Grömitz. Niels Battenfeld mischt in Grömitz mit seinem völlig neuen Konzept die Hotel-Szene auf. Familien zahlen vergleichsweise wenig.
Hier ist es so schön, das Meer, der Strand, die Stimmung, dass sich Niels Battenfeld vorstellen könnte, in Grömitz zu wohnen. Und das hat wohl etwas zu bedeuten, denn der 46-Jährige Hotelier und Investor hat mit Travemünde, Rügen, Tirol, der Lüneburger Heide, St. Peter-Ording und dem Wanner Hus in Grömitz ohnehin schon attraktive Standorte für seine Lieblingsplatzhotels und kennt sich somit mit Urlaubsorten bestens aus.
Nun also Grömitz mit zwei weiteren Unterkünften. Dort schafft er mit dem „Surf Rescue Club“ nicht nur eine familienfreundliche Herberge am Meer, sondern mischt mit einem völlig neuen Konzept die Hotellerie-Szene auf. Was er noch vorhat, verrät er dem Abendblatt.
Neues Hotel an der Ostsee: „Wir fühlen uns hier sauwohl“
„Wir fühlen uns hier sauwohl“, sagt Niels Battenfeld mit Blick auf den Rohbau der neuen Hauptwache der Deutschen Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) in Grömitz. Der Geschäftsführer der neun Lieblingsplatz Hotels hat hier an der Ostsee viel vor. Das Hostel, Englisch für Herberge, wird innovativer als seine bisherigen Häuser, vor allem in Sachen Digitalisierung. Der Name „Surf Rescue Club“ leitet sich ab von Surf Rescue, den australischen Rettungsschwimmern.
„Wir werden hier eine junge Community haben, nicht nur Mitglieder der DLRG, sondern auch viele Familien“, sagt Battenfeld. Denn von 100 Betten in dem zukünftigen Hostel werden während der Saison 40 bis 50 Betten für die Rettungsschwimmer reserviert sein, die restlichen können von jedem anderen Urlauber gebucht werden. „Das Geniale an dem Hostel sind die Familienzimmer“, schwärmt Battenfeld jetzt schon.
Auch mit niedrigem Budget am Strand wohnen
Familien werden in Drei- oder Vier-Bett-Zimmern wohnen können. Einfach und schlicht und doch modern und stylisch sollen die Zimmer in dem was Battenfeld „Boutique-Hostel“ nennt, sein. Das Besondere ist die Eins-A-Lage direkt an der Strandpromenade also fast mit den Füßen im Sand. Eine solche Strandlage sei für Familien eigentlich nicht bezahlbar, weil die Hotels hohe Preise dafür abrufen, sagt Battenfeld.
Er, der sich als Urlaubsmacher bezeichnet, wird die Zimmer in der Hochsaison für 180 bis 190 Euro die Nacht anbieten, in der Nebensaison zahlt eine vierköpfige Familie ab 120 Euro die Nacht. „So kann man für faires Geld am Strand wohnen.“ Es können auch Einzelzimmer ab 99 Euro in der Nebensaison gebucht werden. Die Zimmer seien mit knapp 20 Quadratmetern nicht riesig aber clever gemacht. „Es wird ein Doppelbett geben und zwei Kojen.“
Selbstbedienungsladen im „Surf and Rescue Club“
Im Erdgeschoss des „Surf and Rescue Club“ wird es, und das ist das Innovative an der Herberge, einen Selbstbedienungsladen geben. Battenfeld nennt das auf Englisch „Daily Bakery“ oder „Daily to go“ so die Arbeitstitel. Das wird ein Supermarkt mit Restaurant-Angeboten sein, und zwar ohne Mitarbeiter. In Zeiten des Personalmangels, vor allem in der Gastronomie und Hotellerie, müsse er diesen Weg gehen. Dieser Supermark-Restaurant wird auch für externe Gäste geöffnet sein. „Personal benötigen wir für die Sauberkeit, die Sicherheit und für die gute Stimmung: Hier ganz speziell einen Host für die gute Stimmung, fürs Helfen, fürs Bestücken und Sauberhalten und insbesondere für unseren sehr sehr innovativen Deli mit dem To-Go-Konzept to GO.
Die zukünftigen Gäste werden 24 Stunden am Tag digital ein- und auschecken und digital ihre Rechnung begleichen können. „Ich werde vielleicht zwei Handvoll Leute einstellen“, sagt Battenfeld. „Das Hostel der Zukunft“ nennt er das und die „coolste Unterbringung in Grömitz“ – inklusive Rooftop-Bar, also einer Bar auf der Dachterrasse mit Blick über die Ostsee und einer Dachsauna samt Whirlpool zum Entspannen. Obwohl der Surf Rescue Club erst im Frühjahr 2023 geöffnet sein wird, so der Plan, kann man ab 20. Dezember Zimmer buchen (www.rescue-club.de).
Hostel „Flamingrö“ entsteht in der Nähe des Belvedere
Niels Battenfeld, der mit seiner Frau und vier Kindern im Alter zwischen vier Wochen und 18 Jahren südlich von Hamburg in der Nordheide lebt, wird sein „Hostel der Zukunft“ weiter ausbauen und hat bereits ein Gebäude direkt hinter der neuen DLRG-Hauptwache mit dem „Surf and Rescue Club“ gekauft. Dort in der Nähe des Belvedere in zweiter Reihe wird ein weiteres Hostel, das „Flamingrö“ entstehen mit 60 Betten.
Der Stil: „Miami-Style“, sagt Bettenfeld. Bedeutet: Weiß und bunt, pastellfarbene Art Deco. Flamingrö, weil es dort viele Flamingos geben wird und grö abgeleitet von Grömitz. Auch sechs Personalwohnungen will er dort in den zweigeschossigen Haus schaffen. „Wir renovieren im Winter. Das geht dann auch zu Ostern an den Start. Aktuell ist es das „Wannerhus“ und dient der DLRG auch schon als Unterkunft. Das Gebäude ist ein „Art Deco Gebäude und braucht nur noch etwas Miami Anstrich“.
„Ich finde den Dünenpark total spannend"
Wieso Grömitz? „Ich finde den Dünenpark total spannend, weil er genau in diese jung und jung gebliebene Nische zielt. Erste Reihe am Strand und hoch digitalisiert und bezahlbar bleiben. Ich finde die Aufbruchstimmung cool und das Programm, dass die Touristiker hier entwickeln. Mit dem Dünenpark kommt frischer Wind. Das kann cool werden.“
Wie berichtet, entsteht derzeit zwische GOSCH Sylt und der Kaffeerösterei Torks der neue Dünenpark an der Promenade mit Gastronomiebetrieben und Geschäften, mit einem Beachclub, der ganzjährig geöffnet haben wird, einem Abenteuer- und Wasserspielplatz, einem multifunktionalen Gebäudekomplex mit Indoor-Spielanlage, Veranstaltungsräumen, Kletterpark sowie Escape Rooms – alles eingebettet in Erlebnisanlagen und Promenaden mit Veranstaltungsflächen. Auch Tashi Tamatsu eröffent dort ein neues Tamatsu, ein Restaurant mit euroasiatischem Konzept, das es bereits in Heiligenhafen und Büsum gibt sowie in St. Peter-Ording und bald in Grömitz.
„Ich bin am liebsten an der Küste zu Hause“
2013 mit dem Lieblingsplatz in St. Peter-Ording begonnen, hat Niels Battenfeld in den vergangenen Jahren weiter expandiert. „Wir fokussieren uns auf das Übernachtungsthema, wollen Wohnzimmer sein für die Leute. Wir sind keine Restaurants, keine Hotels. Wir sind Urlaubsmacher“, sagt er. Es folgten 2014 Travemünde an der Ostsee, 2016 Hahnenklee im Harz und ebenfalls 2016 der Tirolerhof in Zell am Ziller. Seit April 2018 gibt es ein Lieblingsplatz-Hotel auf Rügen und auch in Bendestorf in der Nordheide sowie in Braunfels (Lahntal). Urlaub bedeutet für ihn: „Nicht irgendwelchen spießigen Gepflogenheiten folgen zu müssen, sondern locker sein zu können wie im eigenen Wohnzimmer.“ Ohne Chichi.
Der gelernte Hotelfachmann hat nach dem Abitur weltweit gearbeitet, unter anderem bei Marriott. Zuletzt war er für die A-ROSA Resorts für den Bereich Vertrieb und Marketing verantwortlich. Heimat ist für den Weitgereisten die Lüneburger Heide und St. Peter-Ording. „Ich bin am liebsten an der Küste zu Hause.“ Er war passionierter Kitesurfer, hat aber dafür kaum noch Zeit. Denn: „Ich arbeite so viel“. Immerhin kommt er gelegentlich dazu vor Rügen zu segeln.
Ostsee: Battenfeld plant Tinyhaus-Dorf auf Rügen
Dort auf Rügen im Nordenwesten in Bohlendorm Herrenhaus aus dem 14. Jahrhundert will Battenfeld ein Tinyhaus-Dorf entstehen lassen mit rund 40 kleinen modernen Häusern von Open Cabin aus Berlin, Größe zwischen 28 und 56 Quadratmetern. Es wird einen zentralen Lagerfeuerplatz geben, Outdoor-Saunen. Baubeginn für das rund 12-Millionen-Euro-Projekt ist im Winter. Ihm schwebt vor, dort ein wenig Abenteuergeist à la Tom Sawyer und Pipi Langstrumpf aufleben zu lassen. Das gesamte Areal dort umfasst 200.000 Quadratmeter. Dort gibt es bereits ein Lieblingsplatzhotel im Herrenhaus mit 20 Zimmern und elf Ferienwohnungen.
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Das ist immer noch nicht alles. Im Norden von Rügen hat Niels Battenfeld einen Yachthafen in Vieregge im Norden gekauft, um dort neben sechs Hausbooten in den kommenden zwei Jahren die Hausboot-Vermietung weiter auszubauen. „Hausbooturlaub ist ein Riesending“, sagt er. „Das ist nicht Urlaub in der ersten Reihe, sondern eben direkt auf dem Wasser. Wunderbar, um die Seele baumeln zu lassen.“