Pinneberg. Der erneute Versuch, das seit Januar andauernde Verfahren zu einem Abschluss zu bringen, schlägt fehl. Woran es diesmal liegt.

Der Prozess um die Messerattacke vom Bahnhof Pinneberg – er dümpelt weiter vor sich hin. Diesmal ist die Erkrankung einer Richterin schuld. Die beiden Prozesstermine im November, die für die Plädoyers und die Urteilsverkündung vorgesehen waren, wurden abgesagt.

Damit ist der fünfte Versuch, das seit Januar vor dem Landgericht Itzehoe andauernde Verfahren zum Ende zu bringen, gescheitert. Der sechste Anlauf soll nun im Dezember erfolgen. Die Schwurgerichtskammer hat zwei Termine für den 1. und den 11. Dezember angesetzt.

Die Messerattacke am Pinneberger Bahnhof ereignete sich bereits am 6. Juli vorigen Jahres

Es geht immer noch um eine Messerattacke am Bahnhof Pinneberg, die am Morgen des 6. Juli 2022 für das Opfer Mohmen A. (19) beinahe tödlich geendet hat. Und um einen heimlichen Musikvideodreh im Parkhaus des Bahnhofs, an dem das spätere Opfer zuvor beteiligt war.

Die Ereignisse der Tatnacht arbeitet die Kammer bereits seit dem 3. Januar auf. Der Angeklagte Jamal H. (22), dem versuchter Totschlag vorgeworfen wird, sitzt bereits seit Mitte Juli vorigen Jahres in Untersuchungshaft. Einen Antrag auf Aufhebung des Haftbefehls hatte die Kammer im Verfahren abgelehnt.

Seit Januar 2023 läuft der Prozess, der zunächst nur bis Ende März angesetzt war

Zu Beginn waren Termine bis Ende März angesetzt worden. Doch weil die Vernehmung der zehn unmittelbaren Tatzeugen viel länger dauerte als geplant, kamen immer neue Verhandlungstage dazu. Im Sommer waren bereits mehrfach die Schlussvorträge avisiert worden. Dazu kam es jedoch nicht, weil die beiden Verteidiger diverse Beweisanträge stellten.

In der Folge wurden die angesetzten Verhandlungstermine immer spärlicher. Einer der Gründe dafür ist, dass mehrere Richter des Verfahrens auch für die Messerattacke im Regionalzug in Brokstedt zuständig sind und dieser spektakuläre Prozess viele Termine blockiert.

Zwei Spurensicherungsexperten der Polizei untersuchen den Tatort auf der Bahnhofstreppe.
Zwei Spurensicherungsexperten der Polizei untersuchen den Tatort auf der Bahnhofstreppe. © Katja Engler | Katja Engler

Zudem sind auch die beiden Verteidiger Lino Peters und Uwe Maeffert viel beschäftigt. Um die Fristen einzuhalten, behalfen sich die Beteiligten mit mehreren Kurzterminen. Im September hatte dann ein krankheitsbedingter Ausfall einer Beisitzerin den Terminplan über den Haufen geworfen und das Prozessende verhindert.

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Letzter Verhandlungstag war am 6. Oktober, dann pausierte das Verfahren mangels verfügbarer Termine. Im November nun also die erneute Pause wegen der Erkrankung einer Richterin, die vorgesehenen Termine am 6. und 16. November fallen aus.

Dem Angeklagten Jamal H. wird versuchter Totschlag vorgeworfen. Er war an dem Tatabend nicht von Anfang an dabei und stieß später am Pinneberger Bahnhof auf die Gruppe junger Männer, die zu diesem Zeitpunkt den Rap-Videodreh in dem Parkhaus schon abgeschlossen hatten.

Der Angeklagte räumt den Messerstich ein, will aber in Notwehr gehandelt haben

Vor Gericht hatte der 22-Jährige zunächst wie auch das lebensgefährlich verletzte Opfer der Attacke die Aussage verweigert. Zu einem späteren Zeitpunkt ließ der Pinneberger seine Verteidiger eine Erklärung verlesen.

Demnach räumt Jamal H. den Messerstich ein, will jedoch in Notwehr gehandelt haben. Die beiden Verteidiger haben mehrfach bekräftigt, einen Freispruch oder anderenfalls eine bewährungsfähige Strafe erreichen zu wollen.

Die Anklagebehörde dürfte eine Verurteilung wegen versuchten Totschlags erreichen wollen

Die Staatsanwaltschaft dürfte demgegenüber das Ziel verfolgen, eine Verurteilung wegen versuchten Totschlags zu erreichen. Wie die Kammer den Fall bewertet, könnte im Dezember – nach zwölf Monaten Verfahrensdauer – öffentlich werden.