Schenefeld. Tüftler Willy Kanow aus dem Kreis Pinneberg hat Konzepte entwickelt, wie Heizsysteme günstig umgestellt werden. Das ist seine Idee.
Willy Kanow ist seit Jahren unermüdlich auf unterschiedlichen Ebenen für den Klimaschutz aktiv. Aktuell hat der 2019 mit dem Titel „Energieheld des Jahres“ ausgezeichnete Schenefelder eine neue Mission: Er sucht Lösungen, um die Wärmewende in der Kommune hinzubekommen.
Wie das gehen kann, stellt der mittlerweile 83-jährige Elektroingenieur am Mittwoch, 14. Juni, zusammen mit der Umweltexpertin der Stadt Carina Hein vor. Von 19 Uhr an heißt das Motto im Ratssaal des Rathauses „Ich plane meine Wärmepumpen-Heizung“.
Schenefeld: Energieheld will Schenefeld zur Wärmewende verhelfen
Wie die Umstellung auf die umweltfreundliche Heizmethode kostengünstig gelingen kann, daran hat Willy Kanow monatelang getüftelt. Er hat mit Firmen kommuniziert, die derartige Lösungen anbieten. Er hat mit Firmen verhandelt, die Wärmepumpen einbauen.
„Ausgangspunkt meiner Überlegungen war, dass in Schenefeld 4600 Haushalte und Betriebe mit einer Wärmepumpe ausgestattet werden müssen, damit die Heizsysteme wie vorgegeben auf Basis von 65 Prozent erneuerbarer Energien betrieben werden“, erläutert Kanow.
Umstellung auf Wärmepumpen würde allein in Schenefeld Jahrzehnte dauern
Dieser Wert soll, so die Pläne der Bundesregierung, beim Neueinbau einer Heizungsanlage bereits ab 2024 gelten. Für bestehende Anlagen sollen Übergangsfristen gelten. Mittel- beziehungsweise langfristig bräuchte jedoch jeder Haushalt eine neue, umweltfreundliche Heizung. Wärmepumpen werden dafür momentan favorisiert.
Mit der derzeit angewandten Methode der individuellen Planung und Realisierung von Wärmepumpenheizungen für alle Bestandsbauten wäre das Schenefelder Handwerk aus Kapazitätsgründen völlig überfordert.
Kanow hat ein standardisiertes Wärmepumpen-System für Bestandsbauten entwickelt
Die Umstellung, so hat Kanow ausgerechnet, würde allein in Schenefeld mehrere Jahrzehnte dauern. Vorausgesetzt, alle verfügbaren Handwerker würden nichts anderes tun als Wärmepumpen einzubauen.
Das brachte den 83-Jährigen auf die Idee, ein standardisiertes Wärmepumpen-System für Bestandsbauten mit kurzen Installationszeiten zu entwickeln. Diese Arbeit hat der Energieheld des Jahres 2019 jetzt abgeschlossen.
Seine Idee für Bestandsbauten: Die bisherige Gasheizung mit einer Wärmepumpe kombinieren, sodass Gas nur noch für die Warmwasseraufbereitung benötigt wird (zwölf Prozent Energiebedarf). Geheizt wird mit Hilfe der Luft-/Wasser-Wärmepumpe (88 Prozent Energiebedarf). Auf diese Weise lassen sich die Vorgaben der Bundesregierung erfüllen und die Kosten für die Wärmepumpe in Grenzen halten.
Wärmepumpe für Bestandsbauten kostet inklusive Installation etwa 10.000 Euro
Etwa 10.000 Euro würde das System inklusive Einbau kosten. Nach 9,86 Jahren, so die Berechnung des Elektroingenieurs, würde sich die Anschaffung amortisieren. Basis ist eine jährliche Ersparnis an Betriebskosten von 928 Euro.
Auch für Neubauvorhaben hat der engagierte Schenefelder ein Konzept ausgearbeitet. Hier kombiniert er eine Wärmepumpe mit einem Pufferspeicher. Laut der Berechnung würde sich das System 13,09 Jahre nach der Anschaffung amortisieren. Dieses Modell würde laut Kanows Berechnungen etwa 14.000 Euro kosten und gegenüber einer normalen Gasheizung 1034 Euro pro Jahr an Energiekosten einsparen.
Auf dem Workshop wird der Elektroingenieur seine Kalkulationen und Berechnungsgrundlagen offen legen. Kanow setzt seine Ideen übrigens auch selbst um. Sein System für Bestandsbauten probiert er in Kürze bei sich Zuhause aus, die Idee für Neubauten verwirklicht sein Sohn.
Für alle Workshopteilnehmer, die der Energieheld des Jahres 2019 nicht überzeugen kann, hat er während der Veranstaltung noch einen Einspartipp für die bestehende Heizung parat. „Thermostate ganz aufdrehen spart Energie“, sagt Kanow. Bis zu 25 Prozent Energieeinsparung seien möglich, hat der Schenefelder berechnet.
Mit einer Photovoltaikanlage fing die Karriere als Energieheld an
Die Gesellschaft für Energie und Klimaschutz GmbH hatte ihm 2019 den Titel „Energieheld des Jahres“ verliehen. Ein Argument dafür war, dass der heute 83-Jährige vor zehn Jahren eine Photovoltaikanlage auf seinem Dach installieren ließ – nach seinen Plänen und Vorgaben.
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In der Folge plante er weitere Anlagen für seine Nachbarn. Mehr als 100 solcher Anlagen kamen zusammen. Ein Workshop, der sich mit der Planung von Photovoltaikanlagen befasste, hat er bereits 2015 ebenfalls im Ratssaal des Rathauses absolviert.
Schenefeld: Energieheld will Schenefeld zur Wärmewende verhelfen
Und auch für die Stadt hat Kanow etwas ausgetüftelt: nämlich eine umwelt- und klimafreundliche Heizung für den Kindergarten Biene Sonnenstrahl an der Lindenallee. Der wird seit 2014 über eine sogenannte Eisspeicherheizung mit Wärme versorgt. Sie besteht aus Wärmepumpe, Eisspeicher und ergänzend einer biotechnischen Luftbefeuchtung.
Ein System, das funktioniert. Auf Willy Kanow, der 20 Jahre in der Entwicklungsabteilung bei Philips gearbeitet hat, und seine Pläne ist Verlass. Jetzt hofft der Energieheld auf möglichst viele Teilnehmer für den Workshop zur Wärmepumpen-Heizung am 14. Juni. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.