Elmshorn. Modekette verlässt nach zehn Jahren im Hertie-Haus die Innenstadt. Decathlon und Roller eröffnen noch 2023 – aber nicht im Zentrum.

In wenigen Tagen endet in der Elmshorner Innenstadt eine Ära. Seit zehn Jahren befand sich die Filiale der Modekette C&A im ehemaligen Hertie-Haus am Alten Markt. Nun soll Schluss sein. Ende 2022 hatte das Unternehmen angekündigt, sich aus Elmshorn zurückzuziehen. Am Sonnabend, 14. Oktober, öffnen sich zum letzten Mal die Türen des Geschäfts zum Enkaufen.

Die Elmshorner Innenstadt verliert damit einen weiteren wichtigen Händler an einem prominenten Ort in der City. Die Drogeriekette Budnikowsky war schon im April 2023 aus dem ehemaligen Hertie-Haus ausgezogen. Nach dem C&A-Weggang bleiben noch H&M, Deichmann und Kik in dem Einkaufszentrum.

C&A in Elmshorn schließt: Sonnabend letzter Verkaufstag

Auch wenn Wirtschaftsförderer Wolfgang Helms sich Ende 2022 optimistisch äußerte, dass schnell neue Mieter für die Flächen gefunden werden könnten, steht etwa die Budni-Fläche auch rund sechs Monate nach Schließung immer noch leer. Mit Orsay, S.Oliver und Jack Wolfskin verließen weitere wichtige Filialisten die Innenstadt.

Sieben leere Verkaufsflächen finden sich direkt an der Königstraße, Budni und C&A noch nicht eingerechnet. In der gesamten City sind es weit mehr als zehn Läden, die unbesetzt sind. Mit Problemen wie Geschäftssterben und Leerstand ist Elmshorn nicht allein, auch andere Städte kämpfen um eine belebte Innenstadt. Die Ursachen sind vielfältig: hohe Mieten, Online-Handel, Corona-Krise, Rezession.

Innenstädte kämpfen gegen Leerstand und Geschäftssterben

Die Städte müssen neue Wege finden, die Menschen in die Innenstädte zu locken. Der Fokus liegt auf Events: verkaufsoffene Sonntage, Pop-Up-Stores, Veranstaltungen in der City mit Musik und kulinarischen Angeboten. Pinneberg rief das Super-Wochenende mit gleich mehreren Programmpunkten aus, Elmshorns regelmäßige Shopping-Sonntage sind große Publikumsmagneten.

Es bleibt die Frage nach der Nachhaltigkeit solcher Aktionen. Denn wenn immer mehr Geschäfte, vor allem sogenannte Ankermieter, verschwinden, können irgendwann auch Shopping-Events immer weniger Menschen in die Innenstädte locken. Wichtig ist, das zeigt sich in fast allen größeren Städten, ein Branchenmix aus großen Ketten und kleinen, lokalen Geschäften. Gerade die haben es aber in Zeiten des Online-Handels zunehmend schwer.

Elmshorn: Drogeriekette Budni hat schon seit April geschlossen

Immer weniger Geschäfte machen die Innenstädte unattraktiv für die Kundschaft. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass genau diese Kundschaft Standorte für Unternehmen erst lukrativ machen. Budnikowsky schloss seine Filiale in Elmshorn auch deshalb, weil sich der Standort nicht mehr rechnete.

Die Drogeriekette teilte mit: „Seit Jahren wird die Situation in der Elmshorner Innenstadt immer schwieriger, da die Attraktivität schon vor Corona und Krieg sich immer weiter reduziert hat.“ Corona und Ukraine-Krieg verschlimmerten sowohl das Umfeld als auch die Kostensituation der Filiale. Die Folge: Schließung. Die Kosten sind also die eine, die mangelnden Einnahmen die andere Seite der Medaille.

Wirtschaftsförderung trotz Schließungen optimistisch

Der Stadtumbau mit den Straßensperrungen und die wenigen kostenlosen Parkplätze in der Elmshorner City haben sicherlich ebenfalls ihren Anteil an der für einige Geschäfte schwierigen Lage. Denn nicht nur große Ketten kehren der Elmshorner Innenstadt den Rücken, auch kleine, lokale Geschäfte haben zu kämpfen, müssen schließen.

So etwa das Papierfachgeschäft Kleine Liebe, das in die Fläche des ersten Elmshorner Pop-Up-Stores gezogen war und 2022 schließen musste. Obwohl es düster in der Elmshorner City aussieht, will man in der Stadt nicht aufgeben. Die Wirtschaftsförderung bleibt optimistisch, das Stadtmarketing tut viel, um die Attraktivität der Innenstadt zu steigern.

Elmshorner Unternehmer Ramelow investiert in die Innenstadt

Ein positives Gegenbeispiel zum Geschäftssterben in der Innenstadt ist das Modehaus Ramelow. Der namensgebende Unternehmer Marc Ramelow investierte kräftig in den Stadtort an der Königstraße. Sein Geschäft trotzt – anders als viele andere Kaufhäuser – der aktuellen Krise des Einzelhandels und hat sich mit der Sonnenterrasse auf dem Dach zu einem regelrechten Hotspot in der City entwickelt.

Allerdings bekommt Ramelow, der mit Intersport auch ein Sportfachgeschäft an der Königstraße betreibt, nun Konkurrenz außerhalb der Innenstadt. Der Sportartikelriese Decathlon eröffnet am 30. November eine Filiale am Ramskamp. Das dortige Fachmarktzentrum entwickelt sich prächtig, hat mit Kibek, Edeka und Obi prominente Geschäfte zu bieten.

Elmshorn: Decathlon eröffnet im November, Roller Ende des Jahres

Neben Decathlon hat dort Jysk, das ehemalige Dänische Bettenlager, eine zweite Filiale in Elmshorn eröffnet. Möbeldiscounter Roller konnte von der Abwanderung abgehalten werden. Das Geschäft verkleinert sich statt den Standort ganz aufzugeben. Die Filiale am Ramskamp wird umgebaut und soll Ende des Jahres neu eröffnen, wie eine Unternehmenssprecherin auf Abendblatt-Nachfrage mitteilte.

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Ob die Ansiedlung von Decathlon und das gesamte Fachmarktzentrum an der Autobahn wirklich, wie von einigen Innenstadtkaufleuten befürchtet, Kaufkraft aus der Innenstadt abziehen wird, bleibt indes abzuwarten. Eine größere Herausforderung dürfte wohl der Online-Handel sein. Denn der lässt sich bequem von zu Hause aus erledigen. Und mit der Schließung von C&A gibt es nun zumindest vorerst schon einen Grund weniger, in der Innenstadt einkaufen zu gehen.