Bargteheide. Konzeptionell, personell und technisch runderneuert soll das einstige Lichtspielhaus „Unter den Linden“ eine neue Blütezeit erleben.

Mit einer großen Wiedereröffnungsgala will der Verein Kleines Theater am kommenden Sonntag, 18. August, in eine neue Ära starten. Konzeptionell, personell und technisch runderneuert soll das einstige Lichtspielhaus „Unter den Linden“ eine neue Blütezeit erleben. „Ich denke, es sind alle Voraussetzungen gegeben, um das Kleine Theater zu einem echten Kulturmagneten zu machen und so die Stadt Bargteheide als Kulturstandort nachhaltig zu stärken“, sagt Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht.

Die Zeit der Dissonanzen und Differenzen soll jedenfalls der Vergangenheit angehören, da sind sich alle Beteiligten einig. In den vergangenen Jahren hatte es großes Theater weniger auf der Bühne, als viel mehr hinter den Kulissen gegeben. Trauriger Höhepunkt war das Ende des „Cinema Paradiso“ Mitte Dezember des Vorjahres.

Mit Betreiber Hans-Peter Jansen verschwand auch der Projektor – was in der Stadtvertretung zu heftigen Kontroversen und zu allerlei Scharmützeln mit der Stadtverwaltung führte. Mehr als einmal wurde die Frage diskutiert, warum denn die Stadt zum zweiten Mal innerhalb von fünf Jahren in einen teuren Filmprojektor investieren müsse.

Technische Ausstattung genügt höchsten Ansprüchen

Als alle rechtlichen und moralischen Gründe hinreichend erörtert waren, kümmerten sich die hauptamtlichen Akteure der Stadtverwaltung und die ehrenamtlichen des Theatervereins gemeinsam um einen neuen Projektor. Und um die Sache gleich richtig rund zu machen, auch um eine neue Beschallungsanlage.

Für die Hälfte der Kosten von insgesamt 110.000 Euro wurde Fördergeld eingeworben, die andere Hälfte kam aus dem Stadtsäckel. Am Montag hat ein Fachmann den Projektor im frisch renovierten Technikraum eingebaut und jede Farbe einzeln kalibriert. Anschließend erfolgt dann die Feinabstimmung mit der Tonanlage.

Auftakt mit „Nachtzug nach Lissabon“


Bei der Gala zum Beginn der neuen Spielzeit 2019/2020 erwartet die Besucher ab 16 Uhr ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm, das einen guten Eindruck von den vielseitigen Angeboten des Kleinen Theaters vermittelt.


Auf der Bühne stehen werden unter anderem junge Künstler der Stage School Hamburg, Kinder der Theaterwerkstatt, Junggitarrist Kjell Kitzing, die Theatertruppe VVB und „Alma Hoppe“-Kabarettist Nils Loenicker.


Die Cineasten kommen ab 18.30 Uhr auf ihre Kosten. Erst gewährt Produzent Günther Russ Einblicke ins Filmbusiness, ab 19.30 Uhr wird der Film „Nachtzug nach Lissabon“ mit Martina Gedeck und Jeremy Irons gezeigt.

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„So viel lässt sich schon mal sagen: Damit ist das Kleine Theater definitiv auf dem neuesten Stand der Technik. Visuell wie akustisch genügt die gesamte Anlage höchsten Ansprüchen“, meint Werner Reese. Der Mann muss es wissen, war er doch bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden Technischer Leiter des Studios Hamburg.

Insbesondere die „Cinema-Fraktion“ hat nun große Pläne, um möglichst viele Zuschauer in den erstklassigen Kinosaal zu locken. Zur Organisation und Abwicklung der bis zu drei täglichen Vorstellungen (außer Montag und Mittwoch) wurde extra eine siebenköpfige Arbeitsgruppe gebildet.

„Wir wollen keineswegs den großen Multiplexhäusern Konkurrenz machen, sondern ein echtes Bürgerkino etablieren mit vielen Wunschfilmen unserer Gäste“, sagt Kinochef Norbert Ohl. Statt auf Action setze sein Team auf ein Arthouse-Programm mit ausgesuchten Streifen verschiedener Genres. So wird es Filme für Kinder und Jugendliche ebenso geben wie fürs reife Publikum. In einer speziellen Reihe sind Produktionen aus den Bereichen Umwelt und Natur geplant, jeden ersten Dienstag im Monat wird ein Original mit Untertiteln gezeigt.

Kurzfilmfest für Februar 2020 geplant

„Natürlich wird es auch aktuelle Topfilme wie ,Bohemian Rhapsody’ und das Elton-John-Biopic ,Rocketman’ geben und Kultfilme wie ,Spiel mir das Lied vom Tod’ und ,Casablanca’“, so Ohl. Mitstreiter und Filmemacher Melvin Jäpel will Ende Februar 2020 zudem wieder ein Kurzfilmfest organisieren, dessen Bewerbungsfrist mit der Gala am kommenden Sonntag beginnt.

Kim Griesche (v.l.), Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht, Kinochef Norbert Ohl und Filmemacher Melvin Jäpel präsentieren den neuen, 50.000 Euro teuren Filmprojektor
Kim Griesche (v.l.), Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht, Kinochef Norbert Ohl und Filmemacher Melvin Jäpel präsentieren den neuen, 50.000 Euro teuren Filmprojektor © Lutz Kastendieck

Dann wird auch die Theatersparte Lust aufs kommende Saisonprogramm wecken. Dazu gehören neben klassischem Schauspiel auch Kabarett, kraftvoller Chorgesang und Coverbands. „Als erste Stormarner Kommune beteiligen wir uns an dem Format ,Der Norden singt …’, wir holen Deutschlands beste Saxofonband Q4 ins Kleine Theater und erstmals den französischen Kabarettisten Emmanuel Peterfalvi, hierzulande besser bekannt als rasender Reporter Alfons mit dem Puschelmikro“, benennt Vorstandschef Olaf Nehls einige der Bühnenhighlights.

Stärker bespielt werden soll zudem das Foyer. So bitten die Großenseer Opernsängerin Katharina Maria Kagel und ihr Quartett unter dem Titel „Tango@more“ zu einer musikalischen Reise nach Lateinamerika, begleitet durch spezielle kulinarische Kreationen von Restaurantchef Baki Abazi.

„Mit der neuen Reihe Kultur-Dinner wollen wir zugleich die Kooperation mit der Gastronomie des Hauses stärken“, sagt Vereinssprecher Joachim Krämer. Das Abazi-Team werde die Kinogänger auch mit süßen Snacks und Getränken versorgen, die ab sofort wieder mit in den Saal genommen werden dürfen. Nur auf frisches Popcorn müssten die Cineasten im Kleinen Theater leider verzichten. „Dazu muss erst der Eingangsbereich umgebaut werden“, so Krämer.