Ahrensburg. Bei Ketchuphersteller aus Ahrensburg übernimmt die vierte Generation. Wie sich das Unternehmen auf neue Ernährungstrends einstellt.
Der Ahrensburger Ketchuphersteller Hela vollzieht den Führungswechsel: Nach 40 Jahren an der Spitze des Traditionsunternehmens zieht sich Björn Laue aus der Geschäftsführung zurück in den Ruhestand. Am Freitag hat die rund 500-köpfige Belegschaft ihren langjährigen Chef offiziell verabschiedet – wie sich das für einen Ketchupproduzenten gehört bei Currywurst und Pommes. „Das ist mir ein bisschen viel Gedöns um meine Person“, sagte der sichtlich gerührte Laue in typischem Hamburger Schnack in seinen Abschiedsworten vor den Mitarbeitern.
Das Unternehmen weiß der 71-Jährige auch künftig in guten Händen: Laues ältester Sohn Alexander wird künftig die Geschicke des Ketchupherstellers lenken – gemeinsam mit seinen drei jüngeren Geschwistern Markus, Patricia und Jacqueline. „Ich habe mir immer gewünscht, dass meine Kinder einmal übernehmen, aber gezwungen habe ich niemanden“, sagt der Senior. So habe es schon sein Vater gehandhabt.
Bei Ketchuphersteller Hela übernimmt die nächste Generation
Das bestätigt auch sein Sohn. „Mein Vater hat nie ansatzweise Druck gemacht und ich denke, er hat es genau dadurch geschafft, dass wir es machen“, sagt Alexander Laue. 2010 steigt er nach dem BWL-Studium beim Familienunternehmen ein. 2011 wird Alexander Laue Assistent der Geschäftsführung. „Das war nach dem Studium so ziemlich die beste Ausbildung, die ich bekommen konnte“, sagt der 39-Jährige.
2013 wird der Älteste Geschäftsführer, zuständig für das internationale Geschäft des Ketchupherstellers, der heute Niederlassungen und Tochterunternehmen in Österreich, der Schweiz, Singapur, Kanada, Australien, China, Chile, Brasilien und den Niederlanden hat. Auch die drei jüngeren Geschwister steigen nach und nach in den Betrieb ein und sind heute in verschiedenen Positionen für Hela tätig. Das ist Teil von Björn Laues Strategie, den Generationenwechsel frühzeitig zu beginnen und Stück für Stück zu vollziehen, um einen harten Bruch zu vermeiden.
Curry-Gewürzketchup feiert in diesem Jahr 60. Geburtstag
„Der Übergang von einer zur nächsten Generation ist häufig der Grund, warum Familienunternehmen aufhören zu existieren“, sagt Sohn Alexander. Die Laues legen viel Wert darauf, dass Hela trotz internationalem Geschäft mit Absatz in 65 Ländern und einem Jahresumsatz von rund 180 Millionen Euro in 2020 weiterhin ein Familienunternehmen ist und als solches wahrgenommen wird.
Begründet hat die Firma Björn Laues Großvater Otto Hermann Laue, als Kaufmann in Hamburg tätig, der am 13. Mai 1905 in Barmbek die Kommanditgesellschaft Carl H. Rose übernimmt. 1906 erfolgt die Umbenennung in Hermann Laue, kurz Hela, und die Spezialisierung auf den Gewürzhandel. Unter Laues Söhnen Kurt und Rudolf erblickt 1963 der bekannte Curry-Gewürzketchup das Licht der Welt, das bis heute mit Abstand meistverkaufte Produkt des Unternehmens. Die Kultsoße feiert in diesem Jahr 60. Geburtstag. „Was heute kaum noch jemand weiß, dass es eigentlich zuerst die scharfe Variante gab, die so gesehen das Original darstellt“, sagt Björn Laue. Die inzwischen verbreitere Sorte „delikat“ sei erst später dazugekommen.
Mit 31 Jahren übernahm Björn Laue die Unternehmensleitung
Als Rudolf Laue in den 1970er-Jahren stirbt, führt Björn Laues Vater die Firma allein weiter. Allerdings nur einige Jahre: Auch Kurt Laue stirbt 1983 überraschend nach kurzer, schwerer Krankheit. „Ich war erst wenige Monate zuvor in den Betrieb eingestiegen“, erzählt Björn Laue von dieser herausfordernden Zeit. Zuvor hatte er „mit viel Spaß“ eine Metzger-Lehre absolviert. Mit gerade einmal 31 Jahren rückt der heute 71-Jährige an die Spitze des Unternehmens.
Unter seiner Verantwortung erfolgt 1989 der Umzug von Hamburg auf das 86.000 Quadratmeter große Gelände am Beimoorweg in Ahrensburg, wo Hela bis heute seinen Hauptsitz hat. Gerade erst hat das Unternehmen eine neue Logistikhalle in Betrieb genommen, um die Lager- und Abfertigungskapazitäten zu erhöhen. Zwölf Verladerampen für Lastwagen statt bisher einer Handvoll stehen jetzt bereit. 25 bis 35 Millionen Euro hat das Familienunternehmen investiert.
Ketchup ist jetzt auch als Bio-Variante und mit weniger Zucker erhältlich
Nicht nur der Gebäudebestand, auch die Produktpalette ist stetig gewachsen. „Als ich anfing, waren vor allem Pfeffer und Paprika bekannt“, erzählt Björn Laue. Heute seien vermehrt Spezialgewürze gefragt. „Die Leute reisen mehr und bringen Einflüsse von überall mit zurück“, so der 71-Jährige. Das Sortiment umfasst 4000 Artikel, darunter neben Ketchup und Grillsoßen auch zahlreiche Spezialprodukte für die Fleisch-, Fisch- und Feinkostbranche.
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Die Esskultur ändere sich, Kunden legten mehr Wert auf bewusste Ernährung und Nachhaltigkeit, sagt Alexander Laue. Hela reagiert darauf mit stetigen Anpassungen der Produktpalette. So gibt es seit einigen Jahren bereits den Tomaten-Ketchup des Unternehmens als Bio-Variante und ohne Zuckerzusatz, und auch der bekannte Curry-Gewürzketchup ist seit kurzem mit 30 Prozent weniger Zucker erhältlich.
Nachhaltige Produktlinie soll Ankerkraut Konkurrenz machen
Ihr Anteil am Umsatz des Unternehmens wachse kontinuierlich. „Trotzdem spielt der klassische Gewürzketchup weiterhin die herausragende Rolle in den Verkäufen“, sagt Björn Laue. Bis heute enthält mehr als jede zweite im Einzelhandel verkaufte Hela-Flasche den Gewürzketchup. Insofern sei auch nicht zu erwarten, dass sich an der seit 60 Jahren bewährten Rezepturabsehbar etwas ändere. Dennoch: „Wir sehen uns die Entwicklungen auf dem Markt genau an, um auf langfristige Trends reagieren zu können“, sagt Alexander Laue.
Ein Ergebnis dieser Entwicklungen und eine Reaktion auf Mitbewerber wie das Hamburger Unternehmen Ankerkraut ist die neue Produktlinie Chamkar. „Der Begriff ist kambodschanisch und bedeutet Bauernhof“, erklärt der 39-Jährige. Die unter dem Label verkauften Gewürze stammen von kleinen Farmen in dem südostasiatischen Land und garantieren laut Unternehmen nicht nur ihren Erzeugern faire Preise, ein Teil der Einnahmen fließt auch in soziale Projekte. Alle Kosten und Einnahmen, die während des Herstellungsprozesses entstehen, schlüsselt Hela im Internet einsehbar detailliert auf. „Transparenz ist uns hier sehr wichtig“, sagt Alexander Laue. Angeboten werden die Gewürze ausschließlich im unternehmenseigenen Online-Shop.
Künftig möchte sich Laue mehr Zeit für seine zehn Enkel nehmen
Und wie geht es nun für den ausscheidenden Senior weiter? „Das eine oder andere Mal werde ich sicher im Büro vorbeischauen“, sagt Björn Laue. So ganz lassen könne er es dann doch nicht. Ansonsten wolle er sich mehr Zeit für die dann fünfte Hela-Generation nehmen. Bei mittlerweile zehn Enkelkindern dürfte der 71-Jährige reichlich beschäftigt sein.