Bargteheide. Jürgen Müller zeigt kunstvolle Bilder mit kulinarischem Touch im Restaurant Papillon. Die Vernissage ist am nächsten Sonntag.
Sattrot stehen die Garnelen, aufgereiht wie salutierende Soldaten, in einem Meer aus Reis. Sie werfen dabei Schatten, als hätte Spaniens Malergenius Salvador Dalí seine Hand im Spiel gehabt. Ganz vorn sitzt die größte und schönste Garnele auf einer quittegelben Reiskugel mit grünen Erbsen wie auf einem Thron. Schöner kann eine Paella mit Meeresfrüchten kaum inszeniert werden. Weshalb das fotografische Meisterwerk jetzt seinen Platz in Bargteheides Restaurant Papillon gefunden hat.
„Ich kenne Jürgen Müller schon eine halbe Ewigkeit“, sagt Gastronom Baki Abazi (56). „Er ist längst ein guter Freund geworden und seine Art zu fotografieren schätze ich sehr.“ Als Abazi sich für die Wände seiner Gasträume eine neue Dekoration wünschte, sei es deshalb naheliegend gewesen, Müller ins Boot zu holen. Was ihm der Fotograf wenig später zeigte, habe seine Erwartungen bei weitem übertroffen: neun großformatige Reproduktionen, eine sehenswerter als die andere.
Fotograf hat bei Hasselblad in Hamburg gelernt
Jürgen Müller ist leidenschaftlicher Fotograf, so lange er denken kann. Angefangen hat er einst in einer Hamburger Niederlassung der schwedischen Kultmarke Hasselblad. „Als Verkäufer und Laborant habe ich das Gewerbe faktisch von der Pike auf gelernt“, so der 67-Jährige. Doch wer tagtäglich mit solch exzellenten Kameras zu tun habe, der wolle sie natürlich irgendwann auch selbst benutzen.
Anfangs hat Müller vor allem Rock- und Jazzmusiker in der Hamburger Klubszene fotografiert, später auch Landschaften. Sein Talent sprach sich rasch herum. Schon bald fasste er im Bereich der Unternehmenskommunikation Fuß. Und machte sich schließlich als Werbefotograf mit eigenem Studio selbstständig.
Auch der Bundespräsident stand schon vor Müllers Kamera
Der gebürtige Hamburger arbeitete schon für Otto und Tchibo, VW und RWE. Er illustriert mit seinen Fotos Werbekampagnen, Imagebroschüren, Geschäftsberichte und Unternehmensporträts. Er fotografiert Natur und Architektur, Maschinen und immer wieder Menschen. So entstanden unter anderem Bilderserien des britischen Musikers Sting und des italienischen Künstlers Bruno Bruni. Im Bundestagswahlkampf 2009 stand auch der SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier vor Müllers Kamera.
Seine Bilder sind geprägt von einem puristischen Stil mit grafischem Aufbau. Deshalb wirken seine Objektfotos zuweilen wie Stillleben, von Zeit und Raum entrückt, und damit fast surreal. „Für mich ist die Fotografie kein dokumentarisches Medium. Ich habe Lust daran, ein Bild durch Filter und Effekte und final durch die digitale Nachbearbeitung am Computer auszudefinieren“, erklärt Jürgen Müller.
Die im Papillon ausgestellten Werke sind gute Beispiele dafür. Sie entstammen hauptsächlich einer Hommage an Tee-Tycoon Laurens Spethmann (Meßmer, Milford) und einer Kampagne für den Reishersteller Oryza.
Normalerweise ist ein um einen Teelöffel gewickelter Teebeutel ja alles andere als spektakulär. Doch das ändert sich schlagartig, wenn dieses Arrangement fast einen Meter hoch daherkommt. Durch die schiere Größe entreißt es Müller der Alltäglichkeit und gewährt einen völlig neuen Blick auf vermeintlich Banales. Von Humor geprägt ist indes der „Flirt“ zweier Teebeutel in siedendem Wasser. „Zu Dir oder zu mir“ hat der Schöpfer sein Werk genannt, das überraschende Frische und Leichtigkeit vermittelt.
Druck auf Aludibond sorgt für magische Wirkung
„Kann denn der Typ auch Reis?“, fragte die Oryza-Marketingchefin Barbara Andrae spontan, als sie Müllers Tee-Fotos das erste Mal sah. Kann er, war sie überzeugt, als Müller seine Fotogalerie vorlegte. „Allerdings erst, nachdem ich wochenlang in Asialäden, Büchern und im Internet recherchiert hatte“, gesteht Müller. Das Einfühlen in seine Fotoobjekte, in deren Materie, sei eine fundamentale Etappe im Schaffensprozess, ohne die seine Ideen zur Umsetzung eines kreativen Projekts nicht reifen könnten.
Damit die Werke ihre volle Qualität dann auch entfalten können, lässt Müller die Reproduktionen auf Aludibond drucken, einer feinen Aluminiumplatte, die auf einer Kunststoffschicht ruht. „Das ermöglicht nicht nur eine hohe Präzision der Wiedergabe. Dadurch bekommen die Fotos auch eine Art Eigenleben, je nachdem, von wo aus sie betrachtet werden“, erklärt Jürgen Müller.
Wer sich selbst von der magischen Wirkung seiner Bilder überzeugen will und dabei mehr über die Arbeit des Fotografen erfahren will, der kürzlich seinen Hauptwohnsitz nach Bargteheide verlegt hat, sollte am kommenden Sonntag im Papillon vorbeischauen, wenn Müllers Werkschau mit einer Vernissage offiziell eröffnet wird.
Fotos von Jürgen Müller, Vernissage, So, 15.9., 11 Uhr, Restaurant Papillon im Kleinen Theater Bargteheide, Hamburger Straße 3.