Kandidaten-Quintett zur OB-Wahl in Kiel. Eine Journalistin, ein Kommunalpolitiker, ein Landtagsabgeordneter und zwei Außenseiter treten an.

Kiel. Sechs Wochen vor der Oberbürgermeister-Wahl in Kiel stehen die Kandidaten endgültig fest: Der Wahlausschuss ließ am Freitag alle fünf Bewerber zu, teilte das Presseamt der Stadt mit. Für die SPD tritt am 28. Oktober die Journalistin Susanne Gaschke an, für die CDU der frühere Stadtkämmerer Gert Meyer und für die Grünen Landtagsfraktionsvize Andreas Tietze. Sie wurden von ihren Parteien benannt. Hinzu kommen als Außenseiter die Einzelbewerber Matthias Cravan, der in der Occupy-Szene aktiv ist, und Jan Barg.

Vor allem für die SPD und die CDU hat die Wahl in Kiel eine politische Bedeutung weit über die Landeshauptstadt hinaus. Auf halber Strecke zwischen der Landtagswahl im Mai und der Kommunalwahl im nächsten Jahr wird der Urnengang in der größten Stadt Schleswig-Holsteins auch Aufschluss darüber geben, wie die Stimmungslage insgesamt für die großen Parteien ist – auch wenn es zu einem guten Teil eine Persönlichkeitswahl sein wird. Die SPD will unbedingt ihre Hochburg Kiel verteidigen, und die CDU möchte zeigen, dass sie auch in größeren Städten erfolgreich sein kann. Etwa 195 000 Kieler können abstimmen, darunter 3600 16- bis 18Jährige und 4700 Bürger anderer EU-Staaten.

Der Wahlausschuss hatte am Freitag nur zu prüfen, ob die Bewerber die förmlichen Voraussetzungen für eine Kandidatur erfüllen. Unter anderem müssen sie EU-Bürger und mindestens 16 Jahre alt sein, seit mindestens sechs Wochen eine Wohnung in Kiel haben und sie dürfen nicht vom Wahlrecht ausgeschlossen sein. Die Einzelbewerber mussten auch mindestens 245 Unterstützerunterschriften vorlegen. Die Anmeldefrist für Bewerber war am Montag ausgelaufen.

Kiel muss nach 2009 jetzt schon wieder einen neuen Oberbürgermeister wählen, weil Ex-Amtsinhaber Torsten Albig (SPD) in die Landespolitik wechselte und jetzt Ministerpräsident ist. Sollte Gaschke (45) die Wahl gewinnen, würde zum ersten Mal eine SPD-Frau Verwaltungschefin in Kiel. CDU-Kandidat Meyer (41) will das verhindern und an den Erfolg von Angelika Volquartz anknüpfen, die

2003 eine jahrzehntelange SPD-Vorherrschaft durchbrochen hatte. Volquartz verlor dann 2009 gegen Albig. Grünen-Bewerber Tietze (50) hofft darauf, die Stichwahl zu erreichen. Diese würde am 11. November zwischen den zwei Kandidaten mit den meisten Stimmen stattfinden, wenn im ersten Wahlgang niemand die absolute Mehrheit geholt hat.

Ein persönliches Bild von den Kandidaten können sich die Kieler sechs Tage vor der Wahl machen: Sie stellen sich am 22. Oktober in der Halle 400 den Wählern vor. (dpa)