Die OB-Kandidaten von SPD, CDU und Grünen kämpfen noch einen Monat lang um die Wählergunst. Optimistisch sind sie dabei alle drei.

Kiel. Der Kampf um die Verwaltungsspitze in Kiel geht in die entscheidende Phase: Am 28. Oktober können 195.000 Bewohner der Landeshauptstadt einen neuen Oberbürgermeister bestimmen. Am Montagabend erläuterten die Kandidaten von SPD, CDU und Grünen ihre Positionen und Pläne. Die Journalistin Susanne Gaschke von der SPD, Ex-Dezernent Gert Meyer von der CDU und Landtagsfraktionsvize Andreas Tietze von den Grünen warben auf einer Veranstaltung der FDP selbstbewusst und leidenschaftlich um Zustimmung.

Am 28. Oktober geht es um die Nachfolge von Torsten Albig (SPD), der von 2009 an Oberbürgermeister in Kiel war und seit Juni schleswig-holsteinischer Ministerpräsident ist. Zudem treten dann noch zwei unabhängige Einzelbewerber an, die aber als chancenlose Außenseiter gelten.

Gaschke, Meyer und Tietze setzten sich für eine Belebung der Innenstadt und für Haushaltskonsolidierung ein, machten dabei aber Differenzen deutlich. Gaschke offenbarte historisches Detailwissen: Den letzten schuldenfreien Haushalt habe Kiel 1576 gehabt, mit einem Überschuss von 43 Talern. In den vergangenen Jahren sei der Haushalt mehrfach ausgewrungen worden, sagte Gaschke. Das Problem liege darin, dass die Kommunen immer mehr – notwendige und richtige – Aufgaben vom Bund übertragen bekommen. Folglich müsse das Steueraufkommen zwischen Bund, Ländern und Kommunen neu verteilt werden.

Im Licht der Haushaltsprobleme wurden auch Projekte diskutiert, die in Kiel heiß umstritten sind, besonders die geplante Stadtregionalbahn, die auch die Dreierkoalition auf Landesebene unterstützt. Gaschke plädierte vor rund 100 Zuhörern, darunter Ex-Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz (CDU) und der frühere Sozialminister Heiner Garg (FDP), für einen Bürgerentscheid. Für CDU-Kandidat Meyer kann sich das hoch verschuldete Kiel die Stadtregionalbahn bei einem laufenden Defizit von 88 Millionen Euro einfach nicht leisten. Immerhin gehe es um Kosten von mindestens 382 Millionen Euro. Davon sollen zwar 225 Millionen von Bund und Land kommen, aber Kiel und das Umland müssten noch kräftig dazulegen.

Gaschke und Tietze konterten, die Stadt brauche Zukunftsinvestitionen. Tietze verwies auf Untersuchungen, wonach sich eine Stadtregionalbahn rechne. Demnach würde 1 investierter Euro eine Wertschöpfung von 1,9 Euro erzeugen. Tietze setzte sich generell dafür ein, Schulden abzubauen, aber auch in Bildung oder in moderne Verkehrskonzepte zu investieren.