Grömitz. An der Lübecker Bucht entsteht die neue Unterkunft, in der ein Roboter kocht. Was das Hostel so innovativ macht.

  • In Grömitz hat das Hostel „Surf Rescue Club“ eröffnet
  • Neben Unterkünften beherbergt das Gebäude auch eine Wache der DLRG
  • Der Clou: Ein Roboter bekocht die Gäste

Solch ein innovatives Konzept ist an der deutschen Nord- und Ostsee einmalig: Ein eigenes Haus für die ehrenamtlichen Helfer der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), das auch gleichzeitig eine voll digitalisierte Unterkunft ist. Das Abendblatt durfte jetzt exklusiv in ein Zimmer des neuen Surf Rescue Clubs in Grömitz schauen – einer Mischung aus Hotel und Hostel.

Betonboden, viel Holz und ein Hochbett, das quer über zwei Einzelbetten an der Wand angebracht ist und – ganz maritim – mit Tauen vor dem Herausfallen schützt. Ideal für eine Familie mit einem Kind oder für drei Freunde. Denn die beiden Einzelbetten lassen sich leicht zusammen- und auseinanderschieben.

Ostsee: Neues Hostel in Grömitz – 50 Euro pro Bett

Wer schon einmal in der Büsumer Bretterbude an der Nordsee übernachtet hat, fühlt sich vom Stil her an die dortigen Zimmer erinnert. Willkommen in der Jugendherberge der Zukunft. Eine Zukunft, die nicht so ganz günstig ist. Pro Bett zahlt der Gast um die 50 Euro – egal, welche Saison. Alles weitere kostet extra. Es gibt 100 Betten, die in Dreibett-, aber auch in Vierbett- und Sechsbettzimmern stehen.

Niels Battenfeld vom Surf Rescue Club in Grömitz an der Ostsee in einem der Zimmer.
Niels Battenfeld vom Surf Rescue Club in Grömitz an der Ostsee in einem der Zimmer. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Niels Battenfeld, Betreiber des Surf Rescue Clubs und elf weiteren Hotels, weiß, dass das nicht gerade günstig ist für eine Familie mit Kindern, und sagt: „Mehr als 200 Euro soll ein Zimmer nicht kosten.“

Dafür wird dem Gast einiges geboten: Zum einen die Eins-a-Strandlage direkt an der Grömitzer Kurpromenade. Zum anderen ist der Surf Rescue Club Teil des Dünenparks, der dort derzeit entsteht und jede Menge bieten wird, wie etwa Läden, einen Wasserspielpark und Möglichkeiten zum Klettern.

Ostsee: Grömitz – Wasserretter und Hotelgäste unter einem Dach

Vor allem aber ist der Surf Rescue Club das Zuhause einer DLRG-Wache vorn am Bug des Holzgebäudes mit Schiffsanmutung. Bis zu 550 ehrenamtliche Helfer werden dort in der Saison von Anfang Mai bis Ende September ihren Dienst tun und teilweise dort wohnen.

Der neue Surf Rescue Club in Grömitz an der Ostsee. Vorn im Bug des neuen Gebäudes ist eine DLRG-Wache untergebracht.
Der neue Surf Rescue Club in Grömitz an der Ostsee. Vorn im Bug des neuen Gebäudes ist eine DLRG-Wache untergebracht. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

50 Zimmer sind in der Hauptsaison allein den DLRG-Helfern vorbehalten. Sie sind zuständig für acht Kilometer Strand vom Yachthafen Grömitz bis zur Ortsgrenze Kellenhusen. Neben der Wache mit der Einsatzzentrale und dem Wachturm hat die DLRG in dem Bereich 18 Wachtürme.

Ostseeurlauber, die lieber Leben retten, statt zu faulenzen

„Es sind Schüler, Studenten, Rentner, die sich bei uns ehrenamtlich engagieren“, sagt Silke Marx von der DLRG in Grömitz. „Oder Berufstätige, die ihren Dienst hier mit ihrem Urlaub verbinden.“ Statt im Liegestuhl zu liegen wollen sie lieber Gutes für andere tun. Und weil die Lebensretter dort beheimatet sind, gab es auch eine Genehmigung für den Bau vor dem Deich fast direkt am Strand.

Niels Battenfeld zeigt sich beim Rundgang über die Baustelle voller Vorfreude. Eigentlich sollte die Eröffnung schon Pfingsten sein, doch nun ist es am 21. Juni so weit. Welches Bauprojekt verzögert sich nicht? „Dieser Puffer war eingeplant“, so Battenfeld, der sich vor allem auf die Dachterrasse freut.

Grömitz: Auf der Dachterrasse über die Ostsee schauen

Er scheint sich in Gedanken gerade auszumalen, wie seine Gäste und die DLRG-Helfer nach Dienstende dort bei einem Sundowner sitzen, den Grill anschmeißen und das Leben genießen. „Eine bessere Location gibt es einfach nicht“, sagt er.

Die Dachterrasse, davon ist er überzeugt, wird ein Höhepunkt für die Gäste: „Wir haben dort eine Dachsauna, einen Whirlpool, eine Bottlebar und den besten Blick über die Ostsee.“

Bottlebar statt Servicepersonal. Im neuen Surf Rescue Club ist Selbstbedienung angesagt. Vom Einchecken übers Essen bis zum Auschecken – die Unterkunft ist ein Musterprojekt für die voll automatisierte Zukunft in der Hotellerie. „Von der Gästemappe über das Zahlsystem bis hin zum Zugangscode – wiederholbare, einfache Aufgaben erledigt bei uns der Computer. Das ist meine Spielwiese der Digitalisierung“, so Battenfeld, „und unser Masterpiece.“

Roboter bekocht Gäste 24 Stunden an sieben Tagen die Woche

Das Einchecken geschieht über ein Tablet. Snacks und Getränke nehmen sich die Gäste aus den Schränken, bezahlt wird über einen QR-Code. Und selbst der Koch ist hier kein Mensch, sondern ein Roboter. Ein Kochroboter wird Pasta, Bowls und Curries innerhalb von Minuten herrichten. Schöne neue Welt. Und das alles 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche. „Das ist eine Mitarbeiterentlastung“, sagt Battenfeld. „Es soll keineswegs unsere Seele verloren gehen. Wir wollen uns mehr um unsere Gäste kümmern können und ihnen ein unvergessliches Urlaubserlebnis bieten.“

Dabei möchte Battenfeld nicht nur seine Gäste begeistern, sondern die Branche inspirieren und zeigen, dass Nachhaltigkeit und Innovation auch wirtschaftlich erfolgreich sein können.

Anbaden- Vier Ostseeorte eröffnen Badesaison – bei 8 Grad

Der Stil des Hauses wird leger sein, Beach-Look ist angesagt. Auf jeden Fall soll die neue Unterkunft für eine weitere Verjüngung von Grömitz sorgen, das hofft Niels Battenfeld. Dem 46-Jährigen ist das Publikum im Ort noch ein wenig zu betagt.

Die eher älteren Grömitz-Gäste fremdeln noch mit dem modernen Holzbau. „Ich schnappe immer mal wieder Gespräche von Passanten auf, die sich über das Gebäude wundern“, so Battenfeld. Auch der Name „Surf Rescue Club“ sei für viele gewöhnungsbedürftig. „Die denken, das sei ein Club oder eine Disco oder hätte etwas mit surfen zu tun.“

Ostsee: Hostel in Grömitz soll ganzjährig geöffnet sein

Der Name stammt von den Surf Rescue Clubs in Australien, die dort an der Küste Wasserrettung betreiben. Und das wiederum passt doch hervorragend zur DLRG-Wache im Haus. Niels Battenfeld ist überzeugt: „Die Leute werden hier in Flip-Flops ein- und ausgehen und in Badehosen, alles wird ganz unkompliziert sein. Pflanzen, die von den Decken hängen, sowie Surfboards als Deko werden für Strandambiente sorgen.

Geplant ist es, das Hostel ganzjährig zu öffnen – eventuell mit ein oder zwei Monaten Schließzeiten für Renovierungen und Optimierungen nach der ersten Saison. Das Hostel ist bereits buchbar unter https://www.rescue-club.de/