Ahrensburg. Die stärksten Rathaus-Fraktionen suchen mit Bremer Investoren nach Lösungen. Eine Abendblatt-Umfrage zeigt eine Mehrheit für den Plan.
Neue Hoffnung für die Kino-Pläne in Ahrensburg: CDU und Grüne arbeiten offenbar mit Hochdruck daran, das Projekt zu realisieren. Sie haben sich nach Abendblatt-Informationen in den vergangenen Wochen mit dem Bremer Investor Melchers getroffen, um ihre Bedingungen für die Bebauung der Alten Reitbahn vorzutragen. Von der Realisierung dieser Pläne hängt der Bau eines Kinos an der Bahnhofstraße ab. Schwarz-Grün hat eine Mehrheit im Stadtparlament, könnten das Doppelprojekt allein beschließen.
„Wir sind hoffnungsvoll, alle Wünsche unterbringen zu können“, sagt Mike Müller, Geschäftsführer der Melchers-Gruppe für Immobilien, auf Anfrage. „Allerdings werden ständig neue Vorgaben an uns herangetragen. Das erschwert die Aufgabe.“ Derzeit ist der Investor eigenen Angaben zufolge dabei, eine neue Präsentation vorzubereiten. „Sie wird Mitte Dezember fertig sein“, kündigt Müller an. „Wir hoffen, noch in diesem Jahr mit den Politikern darüber sprechen zu können, damit dann die endgültige Entscheidung fällt.“ Details dazu, inwiefern die Pläne im Vergleich zur letzten Vorstellung im Bauausschuss Anfang September überarbeitet werden, wollte er nicht nennen.
Abendlatt-Umfrage liefert deutliches Meinungsbild
Damals sollten die Politiker eigentlich die Bebauungspläne für die beiden Areale im Ahrensburger Zentrum aufstellen, vertagten die Entscheidung aber nach langer Diskussion. Die Mehrheit der Ausschussmitglieder war mit den nachgebesserten Plänen für die Alte Reitbahn unzufrieden. Sie sahen 77 Wohnungen, davon maximal 14 öffentlich geförderte, eine Tiefgarage mit 184 Stellplätzen und einen Edeka-Markt vor. Der Einzelhändler soll von der Bahnhofstraße umziehen. Auf dem dortigen Gelände, das dem Bremer Investor gehört, ist ein Lichtspielhaus mit fünf Sälen und gut 770 Plätzen geplant.
Viele Ahrensburger wünschen sich, dass das Kino endlich realisiert wird. Das Abendblatt hat 501 Bürger zu ihrer Meinung befragt. Auch wenn die Methode nicht den wissenschaftlichen Voraussetzungen für eine repräsentative Umfrage entspricht, liefert sie ein deutliches Meinungsbild. Das Ergebnis: 462 Ahrensburger sprachen sich für ein Kino aus – das sind mehr als 92 Prozent der Befragten. „Ahrensburg braucht ein Kino“, sagt zum Beispiel Farci Anwarita (47) aus Ahrensburg. „Früher gab es das doch auch.“ Petra Kleinau findet es „unmöglich, dass es schon so lange kein Kino mehr in der Stadt gibt“. Zwölf Jahre ist es her, dass im „Mini und Maxi“ an der Klaus-Groth-Straße für immer das Licht ausging. Damals sammelten Mitglieder des Kinder- und Jugendbeirats 1300 Unterschriften, kämpften für ein neues Lichtspielhaus. „Ich war schon lange nicht mehr im Kino, würde aber wieder öfter hingehen, wenn es eines in Ahrensburg gäbe“, sagt Susann Wulf (35). „Auch für Kinder wäre es schön.“
Grüne und CDU planen ein weiteres Treffen mit Investor
Dass die Kino-Pläne von der Bebauung der Alten Reitbahn abhängen, sehen allerdings einige Bürger kritisch. „Das Kino sollte nur kommen, wenn der Parkplatz auf der Reitbahn erhalten bleibt“, sagt Ingo Lüht (65). Denn Stellplätze seien schon jetzt rar in Ahrensburg.
„Wir werden alles dafür tun, dass das Kino gebaut wird“, sagt CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen. „Wir müssen bei dem Thema endlich vorankommen. Ich bin positiv gestimmt, dass uns das jetzt gelingt.“ Seine Fraktion hat sich vor einigen Wochen mit Vertretern der Melchers-Gruppe getroffen, genauso wie die der Grünen. Am kommenden Dienstag, 20. November, will der Investor demnach beiden Fraktionen eine Rückmeldung geben, welche ihrer Forderungen erfüllbar sind. „Wir müssen sehen, was dabei herauskommt“, sagt Detlef Levenhagen.
„Ich bin im Moment wirklich guter Dinge“, sagt Nadine Levenhagen, Fraktionsvorsitzende der Grünen. „Hinter den Kulissen ist viel passiert. Wir haben mit großen Schritten an dem Projekt gearbeitet.“ Eineinhalb Stunden habe ihre Fraktion mit dem Investor zusammengesessen. Den Grünen ist es wichtig, dass bei dem Bauprojekt an der Alten Reitbahn der Knick in Richtung Adolfstraße erhalten bleibt. „Dafür gibt es laut Investor eine Möglichkeit“, sagt die Politikerin. Zudem fordert sie – wie alle anderen Fraktionen auch – einen höheren Anteil an Sozialwohnungen.
SPD: „Ausreichend Sozialwohnungen sind uns wichtiger als ein Kino“
Noch im Dezember sollen die neuen Pläne laut Nadine Levenhagen im Bau- und Planungsausschuss öffentlich diskutiert werden. Denn Ende des Jahres ende die sogenannte Anhandgabe an den Investor. „Wenn wir bis dahin keine Einigung erzielt haben, müssten wir das Ganze neu ausschreiben oder die Frist noch einmal verlängern“, sagt sie.
Die anderen Fraktionen wurden in die aktuellen Diskussionen bislang offenbar nicht miteinbezogen. Nach den Gesprächen mit CDU und Grünen habe die Melchers-Gruppe einen bereits vereinbarten Termin mit der SPD wieder abgesagt, so Fraktionschef Jochen Proske. Seitdem habe er nichts mehr von dem Investor gehört. „Ich habe in dem Telefonat aber klar gemacht, dass wir deutlich mehr Wohnungen als die geplanten 77 erwarten“, sagt Proske. Grundsätzlich sei die SPD zwar für ein Kino in Ahrensburg, aber nicht zu jedem Preis. „Hier müssen zwei Ziele gegeneinander abgewogen werden. Ausreichend Sozialwohnungen sind uns wichtiger als ein Kino.“
Die Alte Reitbahn ist eine der letzten großen unbebauten Flächen in Ahrensburgs City, die noch im Eigentum der Stadt ist. Entsprechend hoch und unterschiedlich sind die Erwartungen der Politik an eine Bebauung. FDP und WAB sind von dem Vorgehen der CDU und der Grünen nicht begeistert. „Wir sind gegen Gespräche in Hinterzimmerrunden“, sagt FDP-Fraktionschef Thomas Bellizzi. „Wir haben das Gefühl, dass mit dem Investor geklüngelt wird, um ein Projekt durchzudrücken, das zum jetzigen Zeitpunkt nicht zum Wohle der Stadt wäre.“
Auch die WAB spricht sich für die Errichtung eines Kinos aus
Aus Sicht der Liberalen müsse ein Bauvorhaben, das die Innenstadt über Jahrzehnte prägen werde, ausschließlich öffentlich diskutiert werden. Sie fordern mehr Parkplätze, befürchten zudem infrastrukturelle Probleme durch die Bebauung der Reitbahn. „Die Frage ist doch: Was opfern wir für ein Kino?“, so Bellizzi. „CDU und Grüne diskutieren offenbar nur noch für sich hinter verschlossenen Türen. Teile der Politik werden abgeschnitten“, sagt der WAB-Fraktionsvorsitzende Peter Egan. Er halte das Kino aber „für eine gute Idee“, genauso wie die Modernisierung des Edeka-Marktes. Die WAB wolle, dass eine 30-Prozent-Quote für Sozialwohnungen eingehalten wird. „Wir haben sie erst 2017 beschlossen“, sagt Egan. „Wie sollen wir den Bürgern erklären, dass wir nun bei einem städtischen Grundstück einknicken?“ Er sei gespannt, welche Lösungen der Investor ihnen nun öffentlich präsentiere.
Mitarbeit: R. Krüger, M. Braun, L. Einnolf