Grömitz. Hotelier Niels Battenfeld geht mit seinem Koch-Roboter einen völlig neuen Weg. Der Kunstkoch kann 100 Gerichte. Wie das funktioniert.

Die Zukunft kommt nach Grömitz. Dort schafft Hotelier und Investor Niels Battenfeld mit dem „Surf Rescue Club“ nicht nur eine familienfreundliche Herberge am Meer, sondern er bringt einen von deutschlandweit ganz wenigen Kochrobotern an die Ostsee. Die Rotoberküche „Robotic-Kitchen“ wird ein Meilenstein in der Gastronomie werden – davon ist Battenfeld überzeugt.

Klingt komisch, ist es auch. Noch jedenfalls. Und dennoch macht es Sinn, in Zeiten von Fachkräftemangel – insbesondere in der Gastronomie – auf Künstliche Intelligenz zu setzen, findet Niels Battenberg. Was in der Autoproduktion schon lange ganz normal ist und auch in der Medizin, wird nun in die Gastronomie weiter Einzug halten. Mit der „Robotic-Kitchen“ kommt der erste künstliche Koch in die Küche.

Roboter-Koch in Grömitz (Ostsee) kann bis zu 100 Gerichte zubereiten

Und wieder liegen Gastronomen in dem beliebten Ostseeort in der Lübecker Bucht innovativ weit vorn. Denn schon im vergangenen Jahr servierte der Restaurantroboter „Bella“ erstmalig in einem Grömitzer Restaurant.

Nun also der künstliche Koch. Eine Maschine zwar, die aber dank integrierter Rezepte den menschlichen Geschmack kennen soll. Bis zu 100 verschiedene Gerichte kann der Roboter-Koch zubereiten.

Der Roboter-Koch in Aktion. Er kocht in Bowls, also in Schüsseln.
Der Roboter-Koch in Aktion. Er kocht in Bowls, also in Schüsseln. © Joshua Battenfeld | Joshua Battenfeld

Er ist wohl der zuverlässigste Koch, den es weltweit gibt. Einer, der nie krank wird, der 24 Stunden rund um die Uhr arbeiten kann und keine Ahnung von Arbeitszeiterfassung und Work-Life-Balance – also der ausgewogenen Menge an Arbeit und Freizeit – hat.

In Grömitz wird Pionierarbeit in Sachen Künstliche Intelligenz geleistet

„Künstliche Intelligenz trifft Seele“, so beschreibt Niels Battenfeld seine Roboter-Küche. Was er damit meint: Nur mit Robotern allein wird es auch in Zukunft nicht gehen, Menschen bleiben wertvoll, die persönliche Ansprache ohnehin.

Aber: „Der Roboter ersetzt nicht den Menschen, sondern er unterstützt ihn. Ich entlaste durch ihn mein Personal. Die Arbeit wird aufgeteilt“, sagt der Geschäftsführer der neun bestehenden Lieblingsplatz-Hotels und des neuen „Surf Rescue Club“, das im Frühjahr in Grömitz eröffnen wird.

Roboter verbindet Mensch und Maschine

Wenn er von seiner Roboter-Küche erzählt, merkt man dem 46-Jährigen an, wie sehr er sich über diese Pionierarbeit freut. „Das ist ein mega-futuristischer Ansatz. Wir verbinden Mensch und Roboter. Das wird grandios.“

Zwei Jahre lang hat er mit dem Start Up Aitme aus Berlin daran gearbeitet, wie er das Gastro-Konzept für sein Hostel mit dem „High Five Deli“ an der Ostsee grundlegend aufstellen kann. Denn Aitme hat die „Robotic Kitchen“ bislang nur für die Essensproduktion in Kantinen eingesetzt.

Das Versprechen laut Unternehmens-Homepage: „Unser Küchenroboter stellt alle Gerichte in circa fünf Minuten voll automatisiert zusammen.“ Innerhalb von zwei Tagen lässt sich diese Küche aufbauen.

Roboter-Kitchen arbeitet wie überdimensionierter Thermomix

Neu und einzigartig sollte es in Grömitz sein. Und das ist es wohl auch, wenn Künstliche Intelligenz auf Mensch trifft. Bei einer Präsentation im neuen Dünenpark in Grömitz mit namhaften Gastro-Größen aus der Gegend, wie Tashi Tamatsu (Tamatsu-Restaurants), sei sein Vorhaben jedenfalls sehr gut angekommen, berichtet Niels Battenfeld.

Und so funktioniert die voll automatisierte Roboterküche mit einer Maschine als Koch: Der Roboter an sich, sagt Battenfeld, der wie ein überdimensionierter Thermomix arbeitet, sieht aus wie ein etwa drei mal drei Meter großer Kühlschrank und benötigt rund acht Quadratmeter Platz. Ein Strom- und Wasseranschluss ist notwendig. Dann kann es losgehen.

Zutaten kommen vorgegart und geschnitten

Ein Logistikunternehmen bestückt die Robotic Kitchen mit frischer Ware, die schon portioniert und vorgekocht ist. Das mühsame Geschnippel von Zwiebeln, Kartoffeln und Co. entfällt damit. Die Roboter-Küche ist ein in sich geschlossenes, autarkes System mit zwei Roboter-Armen und Induktionskochstellen. Portioniert wird durch ein Fördersystem mit Schaufelrädern und fünf parallel arbeitenden Kochtöpfen.

Der Roboter-Koch in Aktion. Er kocht in Bowls, also in Schüsseln.
Der Roboter-Koch in Aktion. Er kocht in Bowls, also in Schüsseln. © Joshua Battenfeld | Joshua Battenfeld

Was Battenfeld ganz wichtig ist: „Die Zutaten sind frisch, wir verwenden keine Convenience-Produkte.“ Also keine vorgefertigten Soßen und Dressings. Das Zubereiten von zunächst Currys, Pastagerichten und Bowls ist schließlich der Job des Maschinen-Kochs.

Alle Gerichte werden in Schüsseln zubereitet, die Battenfeld Space-Bowls nennt. Ist ja auch alles ziemlich avantgardistisch. „Der Roboter kocht ganz normal wie ein Mensch und greift sich die Zutaten, die er braucht.“ Der Roboter-Koch kann eine italienische Pizzeria nachahmen und sich genauso gut in eine Currywurst-Bude verwandeln.

Nach drei Jahren lohnt sich Anschaffung des Roboterkochs

Der Gast scannt seinen Einkauf in der App oder am Terminal, bezahlt und das war es. Nach der Bestellung beginnt der Küchen-Roboter damit, die Gerichte herzustellen. Laut Hersteller könnten die Gäste dabei durch Glasscheiben zusehen. Nach wenigen Minuten wird das Gericht über ein Ausgabefach serviert. Diese Form der Gastronomie ist an sieben Tagen der Woche zugänglich, und zwar rund um die Uhr.

Über die Kosten nur so viel: Nach zwei bis drei Jahren haben sich die Personalkosten für 2,5 bis drei Köche amortisiert. Wer den Küchenroboter least, zahlt monatlich 4000 Euro. Eine Arbeitsplatzvernichtung sei das nicht, so Battenfeld.

Mitarbeitern bleibt für Gäste mehr Zeit

Ganz im Gegenteil. In Zeiten des Fachkräftemangels könnten manche Restaurants mit künstlicher Intelligenz überhaupt überleben. „Und die Mitarbeiter haben mehr Zeit für die Arbeit direkt mit dem Gast.“ Bislang gibt es den Roboter-Koch laut Battenfeld lediglich in einem Co-Working-Space in Berlin und in Kantinen.

In Grömitz wird der Roboter damit erstmalig in der Gastronomie eingesetzt werden. Links ist das Gosh-Restaurant, weiter rechts vom High Five Deli das Tamatsu Grömitz. Und Pionier Niels Battenfeld mit seiner futuristischen Gastro mittendrin.

Er sieht sein Angebot nicht als Konkurrenz zu den Mitbewerbern, sondern als Erweiterung. Er möchte dieses Konzept auch anderen Gastronomen ermöglichen und möchte in Zukunft Gastro-Kollegen beraten und dort bei Bedarf den Roboter aufstellen. Das High Five Deli soll mit dem Hostel im Frühjahr, zu Ostern vermutlich, eröffnet werden. Dann können Gäste den Roboter-Koch testen.