Elmshorn. Ein weiteres Stück Clubkultur geht für immer verloren. Was der Buttermarkt damit zu tun hat – und welche Hoffnungen die Stadt macht.

Es sind nur wenige Wochen vergangen, seit der Elmshorner Clubbetreiber Fiete Stamer Privatinsolvenz anmelden musste. Das „Apollo“– Diskothek, Musikspielstätte, Kult- und Kulturort – hatte er gerade ein gutes Jahr lang betrieben und schon war es schlichtweg nicht mehr zu halten. „Das fragile Kartenhaus“ noch zu retten, „ist leider gescheitert“, formuliert Stamer auf der Webseite des Clubs.

Das Apollo-Aus ist nur allzu bezeichnend für das Clubsterben im Kreis Pinneberg und ganz Schleswig-Holstein. Nachdem Ende September ein Kulturverein Bestrebungen zeigte, das Apollo wiederzubeleben, möchte die Stadt Elmshorn als Eigentümerin das Gebäude nun möglichst schnell abreißen.

Elmshorn: Kulturstätte Apollo droht der Abriss

Eigentlich klang die Idee, das Apollo ehrenamtlich als Kulturverein weiterzubetreiben, nach einer adäquaten Lösung. Erste Konzepte des Vereins sahen vor, dass dort künftig Bands und Künstler jammen und proben können, Kinder- und Jugendarbeit sollte in die ehemaligen Kinosäle einkehren und selbstverständlich war das Gebäude weiterhin als Ort für Konzerte und Kulturveranstaltungen in Elmshorn gedacht.

Weil ein Verein das Apollo betrieben hätte, wären zudem Spenden der Stadt als mögliche zusätzliche Einnahmequelle denkbar gewesen. Bisher hatte die Stadt als Eigentümerin keine Möglichkeit zur Intervention, denn als Unternehmen unter Betreiber Stamer konnte sie den Club nicht fördern.

Zum Weiter- beziehungsweise Wiederbetrieb des Apollo-Clubs hätte dem Kulturverein letztlich nichts gefehlt, als die Nutzungserlaubnis und ein Mietvertrag der Stadt. Hätte, hätte: Dieses Zugeständnis möchte Elmshorn nicht machen, wie Lars Bredemeier, Zweiter und Baustadtrat, dem Abendblatt nun mitteilt. Und so verschwindet eine weitere Kulturstätte im Kreis Pinneberg von der Karte.

Stadtumbau Elmshorn: Apollo-Abriss richtet sich nicht gegen den Kulturverein

Dass die Stadt das Gebäude früher oder später im Zuge des Stadtumbaus abreißen möchte, stand bereits seit Längerem fest. Durch den Abbruch entstehe ein „dringend erforderlicher Verbindungsweg zwischen den beiden zentralen Bereichen der Innenstadt, also der Königstraße als Einkaufsstraße auf der einen Seite, und dem neuen Buttermarkt auf der anderen Seite“, heißt es. Aus diesem Grund habe die Stadt das Gebäude überhaupt aus Städtebaufördermitteln angekauft.

Elmshorn wolle den Stadtumbau möglichst schnell und reibungslos über die Bühne bringen: „Wenn sich so ein Fenster öffnet, dann schlagen wir auch zu“, sagt Bredemeier mit Verweis auf das Apollo. Der geplante Abriss, der schon im Frühjahr 2024 beginnen könnte, richte sich in keiner Weise gegen die Ideen des Kulturvereins, betont er.

Elmshorn wollte das Gebäude sowieso nicht weitervermieten

Der bisherige Apollo-Betreiber Fiete Stamer bekam zwar noch 2022 einen Planungshorizont von fünf Jahren zugesprochen. Weil er als Inhaber an dem Projekt gescheitert ist, entscheidet sich die Stadt nun gegen eine Wiedervermietung des Apollos. „Eine weitere Vermietung nach Beendigung des bisherigen Mietvertrages war und ist nicht beabsichtigt“, so Bredemeier.

„Vielmehr bereitet die Stadt nunmehr die weiteren Maßnahmen zur Umsetzung der Ziele der Stadtsanierung beziehungsweise des Stadtumbaus an diesem Standort vor“, ergo den Abriss, sagt er. Das ehemalige Apollo werde nun durch die BIG Städtebau GmbH als treuhänderischem Sanierungsträger der Stadt bewirtschaftet.

Mittlerweile stehe die ehemalige Kulturstätte vollständig leer: Weder Technik noch Inventar befänden sich noch im Apollo. Gegen einen weiteren Mieter spreche nun auch, dass es nicht mehr realistisch sei, dort Veranstaltungen unter Einhaltung der gebotenen Sicherheitsvorkehrungen durchzuführen.

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Allerdings: Einen Silberstreif am Horizont hält Bredemeier trotz aller Abrisspläne parat. Er teilt mit, sich derzeit im Dialog mit dem Kulturverein zu befinden, „um gemeinsam zu erörtern, wie sich die Ideen des Vereins an anderen möglichen Standorten verwirklichen lassen könnten.“ Schließlich hätten die Beteiligten ein „gutes Konzept“ vorgelegt.