwaltung allerdings erheblich unter Druck. Weil das Kleine Theater ein öffentliches Gebäude ist, muss sie den Vertrag aushandeln. Die Zeit für einen Abschluss sei aber noch nicht reif, so Birte Kruse-Gobrecht. Die Bürgermeisterin sagt zum Abendblatt: „Wir sind zwar in guten, kooperativen Gesprächen mit dem Trägerverein. Es müssen aber noch eine Reihe offener Fragen geklärt werden.“

Dazu gehöre unter anderem ein Mitspracherecht der Stadtverwaltung bei der Nutzung des Gebäudes. Es sollte offen für alle sein, sprich, auch für andere Kulturschaffende der Stadt. „Den Rahmen für die Nutzung muss letztlich die Politik setzen. Unter anderem durch die Definition prinzipieller Kulturleitlinien für die gesamte Kommune“, so Kruse-Gobrecht. Die Arbeitsgruppe Kultur habe sich dazu bereits Mitte der vergangenen Woche intensiv ausgetauscht. Weshalb der Vorstoß der Wählergemeinschaft im Grunde überholt sei.

Alter Vertrag soll bis Mitte 2021 verlängert werden

Um dem Trägerverein die nötige Planungssicherheit für 2021 zu verschaffen, soll der bestehende Vertrag laut CDU-Fraktionschef Mathias Steinbuck vorerst zu gleichen Konditionen bis zum 30. Juni 2021 verlängert werden. Zudem halte die AG Kultur eine Mediation zwischen Verein und Verwaltung nach wie vor für sinnvoll. „Aus meiner Sicht geht es da nur noch um Nuancen. Trotzdem wird die Mediation von der AG ausdrücklich empfohlen“, so Steinbuck.

Für den Fraktionsvorsitzenden der SPD, Mehmet Dalkilinc, ist unterdessen wichtig, dass beide Seiten das Verfahren auch wirklich wollen. Und dass es vollkommen unabhängig von den Vertragsverhandlungen durchgeführt wird. „Wir stehen hundertprozentig hinter dem Trägerverein, er macht einen tollen Job. Deshalb lehnen wir eine Evaluation grundsätzlich ab“, sagt Dalkilinc.

Das hört der Vorstand des Trägervereins gern. „Seit dem Ausscheiden von Herrn Jansen am 18. Dezember 2018 läuft alles konfliktfrei und in ruhigen Bahnen. Da sich die Gesamtsituation völlig verändert hat, bedarf es auch keiner Evaluation mehr“, sagt Sprecher Krämer. Man wolle nichts weiter, als in Ruhe ehrenamtlich arbeiten. Deshalb sollte das „ewige Herumstochern in alten Geschichten“ endlich aufhören.

Namhafte Kulturschaffende haben das Haus verlassen

Das sehen aber nicht alle so. Zu viele namhafte Kulturschaffende haben dem Haus in den vergangenen Jahren schon vor Jansen den Rücken gekehrt: Caroline Dibbern, Maren Kröger, Angela Kroß, Jan Roßmanek, der Kulturring, das Oldie Kabarett. Das müsse aufgearbeitet werden, sagen nicht nur die Bargteheider Grünen. Gerade weil es sich um ein öffentliches Gebäude handelt, in das auch öffentliches Geld fließe, müsse es vor einem neuen Vertrag eine Gesamtschau auf die vergangenen Jahre geben. Fraktionschefin Ruth Kastner sagt: „Wann immer Leistungs- und Finanzvereinbarungen getroffen werden, ist eine Evaluation doch nichts Ungewöhnliches.“