Kappeln. Umfrage bringt Kritik zutage: Immobilienpreise steigen, mehr Verkehr durch hohe Anzahl an Touristen. Was Einheimische fordern.

Die Probleme ähneln sich überall, wo sich viele Touristen tummeln. Die Einheimischen fühlen sich teilweise vergessen und im Stich gelassen. Nach Angaben von Imke Gessinger, Sprecherin der Ostseefjord Schlei GmbH, ist die Zahl der Übernachtungen in der Region in diesem Jahr gegenüber 2019 um sieben Prozent gestiegen.

„Selbst in diesem Corona-Jahr verzeichnen wir ein deutliches Plus“, sagte Gessinger, das verdanke man dem frühen Start als touristische Modellregion in diesem Jahr, aber auch der deutlichen Ausweitung der Übernachtungskapazitäten, etwa in Olpenitz.

In Kappeln trafen sich rund 60 Teilnehmer zum ersten Tourismusworkshop der Bevölkerung der Schlei-Ostsee-Region. Max Triphaus, Geschäftsführer der Ostseefjord Schlei GmbH (OfS) und Peter Kowalsky von der Beratungsagentur Projekt M stellen die Ergebnisse einer Bevölkerungsbefragung, die im Vorfeld durchgeführt wurde, vor.

Ostsee: Schlei-Anwohner fühlen sich im Stich gelassen

3150 Fragebögen wurden ausgewertet worden. Die Ergebnisse seien zwar nicht repräsentativ, zeigten aber deutlich, wo der Schuh drückt, hieß es. Kritisch bewertet wurden insbesondere die steigenden Immobilienpreise, der Verkehrsdruck und die zu hohe Anzahl an Gästen in einzelnen Orten. Zurückzuführen sind diese Problemstellungen nach Meinung der Befragten vor allem auf einzelne Großprojekte im Tourismus.

Positiv bewerteten 82 Prozent der Befragten den wirtschaftlichen Effekt für die Region. Viele Einheimische profitieren nach eigener Einschätzung vom guten Rad- und Wanderwegeangebot sowie von Veranstaltungen, auch im Kulturbereich. Damit der Tourismus sich im Einklang mit den Bedürfnissen der Bevölkerung entwickelt, bedarf es laut Befragung einer Begrenzung der Bettenkapazitäten. Zudem gibt es im Bereich der Infrastruktur einen deutlichen Bedarf, das vorhandene Verkehrsnetz auszubauen und die aktuelle Parksituation zu verbessern.

Zu viele Touristen an der Schlei? Bewohner fühlen sich vergessen

Im Rahmen des Workshops wurden daher drei Kernthemen bearbeitet: Dabei ging es um Mobilitätsmanagement und Verkehrslenkung, bei dem sich insbesondere darum drehte, die Touristen vom eigenen Auto auf andere Mobilitätsangebote zu lenken. Außerdem wurden Ideen entwickelt, um die Radwegeinfrastruktur zu optimieren und so eventuelle Nutzungskonflikte zwischen Radfahrern und Spaziergängern zu vermeiden.

„Die Ergebnisse des Bevölkerungsworkshops verstehen wir als unsere Hausaufgabe, damit auch zukünftig ein qualitativer Tourismus im Einklang mit der Bevölkerung an Schlei und Ostsee gewährleistet werden kann“, sagte Max Triphaus. Er zeigte sich überzeugt, dass „die Gästezufriedenheit maßgeblich von der Zufriedenheit der Einheimischen abhängt und wir gut daran tun, die touristische Entwicklung gemeinsam mit der Bevölkerung zu erarbeiten“.

Damit dies auch auf Dauer funktionieren kann, ist bereits für das kommende Jahr der nächste Workshop angedacht.