Elmshorn. Elmshorn legt das Konzept für die kulturelle Nutzung in den Knechtschen Hallen vor. Was geplant ist, und was es die Stadt kosten würde.

Die Knechtschen Hallen spielen eine zentrale Rolle beim Projekt Stadtumbau in Elmshorn. Das historische Ensemble soll mit dem neugestalteten Buttermarkt ein attraktives Eingangstor zur Innenstadt bilden. Aber nicht nur aus stadtplanerischer Sicht kommt den Hallen große Bedeutung zu.

Auch für die Kultur in Elmshorn sollen die Knechtschen Hallen in Zukunft wichtig werden. Eine sogenannte Kulturetage ist schon länger im Gespräch, jetzt gibt es erstmals ein Konzept für die Einrichtung einer solchen Kulturfläche. Die Stadt legt darin dar, welche Nutzungsarten möglich wären – und was das ganze die Stadt kosten würde.

Knechtsche Hallen: Erstes Konzept für Elmshorner Kulturetage steht

Betreiben soll die Kulturetage der Gebäudeeigentümer, also die Firma Semmelhaack. Bauunternehmer Theodor Semmelhaack hatte die Hallen 2022 von Kibek-Chef Frank Sachau gekauft. Dementsprechend hat der Unternehmer auch ein gewisses Mitspracherecht, was die Kulturetage angeht.

Laute Konzerte werde es demnach schon mal nicht geben. Semmelhaack will die Knechtschen Hallen auch für die Firmenräume nutzen und die seien mit lauter Musik nur bedingt vereinbar. Dennoch sind die Nutzungsmöglichkeiten vielfältig, wie sich aus dem städtischen Konzept zur Nutzung der Knechtschen Hallen herauslesen lässt.

Was in dem neuen Kulturraum in den Knechtschen Hallen möglich wäre

Insbesondere eine „Nutzung kultureller, gesellschaftlicher und öffentlicher Art“ mit einem Schwerpunkt auf Ausstellungen, digitalen Nutzungsmöglichkeiten und Treffen in diesem Zusammenhang sei in den Räumlichkeiten möglich. Aber auch „zukünftige kulturelle Nutzungsbedarfe“ sollen mit der Kulturetage gedeckt werden können.

Denkbar wären etwa Räumlichkeiten für Vereine oder die Geschichtswerkstatt, Projekträume, ein schwarzes Brett für kulturelle Angebote, Ausstellungen aller Art, Atelierräume, digitale Kunst, vernetzende Bildungsangebote oder sogar E-Sportveranstaltungen.

Kranhaus könnte von Sanierung der Knechtschen Hallen profitieren

Variable Beleuchtungsmöglichkeiten, mobile Wände, Tische und Stühle, die für Veranstaltungen mit Publikum vorgehalten werden, sowie eine gute digitale Ausstattung – all das soll zu einem modernen Kulturraum beitragen. Und auch die Nachbarn wurden nicht vergessen.

Das Kranhaus, das jetzt schon einen Kulturort im Quartier bildet und für dessen Erhalt sich Teile der Elmshorner Politik vehement einsetzen, könnte eventuell sogar von Sanitärräumen, Teeküche und Wirtschaftsräumen profitieren – sofern diese Nebenräume groß genug sind.

Elmshorner Kulturort Kranhaus gerettet – zumindest vorerst

Das Kranhaus stand erst kürzlich wieder auf der Kippe, weil die Stadt den Mietvertrag für den Verein Freundeskreis Knechtsche Hallen Keimzelle Kranhaus nicht verlängern wollte. Im Kulturausschuss konnte dies zumindest vorerst abgewendet werden, die endgültige Entscheidung für oder gegen eine Verlängerung fällt an diesem Donnerstag, 12. Oktober, in der Sitzung des Stadtumbauausschusses.

SPD, Grüne und Linke setzten im Kulturausschuss eine vorläufige Verlängerung des Mietvertrages durch. Sie argumentierten mit dem großen Einsatz des Vereins und damit, dass eine Schließung des Kranhauses – wenn auch nur auf Zeit – das Ende des Vereins bedeuten würde. Die Errichtung einer Kulturetage steht noch einmal auf einem ganz anderen Blatt.

Kulturetage in Elmshorn kostet die Stadt rund 100.000 Euro

Aber wie würde ein Betrieb einer Kulturetage überhaupt möglich werden? Und welche Rolle spielt die Stadt dabei? Wenn die Kulturetage von Semmelhaack betrieben würde – was laut Konzept vonseiten der Stadt bevorzugt wird – würde Elmshorn die Räumlichkeiten nur mieten. Und zwar für einen Zeitraum von 20 Jahren.

Rund 100.000 Euro würde das die Stadt jährlich kosten. Vorausgesetzt, andere beteiligen sich. Denn allein will die Stadt nicht als Mieter auftreten. Dadurch würden sich die Kosten in etwa verdoppeln. Vielmehr bevorzugt man bei der Stadt ein Modell, bei dem nur bestimmte Zeitkontingente gemietet werden. Positiv aus Sicht der Stadt: Das Risiko trägt der Eigentümer, dieses werde durch ein vorab gesichertes Nutzungskontingent verringert.

Stadt Elmshorn würde Kulturraum für 20 Wochen im Jahr mieten

Abschließende Aussagen zu den Mietkosten für einzelne Kontingente können allerdings noch nicht gemacht werden. Die Höhe werde vom benötigten Innenausbau, dem gegebenenfalls benötigten Inventar und den Mengen an Nutzungszeiten abhängen. Allerdings werde für die Koordination der Raumvergabe nur eine Person benötigt, die Personalkosten blieben also gering.

20 Kalenderwochen pro Jahr wollen die Verantwortlichen mieten. Montags bis freitags für sechs, an den Wochenenden für acht Stunden pro Tag. So würde ein Leerstand vermieden, notfalls könnten Kontingente dazugebucht werden, heißt es in dem Konzept der Stadt. Der Kulturraum in den Knechtschen Hallen solle das örtliche Raumangebot ergänzen und keine bestehenden Angebote beschneiden.

CDU befürchtete Konkurrenz zu anderen Kultureinrichtungen

Eine Konkurrenzsituation zu anderen Kultureinrichtungen in der Stadt soll so vermieden werden. Das war eine der Befürchtungen der Elmshorner CDU. Die Christdemokraten hatten vor einer staatlich geförderten Konkurrenz für Kulturschaffende gewarnt. „Das kann nicht in unserem Interesse sein“, sagte Karla Fock, vormalige Fraktionschefin der CDU.

Das Angebot in der Innenstadt sei mit Haus 13, dem Stadttheater und der Dittchenbühne bereits sehr vielseitig. Hinzu kämen Freiluft-Veranstaltungen wie das Open-Air-Kino oder das Festival Jazz’n‘Roses. Eine staatliche Konkurrenz könne die gewachsene Vielfalt in der Elmshorner Kulturlandschaft zerstören, so die Befürchtung der CDU.

Kulturelle Vielfalt schützen: CDU befürwortet gewerblichen Betreiber

Die kulturelle Vielfalt müsse geschützt und gestärkt werden, forderten die Christdemokraten. Ihre Schlussfolgerung: Eine mögliche Kulturetage mit einem gewerblichen Betreiber. „Viele kulturelle Nutzungen, beispielsweise mit unterschiedlichen Künstlern und einer hochwertigen Gastronomie, sind denkbar“, sagte Karla Fock.

Der Vorschlag der CDU, dass die Stadt die Flächen für ihre Veranstaltungen oder Ausstellung anmieten könnte, findet sich nun auch im Konzept für eine mögliche Kulturetage in den Knechtschen Hallen wieder, zumindest in abgewandelter Form. Jetzt muss für dieses Konzept nur noch eine politische Mehrheit gefunden werden.

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Arbeiten an den Knechtschen Hallen sollen 2024 starten

Umgesetzt werden die Pläne aber ohnehin nicht zeitnah. Bis Ende des Jahres will Semmelhaack die Baumaßnahmen an den Knechtschen Hallen planen. 2024 soll mit den Arbeiten begonnen werden. Die Flächen im Erdgeschoss seien für die Stadt reserviert und sollen nach dem Bedarf für die künftige Nutzung ausgebaut werden.

Klar ist aber schon jetzt, dass die Kulturetage kein „Wunschkonzert“ wird. Von den vielen Ideen, die im Vorfeld in Workshops und Treffen gesammelt wurden, schaffen es wohl nur wenige in das endgültige Konzept. Vor allem, wegen der Vorgaben des Eigentümers und der Konkurrenzsituation mit anderen Kultureinrichtungen.

Knechtsche Hallen: Konzept wird beim runden Tisch Kultur diskutiert

Geprüft wurden alle möglichen Nutzungsformen, viele davon fielen jedoch aufgrund verschiedener Kriterien durch, etwa wegen des benötigten Platzes oder weil sie keinen der vorgegebenen Zwecke erfüllten. In der Bewertungsmatrix der Stadt erreichten zwar viele Vorschläge eine gute Punktzahl, wären also theoretisch umsetzbar. Welche davon dann wirklich in dem neuen Kulturraum stattfinden, bleibt aber abzuwarten.

Beim nächsten runden Tisch Kultur am heutigen Dienstag, 10. Oktober, von 18 Uhr an im Kranhaus an der Schloßstraße, steht das Thema wieder auf dem Plan. Das Konzept für die Knechtschen Hallen soll dort diskutiert werden, das Feedback in die weitere Planung einfließen.