Kappeln. Die Stadt will in Neubaugebieten keine Wohnungen und Häuser zur Vermietung mehr erlauben. Und der Beschluss reicht noch weiter.
Die Stadt Kappeln hat entschieden, künftig die Menge an Ferienimmobilien zu begrenzen. In einem ersten Schritt wurde beschlossen, dass in allen neuen Baugebieten keine Ferienimmobilien mehr ausgewiesen werden dürfen. In einem zweiten Schritt soll diese Auflage auch auf bereits bestehende Wohngebiete ausgedehnt werden.
Das heißt konkret: Künftig können dann in diesen Gebieten Immobilien nicht mehr für die Gästevermietung genutzt werden. „Der politische Wille ist da, das Wachstum an Gästebetten zu begrenzen“, sagt Kappelns Bürgermeister Joachim Stoll, der dieses Vorgehen befürwortet.
Ferienwohnungen an der Schlei: Kappeln ist streng
Damit zieht die Stadt die Lehren aus Feriensiedlungen wie Olpenitz, in dem seit Jahren einzig Ferienimmobilien für Investoren gebaut werden. 1450 Wohneinheiten entstehen hier, mehr als 4000 Betten. Dieses Projekt ist den Kappelnern seit Jahren ein Dorn im Auge, schließlich hat es die Preise in der ganzen Region in die Höhe getrieben. Das Resort gleicht einer Trabantenstadt, in dem sich nur Touristen aufhalten.
„Hier können wir nicht mehr eingreifen, aber wir wollen aus den Fehlern lernen“, sagt Stoll. Derartige reine Ferienhaussiedlungen sind nun also nicht mehr möglich. Ein erstes Beispiel hierfür seien die Schleiterrassen, ein weiteres große Neubauprojekt im Stadtteil Ellenberg. Hier wurde eine Beschränkung an Ferienimmobilien bereits verfügt.
Kappeln will Zustände wie auf Sylt oder in St. Peter Ording verhindern
Das Ziel von Politik und Verwaltung: Eine ausgewogene Mischung an Einheimischen und Touristen erreichen. So sollen Zustände wie auf Sylt oder St. Peter Ording verhindert werden, bei denen im Sommer deutlich mehr Touristen als Einheimische die Orte bevölkern und damit die Preise für Immobilien nach oben treiben. „Wir brauchen dringend mehr Wohnraum, aber eben bezahlbaren Wohnraum für die Menschen, die hier leben und arbeiten“, so Stoll. Dies solle mit den Beschlüssen erreicht werden.
Außerdem verändern zu viele Ferienwohnungen und -häuser eine Siedlung, heißt es weiter aus Kappeln. „Soziale Werte wie nachbarschaftliche Hilfe und Freundschaft gehen verloren“, sagt Bürgermeister Stoll. Institutionen wie die freiwilligen Feuerwehren in den Orten bekämen aufgrund der fehlenden dauerhaften Bewohner Nachwuchsprobleme.
Ganz zu schweigend davon, dass im unattraktiven Winter viele Häuser dunkel blieben. „Menschen in Wohnsiedlungen sollen nicht ständig an leeren Wohnungen oder Häusern vorbei gehen, die nur zur Saison belegt sind“, ergänzt Horst Trauzettel, CDU-Fraktionsvorsitzender in der Stadtvertretung und stellvertretender Bürgermeister von Kappeln.
Künftig weniger Ferienwohnungen, dafür in höherer Qualität
Max Triphaus, Geschäftsführer der Ostseefjord Schlei GmbH, der Tourismusorganisation der Region, spricht sogar davon, dass Überkapazitäten abgebaut werden müssten. „Wir dürfen uns als Tourismusregion nicht selbst das Wasser mit einem Überangebot abgraben“, sagt er.
Das Ziel sei dabei, sogenannte Hotspots zu entschärfen, zu denen Orte wie Kappeln bereits gehören. „Klar ist, hier wollen wir nicht wachsen, ganz im Gegenteil“, so Triphaus. Bei einer Stadt wie Kappeln sei das langfristige Ziel, das Bettenangebot zu verringern, „und dafür aber die Qualität zu steigern“.
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Viele Gemeinden direkt an der Schlei, wie Arnis oder Kappeln, seien an den Grenzen ihrer Bettenkapazitäten angekommen, berichtet Triphaus. Nur einige Orte, eher im Hinterland, hätten noch ein wenig Wachstumspotenzial. Dazu gehöre auch Schleswig.
„Aber auch hier gilt Qualität vor Quantität“, so der Tourismusexperte. Massentourismus solle in der ganzen Gegend unbedingt vermieden werden. Auch aus Sicht eines nachhaltigen Tourismus, für den die Region auch künftig zunehmend eintreten will.
Ferienwohnungen: Umdenken in der Schlei-Region
Nachdem der Beschluss für neue Baugebiete schnell und unkompliziert geschafft und umgesetzt ist, geht es nun an die bestehenden Baupläne. Allerdings, ganz so einfach ist es nicht, in diese Pläne einzugreifen. „Die B-Pläne müssen angepasst werden. Das muss allerdings wohl durchdacht getan werden, damit es hinterher auch rechtssicher ist“, so der Bürgermeister.
Dies soll in den kommenden Monaten nun ausgearbeitet werden. Hier ist das Ziel, dass die bereits bestehende Häuser und Wohnungen nur noch als Erst- und Zweitwohnsitz genutzt werden dürfen. Eine Umwidmung in Ferienimmobilien ist dann unmöglich.
Trauzettel berichtet, dass besonders das starke Interesse an der Region in der Corona-Zeit zu einem allgemeinen Umdenken in der Region geführt habe. „Als die Schlei Modellregion wurde, sind wir hier in der gesamten Region überlaufen worden.“ Das sei bei einigen alteingesessenen Bewohnern sauer aufgestoßen wie er sagt. Bis 2025 werden in Kappeln rund 8000 Gästebetten zur Verfügung stehen. Mit seinen rund 8500 Einwohnern und den Tagestouristen wäre das dann ein ausgeglichenes Verhältnis.