Ahrensburg. Bauausschuss soll am 5. September über Pläne für Areal im Ahrensburger Zentrum abstimmen. Davon hängt auch das neue Kino ab.
Sie ist neben dem Stormarnplatz die letzte große unbebaute Fläche in Ahrensburgs Zentrum, die noch im Eigentum der Stadt ist: die Alte Reitbahn. Seit Jahren gibt es Bestrebungen, das 6000 Quadratmeter große Areal zu verkaufen und zu bebauen. Schon einige Pläne von Investoren und Projektentwicklern wurden vorgestellt – und verworfen.
Doch jetzt könnte es den Durchbruch geben: Ahrensburgs Politiker sollen beschließen, einen Bebauungsplan aufzustellen und dem Vorhaben- und Erschließungsplan des Investors Melchers zustimmen. „Wir wollen dem Bauausschuss am 5. September entsprechende Vorlagen präsentieren“, sagt Bauamtsleiter Peter Kania. Derzeit laufen noch Gespräche zwischen der Stadt und Melchers über Nachbesserungen, die der Ahrensburger Bauausschuss im März dieses Jahres gefordert hatte. Vom Ergebnis wird es abhängen, ob das Projekt eine politische Mehrheit findet.
Denn genau die ist wieder fraglich geworden, nachdem die Fraktionen von CDU, FDP und Wählergemeinschaft WAB, die im März für die Pläne gestimmt haben, nach der Kommunalwahl im Mai keine Mehrheit mehr haben – dazu fehlt ihnen genau eine Stimme in Bauausschuss und Stadtverordnetenversammlung.
Die Alte Reitbahn ist derzeit ein Parkplatz. Die Melchers-Gruppe aus Bremen will auf rund 7450 Quadratmetern Bruttogeschossfläche 77 Wohnungen errichten sowie auf rund 3300 Quadratmetern einen Edeka-Markt. Dazu kommt eine Tiefgarage mit 184 Stellplätzen, davon 64 für die Wohnungen und 120 öffentliche. Edeka soll von der Bahnhofstraße umziehen. Auf dem Gelände dort, das Melchers bereits gehört, plant der Investor ein neues Kino.
Bei Grundstücksbohrungen ging es um Altlasten
Nach den Plänen, die im März vorgestellt wurden, sollen an der Alten Reitbahn fünf Baukörper entstehen. Der größte liegt direkt an der Stormarnstraße mit dem Edeka in einem Sockelgebäude im Erdgeschoss und darauf zehn einzelnen Gebäudeteilen für Wohnungen. Diese haben vier, drei und zwei Geschosse. Nördlich wird das Areal begrenzt durch einen weiteren Baukörper mit zwei Geschossen plus Staffelgeschoss. Er ist für zehn Sozialwohnungen vorgesehen.
Weiter hinten gelegen sollen zur Adolfstraße hin drei Gebäude entstehen, eines mit zwei Geschossen, die beiden anderen mit drei.
Das Kino soll an der Bahnhofstraße neben dem Parkhaus Alter Lokschuppen mit fünf bis sechs Sälen und rund 700 Sitzplätzen auf etwa 2200 Quadratmetern Bruttogeschossfläche entstehen. Rund um den Neubau sind 74 Parkplätze geplant.
Nach dem Wunsch des Bauausschusses soll die Verwaltung erreichen, dass an der Reitbahn die dreigeschossige Bebauung auf den hinteren Bereichen höhenmäßig reduziert und dafür die zweigeschossigen Gebäude an der Stormarnstraße erhöht werden. Zudem soll geprüft werden, ob es mehr Sozialwohnungen geben kann.
„Die Pläne werden derzeit mit Melchers überarbeitet“, sagt Bauamtsleiter Kania. „Wir sind guter Hoffnung, uns zu einigen.“ Details dazu könne er noch nicht nennen. Parallel laufen laut Kania die Kaufvertragsverhandlungen mit dem Investor über das Grundstück Alte Reitbahn. Das Grundstück ist vergangene Woche auf Altlasten untersucht worden. Wegen der Erdbohrungen wurde der Parkplatz für einen Tag gesperrt.
Doch wie stehen Ahrensburgs Fraktionen zu den Großprojekten? „Wir halten an der Planung grundsätzlich fest“, sagt Carola Behr, die für die CDU im Bauausschuss sitzt. „Allerdings soll es mehr Geschosse an der Stormarnstraße geben, die Bebauung zur Adolfstraße hin ist uns zu hoch.“ Wichtig sei der CDU zudem, dass auf jeden Fall auch das Kino gebaut werde.
Parteien wollen mehr als nur zehn Sozialwohnungen
„Wir sind für das Projekt, aber nur mit den Nachbesserungen bei Geschossen und Sozialwohnungen“, sagt WAB-Fraktionsvorsitzender Peter Egan. „Die WAB will keine Kompromisse bei der Reitbahn, nur damit das Kino an der Bahnhofstraße entsteht.“
Für Thomas Bellizzi, den FDP-Fraktionschef, sind die vorliegenden Pläne „nur ein erster Schritt“. Für ihn ist wichtig, dass an der Alten Reitbahn auch ausreichend Parkplätze vorgesehen sind. „Der bisherige Parkplatz muss angemessen ersetzt werden.“ Insbesondere müsse es Lösungen für die Langzeitparker geben, die die Reitbahn bisher nutzen können.
+++ Lesen Sie hier den Kommentar zum Thema von Christian Thiesen +++
Ahrensburgs Grüne lehnen das Projekt ab, weil die Pläne die Abholzung des Knicks an der Alten Reitbahn vorsehen. Fraktionsvorsitzende Nadine Levenhagen sagt: „Ich finde es schön, wenn Ahrensburg ein Kino bekommt, und der Standort ist gut gewählt. Aber das geht nur in Verbindung mit der Alten Reitbahn. Aber die Linden dort sind für uns unverzichtbar. Von uns gibt es ein klares Ja zum Wohnungsbau, aber wir brauchen die nötige Infrastruktur.“ Ihr Fraktionskollege Christian Schubbert ergänzt: „Das Ökosystem Knick, also der Grünzug, darf nicht unterbrochen werden. Insofern muss die Planung überarbeitet werden.“
SPD fordert Einhaltung der 30-Prozent-Quote
Die SPD stört sich vor allem an den wenigen Sozialwohnungen. „Die einst für Bauvorhaben beschlossene 30-Prozent-Quote wird an der Reitbahn nicht erreicht“, sagt Andreas Plässer, der neue Vorsitzende des Bauausschusses. „Wir fordern, sie einzuhalten.“
Auch die Linke lehnt die zuletzt vorgelegten Pläne ab. „Die Zahl von zehn Sozialwohnungen ist eine Farce und lächerlich“, sagt Fraktionschef Ali Haydar Mercan. „Diese Zahl muss deutlich erhöht werden.“
Investor Melchers sieht Projekt auf gutem Weg
Abzuwarten bleibt, ob Melchers die Wünsche der Parteien erfüllen kann. Melchers-Geschäftsführer Arne Meemken ist zuversichtlich: „Das Projekt ist nicht gefährdet. Es gibt Chancen, es umzusetzen.“ Derzeit sei der Investor noch in der finalen Abstimmung der überarbeiteten Planung mit der Stadt.
Auch der mögliche Kino-Betreiber K-Motion aus Hamburg bekennt sich zu dem Projekt. Christof Gläser, mit Mathias Kemme Geschäftsführer der Firma, sagt: „Wir stehen zu 110 Prozent dahinter und glauben, dass sich ein Kino in Ahrensburg von den Besuchern her rechnet.“