Pinneberg. Schnäppchen oder Kostenfalle? Auf diese Immobilien im Kreis Pinneberg kann noch in diesem Jahr geboten werden. Was Käufer erwartet.
Hin und wieder kommen Immobilien bei einer Zwangsversteigerung unter den Hammer, weil Gläubiger ihre Schulden nicht anderweitig eintreiben können. Am Amtsgericht Pinneberg sollen bis Jahresende noch sieben Häuser und Wohnungen die Besitzer wechseln.
Ob so eine ersteigerte Immobilie sich nun als Traumhaus oder Geldfresser entpuppt, ist nicht immer zweifelsfrei abzusehen. Um welche Objekte es sich bei den Versteigerungen handelt, in welchem Zustand sie sich befinden und auf welchen Verkehrswert Gutachter sie schätzen, hat das Abendblatt in einer Übersicht zusammengefasst.
Einfamilienhaus in Quickborn: Idyllischer Garten und feuchte Wände
Einfamilienhaus gefällig? Schon am Montag, 9. Oktober, kommt im Pinneberger Amtsgericht ein solches mit Standort Quickborn unter den Hammer (Aktenzeichen: 70 K 12-22). Das rund 20 Jahre alte eingeschossige Objekt – 131 Quadratmeter Wohnfläche, Carport, Gartenhaus – am Matthias-Claudius-Ring hat laut Gutachten einen Verkehrswert von 430.000 Euro und eine Grundstücksfläche von 570 Quadratmetern.
Dank Südwest-Ausrichtung des Gartens sollten idyllische Grillabende hier kein Problem sein. Allerdings: Der Gutachter weist auf einen „Unterhaltungsstau“ hin und der inkludiert den Alptraum vieler Immobilienbesitzer – Feuchtigkeitsschäden. Nun, und die veraltete Gasheizung müsste der nächste Eigentümer selbstredend auch austauschen. Derzeit wird das Haus noch bewohnt.
Dieses Pinneberger Kulturdenkmal kommt bald unter den Hammer
In der Woche darauf, am 16. Oktober, lässt sich in der Schenefelder Außenstelle des Amtsgerichts eine Immobilie ersteigern, die den meisten Pinnebergern geläufig sein sollte. Zumindest, wenn sie sich hin und wieder auf den Weg zum Bahnhof begeben.
Das große Mehrfamilienhaus mit der dunkelroten Backsteinfassade, Adresse Bahnhofsstraße 15a und 15b, wird unter dem Aktenzeichen 70 K 43-21 zwangsversteigert. Satte 915 Quadratmeter und zwei Geschosse umfasst die Immobilie, unterkellert ist sie außerdem. Ihr Verkehrswert liegt laut Gutachten bei 1.040.000 Euro.
Noch vor dem Krieg erbaut, zwischen 1936 und 1937, ist das Mehrfamilienhaus sogar als Kulturdenkmal des Landes Schleswig-Holstein gelistet und als Teil des Ensembles „Wohnbebauung Rosenhof“ denkmalgeschützt. Neun Wohneinheiten mit Wohnflächen zwischen 47 und 65 Quadratmetern finden hier Platz, acht davon sind derzeit vermietet.
Pinneberg: Auf Wohnungen lässt es sich ebenfalls bieten
Wer sich noch nicht als Vermieter sieht, sondern es auf ein tatsächliches Eigenheim abgesehen hat, wird vielleicht in der Elmshorner Straße fündig. Hier befindet sich eine auf dem Boden gebliebene 84-Quadratmeter-Wohnung mit Loggia, Keller und Tiefgaragenstellplatz aus dem Jahr 1980.
Der Verkehrswert der gepflegten Drei- bis Viereinhalb-Zimmer-Wohnung liegt bei einer Viertelmillion Euro. Am 13. November wird sie im Pinneberger Amtsgericht versteigert (Aktenzeichen 70 K 10-22).
Zwangsversteigerung in Pinneberg: Die Katze im Sack gibt es auch zu kaufen
Nur halb so groß, aber weniger als halb so teuer: Auf gerade einmal 97.000 Euro schätzt eine Sachverständige das Zwei- bis Dreizimmer-Objekt am Wedeler Galgenberg ein, das am 20. November einen neuen Besitzer finden soll (Aktenzeichen 70 K 19-22). Koch- und Wohnraum, Flur und WC befinden sich auf kompakten 37 Quadratmetern, zwei Kellerräume gibt es noch dazu. Nicht schlecht für eine Wohnung in Elbnähe.
Die Wohnung befindet sich in einem von vier Mehrfamilienhäusern, konnte von der zuständigen Gutachterin allerdings lediglich von außen besichtigt werden. Da bauliche Mängel nicht ausgeschlossen sind, ist der geschätzte Verkehrswert der Gutachterin samt Risikoabschlag zu verstehen.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – oder besser Finger weg?
Ähnlich erging es einem Gutachter an der Appener Hauptstraße. Auch ihm blieb die Innenbesichtigung der zu versteigernden Immobilie verwehrt. Die fragliche Ein- bis Zweieinhalbzimmer-Wohnung – solide 46 Quadratmeter, Baujahr 1982, zweites Obergeschoss, Kellerraum, Garage – schätzt er nun auf 125.000 Euro.
Sie soll am 27. November in der Schenefelder Außenstelle des Pinneberger Amtsgerichts versteigert werden (Aktenzeichen 70 K 14-22). Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – oder besser Finger weg?
Alles neu: Einfamilienhaus in Kummerfeld sucht Eigentümer
Statt der Katze im Sack geht am 4. Dezember ein nahezu brandneues Beispiel moderner Backsteinarchitektur an den Meistbietenden. Das erst 2016 erbaute Einfamilienhaus am Bilsbekbogen in Kummerfeld soll 635.000 Euro wert sein und bietet auf 909 Quadratmetern Grundstücksfläche rund 143 Quadratmeter Wohnfläche. Zwei Autos gibt das Objekt dank Stellplätzen auch ein Zuhause.
Alles neu: Fußbodenheizung, Kücheninsel, Dreifachverglasung – „kein Modernisierungsbedarf vorhanden“, heißt es im Gutachten. Also fast. Ein paar Fußleisten seien wohl noch anzubringen, schreibt der Sachverständige.
Schnäppchen: Hobbyraum in Rellingen zu versteigern
Einen echten Schnapper können Sparfüchse am 11. Dezember unter dem Aktenzeichen 70 K 18-22 in Schenefeld abstauben. Auf lediglich 11.000 Euro wird das Objekt am Ellerbeker Weg in Rellingen geschätzt. Wohnen lässt es sich dort jedoch nicht. Der 25 Quadratmeter große Raum diente bislang für Hobbyzwecke.
Ein eigenes Fitnessstudio, vielleicht auch eine Skatstube oder ein Töpfertreff – wer weiß, was sich aus der zu versteigernden Fläche alles machen lässt. Ein leeres Zimmer hat schließlich richtig Potenzial. Und Unkreativen sei eine Nutzung als Lagerraum auch nicht verwehrt.
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Pinneberg: Tipps für die Zwangsversteigerung
Wer es clever anstellt, kann bei einer Zwangsversteigerung im Vergleich zum herkömmlichen Immobilienkauf tatsächlich bares Geld sparen und echte Schnäppchen machen. Oft wechseln die Objekte sogar unter ihrem Verkehrswert den Besitzer. Außerdem fallen keine Makler- oder Gutachtergebühren an.
Das heißt aber nicht, dass sich jeder Versteigerungstermin für den Käufer auszahlen muss. Schließlich kann es immer zu Preistreibereien seitens der Mitbietenden kommen. Wichtig ist, rechtzeitig Schluss zu machen und das eigene Limit nicht grundlos zu überziehen. Auch sollten Bieter genau darauf achten, das Objekt lastfrei zu erwerben.
Besteht bereits besonderes Interesse an einer der Immobilien, kann es lohnen, sich vor der Versteigerung en détail mit dem Gutachten auseinanderzusetzen und eventuell einen Besichtigungstermin zu vereinbaren. Das ist selbstverständlich nur mit Zustimmung der Eigentümer möglich. Besichtigungstermine werden vom Amtsgericht Pinneberg weder durchgeführt noch organisiert oder vermittelt.
Die Versteigerungen finden in öffentlicher Sitzung des Amtsgerichts Pinneberg statt. Die Termine lassen sich auch als Zuschauer besuchen, ohne dass mitgeboten werden muss. So können sich künftige Bieter mit dem Verfahren vertraut machen.
Weitere Informationen gibt es unter www.zvg-portal.de sowie www.zvg.com.