St. Peter-Ording. Immobilienpreise steigen kontinuierlich. Bürgermeister: „Unser Dorf blutet aus.“ So soll die dramatische Entwicklung gestoppt werden.
Das wird viele Einheimische freuen: St. Peter-Ording will bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum schaffen: 500 Wohneinheiten werden innerhalb der kommenden fünf Jahre im Rahmen des Ortsentwicklungskonzept (OEK) entstehen.
„Unser Dorf blutet aus.“ Mit diesen dramatischen Worten beschreibt Bürgermeister Jürgen Ritter die Wohnraumsituation in der Nordseegemeinde. Die Preise steigen kontinuierlich und liegen seiner Schätzung nach für die derzeit 32 angebotenen Objekte bei durchschnittlich 1,3 Millionen Euro pro Haus und 650.000 Euro pro Wohnung. Für eine Doppelhaushälfte werden 15 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter fällig und nach Mietwohnungen suchen Interessierte vergeblich.
Nordsee: In St. Peter-Ording entstehen 500 neue Wohnungen
Um den Wohnraummangel in den Griff zu bekommen, wird die Gemeinde bis zum Jahresende nach Sylter Vorbild ein Kommunales Liegenschaftsmanagement (KLM) gründen. Damit will Gemeinde der dramatischen Entwicklung aktiv gegensteuern.
Und so funktioniert es: Das KLM wird Grundstücke ankaufen und bezahlbaren Wohnraum schaffen und verwalten. „Damit können auch wieder Menschen angezogen werden, die in St. Peter-Ording nicht nur arbeiten, sondern auch leben wollen“, so Ritter.
Diese Menschen würden dringend gebraucht, um sich weiterhin etwa in Kirchen, Vereinen und der Feuerwehr zu engagieren. Finden die Menschen keinen bezahlbaren Wohnraum, liegen solche ehrenamtlichen Tätigkeiten bald brach. Ritter: „Mit dem KLM lässt sich eine Perspektive für die Zukunft St. Peter-Ordings sichern.“
Nordsee: Überalterung in St. Peter-Ording stoppen
Bezahlbarer Wohnraum mache es außerdem auch für junge Familien attraktiv, nach St. Peter-Ording zu ziehen und damit die Überalterung sowie die Gefährdung des Schulstandorts zu stoppen. Immerhin sind derzeit 1.600 von 4.000 Einwohnern älter als 60 Jahre. Die Gemeindevertretung hat am vergangenen Mittwoch mit einem einstimmigen Beschluss den Bürgermeister beauftragt, die Gründung des KLM als Eigenbetrieb in die Wege zu leiten.
Ziel sind 500 neue Wohneinheiten in fünf Jahren. Dem Ortsentwicklungskonzept (OEK) „Nachhaltiges St. Peter-Ording“ liegt eine Vielzahl an Konzepten und Gutachten zugrunde. Dabei werden die Themenfelder Klima, Wohnen, Daseinsvorsorge, Tourismus, Verkehr und Mobilität sowie gebaute und natürliche Umwelt berücksichtigt.
Das Thema Nachhaltigkeit zieht sich als roter Faden durch sämtliche Ideen. In einem weiteren Schritt fließen nun die Ergebnisse einer umfangreichen Bürgerbefragung aus dem Sommer 2022 in die Fortschreibung des Konzeptes ein. Mit einem Rücklauf von rund 600 Fragebögen erreichte sie zwölf Prozent der Erstwohnungsbesitzer.
St. Peter-Ording: Einwohner wünschen weniger Autoverkehr
Das Ergebnis ist nicht überraschend: Demnach räumen die Einwohner von St. Peter-Ording dem Thema Wohnraum oberste Priorität ein. Mehr als 70 Prozent sprachen sich für den Vorrang von bezahlbarem Wohnen bei der wohnbaulichen Entwicklung und Priorität von Dauerwohnraum aus. Ebenso wichtig sind den Menschen in St. Peter-Ording die Themen Umwelt und Daseinsvorsorge, aber auch Klimaschutz und Tourismus.
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Im Bereich Verkehr und Mobilität wünschen sie mehr Raum, Sicherheit und attraktive barrierefreie Verbindungen für den Fuß- und Radverkehr. Außerdem wünschen sie sich ein besseres Nahverkehrsangbot als Alternative zum Autoverkehr. Bis zum Jahresende wird der Gemeindevertretung ein Ortsentwicklungskonzept vorgelegt. „Das flächendeckende OEK wird uns die Leitplanken aufzeigen, wo die Gemeinde sich hin entwickeln soll“, sagt Bürgermeister Ritter.
Das Golfhotel in Böhl soll kommen
Neues gibt es auch zum geplanten Golfhotel in Böhl: Viele Einheimische sehen das Projekt kritisch. Obwohl dem Investor bereits durch den einstimmigen Beschluss des Gemeinderates im Frühjahr 2022 grünes Licht gegeben wurde, wird sich dieser auf mehrheitlichen Wunsch der Bürger in einer der nächsten öffentlichen Sitzungen nochmals damit beschäftigen. Bürgermeister Jürgen Ritter ist aber sicher: „Das Golfhotel wird definitiv gebaut werden“.
Geplant ist dort ein Golf-Hotel mit Feriendorf und einer Driving Range (Übungsbereich). Das Hotel war als 4 Sterne plus mit 120 Zimmern und öffentlicher Gastronomie vorgesehen.