Mit dem Aus für die Tiefgarage unter dem Stormarnplatz ist ein wichtiges Zukunftsprojekt gescheitert.

Es ist zum Haare raufen, was die Ahrensburger Politik dieser Tage abliefert. Wieder einmal. Circa 50.000 Euro legt die Stadt für eine Machbarkeitsstudie auf den Tisch, um den Weg zu einer Tiefgarage unter dem Stormarnplatz zu ebnen. Doch anstatt dieses für die Zukunft des Zentrums so wichtige Projekt tiefer zu verfolgen, wird es vom Bau- und Planungsausschuss aus Gründen der Optik und der Kosten beerdigt, bevor eine vernünftige Diskussion darüber überhaupt begonnen hat.

Der Berg kreißte und gebar eine Maus, schriebe Dichter Horaz den Parteienvertretern ins Stammbuch. Wieder einmal. Denn erneut können sich kritische Betrachter des Geschehens in Ahrensburg nicht des Eindrucks erwehren, dass den Parteien der unbändige Wille fehlt, die Verkehrsprobleme des Mittelzentrums endlich mit der gebotenen Kraft anzugehen.

„Welche Gründe gibt es, nach Ahrensburg zu ziehen – außer der guten Bahnanbindung nach Hamburg und der A 1 Richtung Ostsee?“ Gute Einkaufsmöglichkeiten und viel Grün in und um die Stadt, lautete meine Antwort auf die Frage eine Vertreterin der Metropolregion, die einen Umzug in das Umland erwägt. Es gibt ein Schwimmbad, aber kein Kino. Es gibt wunderbare Musikveranstaltungen, aber keinen Weihnachtsmarkt am Schloss. Aber vor allem gibt jede Menge Verkehrsprobleme.

Anwohner bleiben auf der Strecke

Wer morgens rein und abends raus muss aus Ahrensburg, wer die Stadt im Berufsverkehr von Nord nach Süd oder umgekehrt streift, der weiß ein Lied davon zu singen. Doch die sorgengeplagten Anlieger beider Quartiere, vor deren Grundstücken wochentags Zehntausende Autos vorbeidüsen oder im Stau stehend die Luft mit Abgasen verpesten, sie bleiben auf der Strecke. Viele von ihnen kämpfen seit Jahren vergebens für den Bau von Tangenten.

Fast ebenso problematisch ist die Situation im Zentrum. Viele Straßen führen direkt hinein und hindurch. Autos dominieren das Stadtbild. Der Rathausplatz wird seit Jahren als Stellfläche zweckentfremdet. Eine irrwitzige Verkehrsführung aus der CCA-Tiefgarage schmälert den Charme der Großen Straße. Chancen, den Stadtkern endlich schöner zu gestalten, lässt Ahrensburg liegen. Ebenso wie die Option, zukunftsfähige Lösungen für neuen Parkraum unter der Erde zu schaffen. Dort, wo Autos am bestens aufgehoben wären.

Dabei wäre das Geld gut investiert, wie das Beispiel Norderstedt zeigt. 320 kostenfreie Parkplätze stellt die Stadt in einer Tiefgarage neben dem Rathaus zur Verfügung. Und selbst wenn die geplante Bewirtschaftung des Parkraums 2019 Raum greift, können Bürger ihre Autos dort für zwei Euro einen ganzen Tag lang abstellen. Die Stadt hat schon beim Bau der Garage vor mehr als 30 Jahren vorausgedacht.

Lösungen im Bereich Verkehr: Fehlanzeige

Und was macht Ahrensburg? Es wird diskutiert und begutachtet. Lösungen indes sind im Bereich Verkehr und Parkraum Fehlanzeige. Warum wurde das Parkhaus Alter Lokschuppen nicht längst aufgestockt? Wieso wird nicht mit dem Bremer Investor über eine wirtschaftlich vernünftige Kombi-Lösung zur Schaffung Hunderter Parkplätze unter der Erde bei der Bebauung der Alten Reitbahn diskutiert? Wurden schon Gespräche mit dem Eigentümer des ehemaligen Rohrbogenwerks über Möglichkeiten zur Nutzung des Geländes geführt? Von wenig Klugweit zeugt jedenfalls ein Antrag der SPD zum Bau eines weiteren Parkhauses in Rathausnähe. Stehen nicht schon heute diverse Flächen in anderen Parkhäusern leer? Verbessern Gebäude wie das an der Alten Meierei etwa das Stadtbild? Wohl kaum.

Natürlich muss Politik auch die Frage stellen, was sich die Stadt überhaupt leisten kann. Ja, es fehlen Plätze zur Kinderbetreuung. Und ja, an Schulen herrscht Sanierungsstau. Doch die Verkehrsprobleme drohen Ahrensburg langsam aber sicher über den Kopf zu wachsen. Es hilft nicht, wieder und wieder Gutachten zu Einzelprojekten einzuholen, die am Ende aus nachvollziehbaren Gründen verworfen werden. Ahrensburg braucht im Hinblick auf die weitere Zunahme des Autoverkehrs tragfähige Lösungen für Straßen und Parkraum.

Bedarf für die Zukunft muss erkannt werden

Diese Lösungen sollten ausgerichtet sein nicht nur am Bedarf von heute, sondern in die Zukunft gerichtet. Es muss berücksichtigt werden, wie sich die Zahl der Kfz-Zulassungen entwickelt, wie die E-Mobilität. Will die Stadt die derzeitigen Straßenführungen beibehalten, oder das Zentrum auf Sicht verkehrsberuhigen? Kann sie mehr Menschen zum Umsteigen auf alternative Verkehrsmittel bewegen und wie?

Ahrensburg sollte aufhören, Geld für Gutachten in umstrittene Einzelprojekte zu stecken, die am Ende nicht realisiert werden. Ahrensburg sollte Fachleute zu Rate ziehen, die ihren Helikopterblick auf das große Ganze und in die Zukunft der Stadt richten. Das wäre eine mutige und sinnvolle Investition und im Sinne wohl der meisten Ahrensburger.