Elmshorn. Nach dem Aus von C&A folgt die nächste Hiobsbotschaft: Drogeriekette verlässt die Elmshorner Innenstadt. Wie es weitergeht.
Das Geschäftssterben in der Elmshorner Innenstadt geht weiter. Nachdem die Modekette C&A Ende 2022 ihren Rückzug angekündigt hatte, verlässt nun auch die Drogeriekette Budnikowsky die Elmshorner City.
Die Filiale im ehemaligen Hertie-Haus soll im April 2023 schließen, wie das Unternehmen auf Nachfrage des Hamburger Abendblattes bestätigt.
Elmshorn: Budni gibt auf – großes Geschäftssterben in der City
Die Filiale am Alten Markt rechne sich nicht mehr, teilt Budnikowsky mit. „Seit Jahren wird die Situation in der Elmshorner Innenstadt immer schwieriger, da die Attraktivität schon vor Corona und Krieg sich immer weiter reduziert hat.“ Corona und Krieg verschlimmerten jetzt sowohl das Umfeld als auch die Kostensituation der Filiale.
„Wir bedauern es sehr, nach so vielen Jahrzehnten Elmshorn verlassen zu müssen. Sollte sich ein guter Standort in Elmshorn wieder finden lassen, kommen wir zurück“, heißt es von der Drogeriekette. Allen Mitarbeitern seien entsprechende Angebote im Unternehmen gemacht worden.
Budni: Elmshorns Wirtschaftsförderer trotz Schließungen optimistisch
Ende 2022, als die Schließungspläne von C&A bekannt wurden, zeigte sich Wirtschaftsförderer Wolfgang Helms optimistisch, dass die Fläche schnell wieder vergeben werden könne. Daran hat sich auch nichts geändert.
„Das ist eine sehr attraktive Fläche mit vielen interessanten Mietern wie Deichmann und H&M. Der Standort ist sehr gut, ebenso wie die Flächenzuschnitte. Wir sind optimistisch, dass wir schnell attraktive Nachfolger finden können“, so Helms. Seit 2013 war auch Budnikowsky im ehemaligen Hertie-Haus ansässig. Nun droht eine weitere Fläche am Alten Markt leerzustehen.
Schon vor C&A hatten sich auch die Bekleidungsketten Orsay und S.Oliver aus der Elmshorner City zurückgezogen. Die Kleine Liebe, ein Papiergeschäft, das in das erste Pop-Up-Huus an der Königstraße 19 einzogen war, musste Ende 2022 ebenfalls schließen. Das Traditionsmöbelgeschäft Heinitz schloss Ende Januar – allerdings aus Alters- und nicht aus wirtschaftlichen Gründen.
Elmshorner Unternehmer investiert Millionen in die Innenstadt
Dennoch, Wirtschaftsförderer Helms sieht keinen Grund zur Sorge. Die Leerstandssituation in der Elmshorner Innenstadt sei gut. „Das ist auf einem sehr niedrigen Niveau“, sagt Helms. Hoffnung machten vor allem die Pläne von Marc Ramelow. Der Elmshorner Unternehmer baute in der City ein Erlebnis-Kaufhaus in zentraler Lage. Acht Millionen Euro investierte Ramelow in das moderne Kaufhaus an der Königstraße 39-41 – direkt neben der bisherigen Ramelow-Filiale.
Ein Bekenntnis des Unternehmers zur Elmshorner Innenstadt, wie Wirtschaftsförderer Helms betont. In dem Mitte 2022 fertiggestellten Neubau, der unter anderem den Sportfachhändler Intersport beherbergt, sollten nicht nur Verkaufsflächen entstehen. Vielmehr sieht Ramelow den Neubau als einen „Raum für Gemeinsamkeit und Leben, für sozialen Austausch, Interaktion, Begegnung sowie Genuss und Gefühle“. Viele schöne Worte.
Elmshorn: So viele Gewerbeflächen in der City stehen aktuell leer
Zur Wahrheit gehört aber auch: Wer sich den Übersichtsplan der Innenstadt auf der Website des Elmshorner Stadtmarketings anschaut, kann schon jetzt sieben freie Gewerbeflächen rund um Königstraße und alten Markt erkennen, zwei davon im CCE. Die Flächen von C&A sowie Budni sind dabei noch nicht eingerechnet.
Als das ehemalige Hertie-Haus 2012 für etwa 20 Millionen Euro umgebaut und 2013 als neues Einkaufscenter wiedereröffnet wurde, herrschte große Euphorie bei den Verantwortlichen der Stadt. Die Hoffnung: Große Ankermieter wie H&M könnten mehr Kunden und auch mehr Unternehmen in die City locken.
Einzelhandelskonzept soll Ansiedlung von Gewerbe in der Innenstadt steuern
Was ist zehn Jahre später davon geblieben? Viele der Geschäfte schon mal nicht. Auch wenn Wirtschaftsförderer Helms betont, dass eine gewisse Fluktuation bei den Geschäften normal sei. Und untätig ist die Stadt nicht. Erst 2021 erhielt Elmshorn Mittel aus dem Innenstadtprogramm des Landes, zudem konnten die Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen für ein Innenstadtentwicklungskonzept einbringen.
Seit 2017 gibt es ein Einzelhandelskonzept, das die Ansiedlung von Gewerbe in der Innenstadt steuern soll. Vereinfacht gesagt: Anhand sogenannter Sortimentslisten wird festgelegt, welche Geschäfte in die Innenstadt gehören – und welche nicht. Drogerieartikel etwa gelten als zentrenrelevante Sortimente, sollten daher in der City angesiedelt sein und möglichst nicht außerhalb.
Stadtmarketing von Elmshorn übt scharfe Kritik
Genau dort, also außerhalb der Innenstadt, sind aber in den vergangenen Jahren Nahversorgungs- und Einkaufszentren entstanden, etwa am Franzosenhof. Und das auch dank mehrfacher Änderungen an eben jedem Einzelhandelskonzept. So sorgte die Ansiedlung des Sportartikelriesen Decathlon im Jahre 2022 für heftige Kritik, insbesondere vonseiten des Stadtmarketings.
Dessen Vorstand hatte die Idee, in dem Gewerbegebiet nahe der Autobahn ein großes Sportfachgeschäft einziehen zu lassen, scharf kritisiert. Die Befürchtung: Eine Ansiedlung von Decathlon könnte Kaufkraft aus der Innenstadt abziehen. Eine Sorge, die auch die Landesplanung Schleswig-Holstein teilte.
Sportartikelriese Decathlon soll 2023 nach Elmshorn ziehen
Für Wirtschaftsförderer Wolfgang Helms ist das Gewerbeareal am Franzosenhof weniger eine Konkurrenz zum Einzelhandel in der City als eine Ergänzung des Angebotes.
Am Ende bediente sich die Stadt eines Kniffs, um die Ansiedlung von Decathlon zu ermöglichen, indem im Einzelhandelskonzept zwischen „Breitensportliche Bekleidung/Sportschuhe“ und „Sportartikel/Ausrüstung für spezifische Sportarten“ unterschieden wird. So soll die Ansiedlung doch noch ermöglicht werden. Ob das einen Kaufkraftverlust verhindern kann, ist allerdings unklar. 2023 soll Decathlon in die Krückaustadt ziehen.
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Elmshorner Parkraumkonzept sorgt bei Kunden für Unmut
Ein weiterer Faktor für die Attraktivität der Innenstadt für die Kundinnen und Kunden dürfte zudem die Parkplatzsituation sein. Seit 2022 gilt in Elmshorn ein neues Parkraumkonzept. Die Idee: Klare Regeln sollen vor allem die Parkplatzsuche erleichtern und so den Verkehr in der City reduzieren.
Dafür wurde die Innenstadt in vier Bewirtschaftungszonen unterteilt, in denen unterschiedliche Regeln gelten. Ein Sonderfall ist zudem das Parkhaus am Steindammpark, hier werden Parkgebühren erhoben.
Einige Beispiele dieser Regeln: In der Zone 1 gelten Parkgebühren und Bewohnerparken, der Parkplatz am Südufer ist aber gebührenfrei. In der Zone 2 gelten Bewohnerparken, Parkgebühren und Parkscheinregelung für zwei Stunden. Das gleiche gilt für Zone 3. In Zone 4 gelten nur Bewohnerparken und Parkscheinregelung. Alles klar?
Elmshorner Wirtschaftsförderer: Erreichbarkeit der Innenstadt kein Problem
Unabhängig von der Komplexität dieses Parkraumkonzepts stören sich viele Elmshornerinnen und Elmshorner an den Parkgebühren in der Innenstadt. Dem Ziel des Konzeptes, Pendler „aus der Stadt zu drücken“, wie Bürgermeister Volker Hatje 2021 sagte, mag die Stadt nähergekommen sein. Aber es macht die Innenstadt eben auch unattraktiver für Kundinnen und Kunden.
Die äußern ihren Unmut über Parkgebühren und die schlechte Erreichbarkeit der City in den sozialen Netzwerken. Tenor: Wenn Autofahrer in der Innenstadt unerwünscht sind, fahren sie eben woanders hin – oder shoppen online.
Ein Problem mit der Erreichbarkeit sieht Wolfgang Helms nicht. „Viele Kunden kommen mit dem Auto in die Innenstadt, es gibt mit dem Buttermarkt, dem Parkhaus am Alten Markt sowie den Parkflächen im Umkreis ausreichend Flächen für Kunden die mit dem Auto anreisen.“ Elmshorn sei nicht nur für die Einwohner attraktiv, mehr als 100.000 Menschen kämen auch aus dem Umland in die Krückaustadt.