Pinneberg. Wer zieht in die einmalige Immobilie? Preislich ist der Turm durchaus attraktiv. Aber für künftige Besitzer gibt es einen Haken.

Der Aufzug führt bis in die sechste Etage. In fast allen Stockwerken bietet sich eine Rundumsicht. Der Blick reicht über Pinneberg bis zur Plattenbausiedlung Osdorfer Born in Hamburg oder zum Süllberg in Blankenese. Die neuen Besitzer könnten sich jeden Tag an diesem Ausblick erfreuen. Denn der Pinneberger Wasserturm am Peinerweg 43 steht zum Verkauf. Die ersten Interessenten waren laut Maklerangaben schon zur Besichtigung da.

Der 41 Meter hohe, mehr als 100 Jahre alte Turm ist für 459.000 Euro auf dem Markt – inklusive sieben Zimmern auf 357 Quadratmeter Wohnfläche. Der Pinneberger Projektentwickler Lars Hoeckrich von der Firma Project One Immobilien GmbH & Co. KG hat das Hamburger Immobilienunternehmen Peters und Peters damit beauftragt, das Objekt zu verkaufen. Er hatte es vor drei Jahren erworben. Damals war der Turm noch für 600.000 Euro angeboten worden.

Wasserturm in Pinneberg zu verkaufen – Ehepaar hat ihn ausgebaut

Das denkmalgeschützte Haus am Peinerweg wurde zuvor privat vom Ehepaar Ingeborg und Erwin Kosanke bewohnt. „Die beiden sind altersbedingt ausgezogen“, sagt Immobilienmakler Lucas Ziegemeier. Der Wasserturm wurde 1912 nach dem Vorbild des 1902 errichteten Husumer Wasserturms gebaut und heute als Wohngebäude genutzt.

Insgesamt sieben Zimmer hat der Wasserturm in Pinneberg zu bieten.
Insgesamt sieben Zimmer hat der Wasserturm in Pinneberg zu bieten. © Mica Reinhardt

Insgesamt gibt es sieben Zimmer. Im siebten Obergeschoss befindet sich der Wohn-, Ess- und Kochbereich mit Blick über die Nachbarschaft. Darunter befinden sich jeweils die rund aufgebauten Stockwerke eins bis sechs, welche als einzelne Zimmer konzipiert werden können – in der Regel sogar mit Bad oder WC pro Etage. Die Geschosse sind mit einer Treppe verbunden. Das Erdgeschoss bietet viel Stauraum.

Pinneberger Wasserturm hat eine wechselvolle Geschichte

Es ist ein Objekt mit wechselvoller Geschichte: Der Fabrikant Herman Wupperman hatte den Turm als Wasserwerk in Auftrag gegeben. Seine Union-Eisenwerke und die Stadt nutzten die Anlagen anfangs gemeinsam. Wupperman verpflichtete sich, täglich mindestens 600 Kubikmeter Wasser zur Verfügung zu stellen. Im Gegenzug baute die Stadt das nötige Rohrleitungsnetz aus.

So sieht das Bad im Wasserturm in Pinneberg aus.
So sieht das Bad im Wasserturm in Pinneberg aus. © Mica Reinhardt

Erst 40 Jahre nach dem Bau ging der Turm in das Eigentum der Stadt über. 1952 kauften die Stadtwerke das Gebäude. Für die Wasserversorgung der Stadt wurde der Turm allerdings nur noch bis 1956 genutzt. Dann stand er lange leer. 1988 wurde das Pinneberger Wahrzeichen unter Denkmalschutz gestellt, was den Turm vor dem Abriss bewahrte.

Denkmalgeschützter Wasserturm in Pinneberg müsste saniert werden

1994 verkaufte die Stadt Pinneberg den Wasserturm. Die neuen Eigentümer, das Ehepaar Kosanke, bezahlten umgerechnet 50.000 Euro für das Grundstück. Die ehemaligen Besitzer investierten noch einmal 250.000 Euro, um Wohnräume, Heizung und Wasserleitungen in den Turm einbauen zu lassen.

Im Wasserturm in Pinneberg hat man einen Rundumblick.
Im Wasserturm in Pinneberg hat man einen Rundumblick. © Mica Reinhardt

Es wurden sechs Zwischendecken eingezogen. Ein Aufzug wurde eingebaut, der bis zur sechsten Ebene reicht. Das Äußere des Wasserturms blieb bis auf den Einbau von Fenstern im Originalzustand. Der Backsteinbau thront auf einem achteckigen Sockel. Der ehemalige Wasserbehälter ist mit Schiefer gedeckt.

Wasserturm in Pinneberg: Auf dem Grundstück steht ein Pumpenhaus

Mittlerweile sind Bodenbeläge, Heizung und Leitungen aber sanierungsbedürftig. „Die Immobilie kann theoretisch in dem jetzigen Zustand genutzt werden, eine komplette Sanierung ist jedoch empfehlenswert“, sagt Ziegemeier.

Die Blick aus dem Wasserturm Pinneberg.
Die Blick aus dem Wasserturm Pinneberg. © HA | Gabriel Kantorek

„Da der Turm unter Denkmalschutz steht, ergeben sich bei der Sanierung attraktive Abschreibungsmöglichkeiten für die Käufer.“ Auch eine energetische Sanierung – die Fenster sind lediglich einfach verglast – sei förderfähig.

„Es gibt vielfältige Umbaumöglichkeiten“, so der Immobilienmakler. Man könne eine Zwischendecke entfernen und so die Etagen reduzieren. Handwerkliches Geschick oder entsprechende finanzielle Mittel werden dabei aber vorausgesetzt.

Auch das 816 Quadratmeter große Grundstück mit altem Pumpenhäuschen habe Entwicklungspotenzial. Nach einer Umgestaltung könne die eine Seite des Grundstücks für entspannte Sonnenstunden, die andere zum Parken des Autos genutzt werden.