Hammoor. Bei Ortsumgehung geht es voran. Schon bald sollen die Planungen öffentlich ausgelegt werden. LBV nennt Details zu Trasse und Kosten.
Wer von Bargteheide zu den Autobahnen 1 oder 21 möchte oder umgekehrt, fährt dabei unweigerlich durch Hammoor. Die beschauliche 1300-Einwohner-Gemeinde liegt genau an der Durchgangsstraße, die das Autobahnkreuz Bargteheide mit der Stadt und dem Gewerbegebiet verbindet. Bedeutet: Nicht nur Pendler und Reisende sind auf der Trasse unterwegs, auch der Lkw-Verkehr rollt täglich durch den Ort. Seit Jahrzehnten klagen Anwohner über Lärm und rücksichtslose Autofahrer und kämpfen deshalb für eine Umgehungsstraße. Die hat das Land zwar schon vor langer Zeit zugesagt, doch seitdem gab es immer wieder Verzögerungen.
Doch nun gibt es Bewegung in der Sache: Nach Angaben des Kieler Verkehrsministeriums sollen die Planunterlagen noch in diesem Sommer öffentlich ausgelegt werden. Kommunen, Verbände und Privatpersonen können die Pläne dann einsehen und Einwände erheben, die anschließend abgewogen werden müssen. Das Prozedere ist der nächste Schritt, bevor die Unterlagen final gebilligt werden können und die Umsetzung starten kann.
Ortsumgehung Hammoor: Landwirte sollen entschädigt werden
„Wir freuen uns, wenn es bei dem Thema endlich vorangeht“, sagt Hammoors Bürgermeister Andreas Jendrejewski von der Wählergemeinschaft AWH. „Ohne Frage, die Menschen sehnen sich danach, dass der Verkehr endlich raus aus dem Ort kommt“, sagt er. Einer Prognose für das Jahr 2030 zufolge würden ohne Tangente voraussichtlich mehr als 15.000 Fahrzeuge täglich durch das Dorf fahren. Mit Ortsumgehung würden der Schätzung zufolge nur noch 1500 bis 1700 Auto- und Lastwagenfahrer den Weg über die L 89 mitten durch den Ort wählen.
Der Weg zu den jetzigen Plänen war ein steiniger. Die aktuellen Planungen laufen seit 2015. Das Thema Ortsumgehung beschäftigt Hammoor aber schon deutlich länger. Schon 1986 forderte die Bürgerinitiative „Sichere Straße Hammoor“ die Ortsumgehung. 1987 begannen die ersten Planungen. In den Folgejahren wurde geplant und gestritten. Dabei ging es vor allem um die Frage, ob die Umgehungsstraße im Norden oder Süden um die Gemeinde herumgeführt wird. Je nach persönlicher Betroffenheit waren die Hammoorer unterschiedlicher Meinung, die Auseinandersetzung wurde teils erbittert geführt.
1,4 Millionen Euro für Entschädigung privater Grundstückseigentümer
Denn die Trasse wird über private Grundstücke führen. Bauern haben dort ihre Felder und Ställe. Einige von ihnen drohten mit einer Sammelklage. Von den 18 Millionen Euro Baukosten sind deshalb laut LBV allein 1,4 Millionen Euro für die Entschädigung von Grundstückseigentümern vorgesehen. Immer wieder gab es neue Ideen, immer wieder gab es neue Widerstände. Anfang 2007 beschloss die Gemeindevertretung den Bau. Ein „historischer Tag“, hieß es damals.
Doch nichts passierte, bis 2012 endlich eine Trasse im Süden festgelegt wurde. 2015 wurde das Planfeststellungsverfahren eingestellt, weil das Land erhebliche juristische Risiken sah. Die Planungen wurden neu aufgerollt. Schließlich fiel 2018 beim Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) die endgültige Entscheidung zugunsten einer Nordumgehung.
Südliche Variante hätte aus Sicht des LBV mehrere Nachteile
„Die nördliche Trasse ist mit einer Baustrecke von etwa zwei Kilometern deutlich kürzer als die südliche Trassenführung, die ca. 3,2 Kilometer betragen würde“, begründet das die Behörde. Dadurch ergebe sich ein großer verkehrlicher Vorteil, denn mit der kürzeren Strecke steige die Akzeptanz und Nutzung durch die Verkehrsteilnehmer sowie die Entlastung der Ortsdurchfahrt. Dem gegenüber sei die südliche Variante mit „erheblich größeren Eingriffen in die Natur, höheren Baukosten und geringerer Akzeptanz“ verbunden, so der LBV. Der Schätzung zufolge wäre ihre Attraktivität für Autofahrer so gering, dass noch immer 9500 Fahrzeuge am Tag den direkten Weg durch den Ort nehmen würden.
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Die jetzt festgelegte Trassenführung beginnt an der Hauptstraße östlich des Katastrophenschutzzentrums und führt in Richtung Nordwesten um den Ort herum, um westlich des Gerkenfelder Wegs wieder in die Hauptstraße nach Bargteheide zu münden. Acht Meter Fahrbahnbreite soll sie bieten, zuzüglich 1,50 Meter seitlicher Bankette. Zur Querung des Tremsbütteler Wegs wird für die neue Straße eine Brücke errichtet. Außerdem sind eine Stützwand zwischen der neuen Ortsumgehung und dem Gerkenfelder Weg sowie drei Lärmschutzwände vorgesehen.
Die Kosten liegen schätzungsweise bei rund 18 Millionen Euro
Weiterhin sind Anpassungen von Wirtschaftswegen, Fledermausschutzmaßnahmen, darunter Kollisionsschutzzäune und Leiteinrichtungen, sowie weitere Artenschutzmaßnahmen, darunter die Neuanlage von Knick für die Haselmaus, erforderlich. Die Behörde geht davon aus, dass täglich rund 15.000 Autofahrer die neue Trasse nutzen werden. Die Gesamtkosten liegen gemäß einer Berechnung aus dem Jahr 2021 bei rund 18 Millionen Euro, dürften aber laut LBV aufgrund der allgemeinen Preisentwicklung inzwischen höher ausfallen. Getragen werden sie vom Land, weil die Hauptstraße als Landesstraße 89 in der Baulast des Landes liegt.
Das Planfeststellungsverfahren sollte eigentlich bereits 2020 beginnen. Die Corona-Pandemie und der Fachkräftemangel hätten jedoch zu Verzögerungen geführt, heißt es vom LBV. Zudem habe die Planung mehrfach an aktuelle Richtlinien und Vorschriften sowohl im technischen Bereich als auch in der Landschaftsplanung angepasst werden müssen. „Weiterhin wurden gemeindliche Belange eingearbeitet und Änderungen vorgenommen, um die Betroffenheit von Grundstückseigentümern zu reduzieren“, so die Behörde.
Wann gebaut wird, ist noch vollkommen ungewiss
Die Verhandlungen mit Letzteren werden laut LBV unabhängig vom Planfeststellungsverfahren geführt. „Wir sind grundsätzlich bestrebt, den Landwirten im Haupterwerb nach Möglichkeit Tauschland anzubieten und eine gütliche Einigung mit allen Betroffenen zu erreichen, um Enteignungen zu vermeiden“, so die Behörde. Zunächst soll nun aber das Planfeststellungsverfahren beginnen. Wann im Anschluss dann wirklich die Bagger anrollen, dazu wollte der LBV noch keine Prognose abgeben.