Ahrensburg. Ein Großprojekt spaltet die Politik: SPD, FDP und Linke wollen den Investor stoppen. Aber noch gibt es eine Mehrheit für den Kino-Plan.
Es ist eines der letzten großen städtischen Grundstücke in Ahrensburgs Zentrum, das noch unbebaut ist: die Alte Reitbahn. Eine entsprechend wichtige Bedeutung messen die Politiker den Plänen für das 6000 Quadratmeter große Areal zu. Mehrere Ideen von Investoren und Projektentwicklern wurden in der Vergangenheit bereits verworfen. Und jetzt ist auch über das aktuelle Vorhaben der Bremer Melchers-Gruppe wieder ein heftiger Streit innerhalb der Politik entbrannt.
Es gibt zwei Lager. SPD, FDP und Linke wollen die Zusammenarbeit mit dem Investor stoppen – und das am liebsten sofort. Sie halten die Richtung, die bei den Planungen eingeschlagen wurde, für falsch. Das machten die Fraktionen bei der jüngsten Stadtverordnetenversammlung deutlich. Dort ging es eigentlich nur darum, die Anhandgabe des Grundstücks an Melchers um sechs Monate zu verlängern, da die alte Frist Ende dieses Jahres ausläuft.
Thema sollte eigentlich geheim verhandelt werden
Auf Antrag der SPD wurde das Thema, das eigentlich unter dem Stichwort „Grundstücksangelegenheit“ für den nichtöffentlichen Teil der Sitzung vorgesehen war, öffentlich behandelt. „Wir reden über nichts, was nicht schon im Abendblatt gestanden hat“, sagte Jochen Proske. Sein Fraktionskollege Andreas Plässer plädierte später in einer eindringlichen Rede dafür, das Projekt selbst in die Hand zu nehmen. „Auf der Fläche könnten wir etwas für Geringverdiener tun“, sagte der Vorsitzende des Bauausschusses. „Sie wäre hervorragend für sozialen Wohnungsbau geeignet.“ 120 Wohnungen könnten dort nach Ansicht der Sozialdemokraten realisiert werden, davon 30 Prozent Sozialwohnungen und vielleicht weitere 40 Wohnungen im mittleren Preissegment.
Zuletzt hatte der Investor ein Konzept mit 77 Wohnungen, davon maximal 14 öffentlich geförderte, einer Tiefgarage mit 184 Stellplätzen und einem Edeka-Markt vorgestellt. Der Einzelhändler soll von der Bahnhofstraße umziehen. Auf dem dortigen Grundstück, das bereits Melchers gehört, wäre dann Platz für ein Kino mit fünf Sälen und gut 770 Plätzen. Beide Projekte hängen also zusammen. Das bedeutet: Wenn die Politiker die Zusammenarbeit mit dem Investor an der Alten Reitbahn beenden, stoppen sie auch die Kino-Pläne.
FDP-Chef: „Wir brauchen in Ahrensburg kein Kino“
Für den FDP-Fraktionsvorsitzenden Thomas Bellizzi kein Problem. „Wir brauchen in Ahrensburg vor allem Parkplätze und bezahlbaren Wohnraum, aber kein Kino“, sagte er. „Die vorgelegten Entwürfe für die Alte Reitbahn entsprechen nicht dem, was wir wollen.“ Seiner Ansicht nach hatte die Melchers-Gruppe schon genügend Zeit, um die Pläne nachzubessern. „Wir haben dem Investor bereits vor der Kommunalwahl Hausaufgaben mitgegeben, aber nichts ist passiert. Unsere Geduld ist am Ende“, sagte Bellizzi. „Warum lässt sich die Mehrheit der Stadtverordneten vom Investor auf der Nase herumtanzen?“
Bellizzi schlägt einen neuen Weg vor. Die Politiker sollten sich seiner Meinung nach zunächst Gedanken darüber machen, was Ahrensburg wirklich brauche und Ziele für die Alte Reitbahn festlegen, etwa sozialen Wohnungsbau, Parkplätze und Knick erhalten. „Dann starten wir mit den Vorgaben einen Ideenwettbewerb und wählen den besten Entwurf aus“, sagte er. „Bisher haben wir nur das vorgeschlagen bekommen, was der Investor für wichtig hält.“
CDU und Grüne halten an dem Projekt fest, die WAB auch
Auch die Linken sprechen sich dafür aus, dem Investor keine Zeit mehr einzuräumen. „Wenn wir die Anhandgabe nicht verlängern, haben wir das Grundstück wieder für uns und können es vernünftig beplanen“, sagte der Fraktionschef Ali Haydar Mercan.
CDU und Grüne wollen nach derzeitigem Stand an dem Projekt festhalten. Sie haben im Oktober Gespräche mit dem Investor geführt und sind zuversichtlich, dass ihre Wünsche bei der Bebauung der Alten Reitbahn berücksichtigt werden. Momentan ist die Melchers-Gruppe dabei, die Pläne zu überarbeiten. Sie sollen im Februar 2019 im Bauausschuss vorgestellt werden. Die Grünen wollen, dass der Knick im hinteren Bereich erhalten bleibt und eine 30-Prozent-Quote für Sozialwohnungen erreicht wird. Die CDU ist von Anfang an für das Projekt und möchte, dass das Kino endlich gebaut wird. Beide Fraktionen warben in der Stadtverordnetenversammlung dafür, erst einmal das überarbeitete Konzept abzuwarten.
Investor hat nun bis 30. Juni 2019 Zeit, einen mehrheitsfähigen Plan zu erstellen
Auch die WAB sieht derzeit keinen Grund, die Zusammenarbeit mit dem Investor abzubrechen. „Wir finden die Kino-Idee gut und wollen auch, dass sich der Edeka-Markt mit dem Umzug modernisieren kann“, sagte der Fraktionsvorsitzende Peter Egan. „Deshalb möchten wir das Projekt gern vorantreiben.“ Der Investor habe nach der Kommunalwahl immer mehr Vorgaben für die Alte Reitbahn bekommen. „Jetzt müssen wir ihm auch die Chance geben, diese umzusetzen“, so Egan.
CDU, Grüne und WAB haben in der Stadtverordnetenversammlung zusammen 26 von 40 Stimmen und damit eine relativ komfortable Mehrheit. Mit dieser beschlossen sie in der jüngsten Sitzung auch, die Anhandgabe zu verlängern. Der Investor hat nun bis zum 30. Juni kommenden Jahres Zeit, seine Pläne für die Bebauung des Grundstücks so zu überarbeiten, dass sie eine Mehrheit der Politiker überzeugen.