Pinneberg. Wie werben die fünf Bürgermeister-Kandidaten im Internet um Wähler? Nutzen sie soziale Netzwerke? Und wie schlagen sie sich dabei?

Wahlkampf, auch der zur Bürgermeisterwahl in Pinneberg, findet traditionell auf der Straße statt. Die Kandidaten hängen Plakate auf, verteilen Flyer, stellen sich an Wahlkampfständen den Fragen der Wählerinnen und Wähler. Immer wichtiger wird aber auch der Wahlkampf im Internet.

Insbesondere in den sozialen Netzwerken, die viele Menschen täglich nutzen, können die Kandidaten auf Stimmenfang gehen. Das Hamburger Abendblatt hat genau hingeschaut: Wie machen die fünf Kandidaten online auf sich aufmerksam? Nutzen sie die sozialen Netzwerke? Und wie schlagen sie sich dabei?

Bürgermeisterwahl in Pinneberg: Wie die Kandidaten auf Instagram Wahlkampf machen

„Moin, ich bin Marco.“ In einem Wahlkampfvideo, das auf dem Instagram-Account der CDU Pinneberg veröffentlicht wurde, zeigt sich Bewerber Marco Bröcker bürgernah. Die Intention des Videos liegt ganz klar darin, zu betonen: „Ich bin ein Pinneberger“. Gezeigt wird Bröcker beim Einkaufen, an seiner ehemaligen Schule, vor dem Rathaus, in dem er schon jetzt im Bürgermeistervorzimmer arbeitet.

Jeder Videoschnipsel beginnt mit dem Satz „Moin, ich bin Marco.“ Ganz offensichtlich floss eine Menge Arbeit in das Video, immerhin wurde es an unterschiedlichen Orten in Pinneberg gedreht. Allerdings lässt der Ton zu wünschen übrig – vor allem, wenn Bröcker einen vollen Einkaufswagen übers Pflaster schiebt, ist er kaum zu verstehen.

Marco Bröcker dokumentiert seinen Wahlkampf auf Instagram

Auf seinem eigenen Instagram-Account zeigt sich Bröcker beim Wahlkampf, beim Sport und in der Freizeit. Er besucht den Tierschutzverein, den VfL Pinneberg, das Technische Hilfswerk und die Feuerwehr, postet ein Selfie mit den Pinneberger Grünen und versucht aktiv seine mehr als 500 Follower einzubinden, etwa durch Umfragen. „Geht ihr lieber morgens oder abends laufen?“

Auch die Pinneberger Grünen, die Marco Bröcker wie auch die CDU als Bürgermeisterkandidaten nominierten, werben auf Instagram für ihren unterstützten Kandidaten. Vom Auftritt der Pinneberger CDU hebt sich diese Werbung allerdings nicht ab. Es wird deutlich, dass beide Parteien eine gemeinsame Kampagne fahren. Alle Beiträge sind in Blau und Grün gehalten, aber die Bilder zeigen auch den gemeinsamen Wahlkampf.

Bürgermeisterwahl: SPD und FDP werben kaum auf Instagram

Etwas mau sieht es dagegen auf dem Instagram-Auftritt der Pinneberger SPD aus. Die unterstützt, wie auch die FDP, den Kandidaten Thomas Voerste. Beide Parteien haben jeweils nur einen einzigen Post zum Bürgermeisterwahlkampf verfasst: ein Bild einer gemeinsamen Plakataktion. Videos sucht man vergebens.

Thomas Voerste hat einen eigenen Instagram-Account, auf dem sich alles um den Wahlkampf dreht. Die Bilder und Videos sind an unterschiedlichen Orten in der Stadt aufgenommen. Sie zeigen Voerste beim Wahlkampf in der Fußgängerzone, beim Plakatieren, im Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern, beim Kindertag und beim Pinneberger Entenrennen.

Thomas Voerste wirbt auf Instagram um Wählerstimmen

Die Reichweite dürfte überschaubar sein, Voerste hat 135 Follower auf Instagram. In den Videos erklärt Voerste seine Ziele, etwa Pinneberg zur Sportstadt zu machen und die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu verbessern. Aber er gibt sich auch nahbar, wenn er sagt, es sei für ihn noch etwas ungewohnt, von allen „Thomas“ genannt zu werden. „Eigentlich nennt mich jeder Tom“, sagt er.

Wie auch bei Marco Bröcker ist die Bildsprache bei Voerstes Instagram-Auftritt einheitlich, auf nahezu allen Posts prangt ein runder Sticker: „Am 8.10. Voerste wählen“ steht darauf. Auffällig ist, dass einige der Videos am selben Tag entstanden sein dürften, denn Voerste trägt dort exakt dieselbe Kleidung.

Bürgermeisterwahl: Paul Hoffmann inszeniert sich als Familienmensch

Paul Hoffmann, Einzelbewerber um den Pinneberger Bürgermeisterposten, betreibt einen intensiven Wahlkampf auf Instagram. Hoffmann zeigt sich beim Einsatz für die Sicherheit in seiner Funktion als Feuerwehrmann, beim Verteilen von Wahlkampf-Flyern, beim Plakatieren, beim Pinneberger Entenrennen und auch mit Konkurrent Voerste.

Hoffmann hat mehr als 300 Follower, richtet sich in einigen Videos auch direkt an diese. Hoffmann spricht direkt in die Kamera, mal vom heimischen Sofa, mal während er Wahlplakate anbringt. Auffällig ist, dass viele Beiträge ausgeprägte Texttafeln enthalten, was einige der Posts etwas unübersichtlich macht. Andererseits lesen die Follower so direkt, worum es in dem Beitrag geht.

Hoffmann inszeniert sich auch als Familienmensch, erklärt, dass der Wahlkampf zurückstecken muss, weil eines seiner Kinder erkrankt ist. „Familie ist und bleibt das wichtigste“, schreibt er. Bemerkenswert: Unter einem Post zum Kinderzirkus einer Kita, für die eine Fläche gesucht wird, kommentiert sogar die amtierende Bürgermeisterin Urte Steinberg. Die ist übrigens mit ihren mehr als 1400 Followern weit vorn, was die Reichweite in sozialen Netzwerke angeht.

Pinneberg: Hauke Röben versucht es mit Humor auf Instagram

Hauke Röben betreibt ebenfalls einen Instagram-Account, auf dem er für eine Bürgermeisterkandidatur wirbt. Nur fünf Posts finden sich dort. Seinen 83 Followern präsentiert Röben seine Ideen, wirbt für seine Themen und Projekte wie etwa die Umgestaltung des Drosteiparks oder die Belebung der Innenstadt.

Röben, der seit fünf Jahren im Pinneberger Rathaus arbeitet, ist sich aber auch für einen kleinen Spaß nicht zu schade – natürlich mit einer ernsthaften Botschaft. Mit grauer Perücke fragt er, was die Wähler tun könnten, wenn sie am Wahltag keine Zeit haben. Die Antwort: Briefwahl. Seriös soll das Video sicher nicht wirken, dass Röben Spaß daran hatte, wird aber am Dauergrinsen des 27-Jährigen deutlich.

Neben ihren Auftritten auf Instagram und in anderen sozialen Netzwerken haben Voerste, Bröcker und Hoffmann auch jeweils eine eigene Internetseite für ihren Wahlkampf. Eine auffällige Kuriosität: Bröcker und Hoffmann haben jeweils einen Countdown zur Bürgermeisterwahl auf ihrer Webseite. Allerdings liegen beide Uhren acht Stunden auseinander.

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Die beiden anderen Kandidaten, Jörg Heuer und Hauke Röben, haben keinen eigenen Internetauftritt. Von Jörg Heuer war auch kein offizieller Account in sozialen Medien zu finden. Nur Plakate hat der Einzelbewerber aufgehängt. Aber die gibt es auch von allen anderen Kandidaten. Immerhin: In einem der Videos von Paul Hoffmann hat Heuer einen kleinen Gastauftritt. Nämlich als Hoffmann an einem seiner Wahlplakate vorbeiläuft.

Klar ist, Social-Media-Profi ist (noch) keiner der Kandidaten. Viele Videos wirken etwas ungelenk, gestellt oder gezwungen. Aber die Pinneberger Wählerinnen und Wähler stimmen ja auch nicht über einen Influencer ab, sondern über den kommenden Verwaltungschef. Am Sonntag, 8. Oktober, wird gewählt.