Norderstedt. Bildungshaus, Schulzentrum Süd, TriBühne: Was Norderstedt für dieses Jahr plant – und welche Projekte am teuersten sind.

„Wenn eine Stadt gut durch die Krise kommt, dann Norderstedt“, sagt Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder. 2022 hat die Stadt 154 Millionen Euro Gewerbesteuer eingenommen – eine Rekordsumme. Jens Rapude, Herr der Zahlen im Rathaus, kalkuliert auch in diesem Jahr mit Einnahmen von 130 Millionen Euro. „Uns geht es sehr, sehr gut“, sagt er. Deswegen ist es der Stadt auch möglich, Investitionen in Höhe von 81,9 Millionen Euro für 2023 zu planen.

Eine der größten Herausforderungen wird es sein, alle Geflüchteten in Unterkünften unterzubringen. „Viele Menschen in der Ukraine sitzen auf gepackten Koffern. Wir glauben, dass noch mehr Gäste kommen werden“, sagt die Oberbürgermeisterin. Schon jetzt übersteigt die Zahl der Flüchtlinge die vom Krisenjahr 2015. In privaten Haushalten leben knapp 600 Ukrainerinnen und Ukrainer, in den städtischen Unterkünften sind insgesamt um die 2000 Geflüchtete aus der ganzen Welt untergebracht.

Der Investitionsplan sieht für das kommende Jahr mehr als 12 Millionen Euro für ihre Unterbringung vor. In die Schulen, Kitas und den Sport will die Stadt fast 20 Millionen Euro investieren. Das meiste Geld aus dem städtischen Haushalt fließt mit 23,9 Millionen Euro allerdings in den Bereich Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr. Das sind die kostenintensivsten Projekte im Jahr 2023:

Norderstedt: „Uns geht es sehr gut“ – Was die Stadt 2023 investieren will

1. Bau von Gemeinschaftsunterkünften: Die Stadt will in den nächsten Jahren weitere Mobilgebäude zur Unterbringung von Geflüchteten schaffen. An vier verschiedenen Standorten sollen jeweils vier Mobilheime stehen – wo genau, ist noch nicht festgelegt. In dieses Vorhaben fließen in diesem Jahr 4,2 Millionen Euro, weitere 11,4 Millionen Euro kommen 2024 dazu. Unabhängig davon sollen die mobilen Gebäude an der Lawaetzstraße, also in Nachbarschaft zur bereits bestehenden Unterkunft, im Spätsommer bezugsfertig sein. Kosten: 2,5 Millionen Euro. Für die Fertigstellung eines „Norderstedter Modells“ am Lavendelweg – hier sollen Geflüchtete und sozial schwächer gestellte Menschen gemeinsam wohnen – stehen 5,2 Millionen Euro bereit.

2. Bildungshaus entsteht:Die Bagger haben bereits angefangen zu arbeiten. Das Baufeld wird für den rund 47,5 Millionen Euro teuren Neubau vorbereitet. Der erste Spatenstich soll in diesem Sommer folgen. Das Bildungshaus, das nordwestlich des Willy-Brandt-Parks entsteht, vereint Volkshochschule, Stadtbücherei und Stadtarchiv unter einem Dach. Für das innovative Projekt stehen in diesem Jahr etwa 10 Millionen Euro zur Verfügung.

Ein Leuchtturmprojekt mit hölzerner Fassade: Der Entwurf des Architekturbüros Richter-Musikowski des Bildungshauses Norderstedt.
Ein Leuchtturmprojekt mit hölzerner Fassade: Der Entwurf des Architekturbüros Richter-Musikowski des Bildungshauses Norderstedt. © Richter-Musikowski

Campus Glashütte: Norderstedt investiert drei Millionen Euro für Planung

3. Neubau des Schulzentrums Süd: Der Bau des Campus Glashütte wird voraussichtlich 60 Millionen Euro kosten – Norderstedts teuerster Hochbau. Bis die Schülerinnen und Schüler des Lise-Meitner-Gymnasiums und der Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark in die neuen Räume einziehen können, wird es allerdings mindestens bis zum Jahr 2026 dauern. Nach wie vor rücken in diesem Jahr keine Bagger an – es wird weiter geplant. Dafür stehen mehr als drei Millionen Euro bereit.

4. Neubau der Grundschule Lütjenmoor mitsamt Kita: Die Grundschule Lütjenmoor ist für die steigenden Schülerzahlen und den Betrieb als Offene Ganztagsgrundschule zu klein geworden. Am Aurikelstieg soll deshalb ein neuer Bildungsstandort mit neuem Schulgebäude, Kita und Sporthalle entstehen. Dafür wird die alte Horst-Embacher-Schule abgerissen. Geschätzte Gesamtkosten: rund 50 Millionen Euro. Ende Januar findet ein Architektenwettbewerb statt. Für 2023 sind knapp drei Millionen Euro Planungskosten vorgesehen.

Umgestaltung des Willy-Brandt-Parks beginnt mit Fällarbeiten

5. Beim Schulzentrum Nord wird an- und umgebaut: Nicht ganz drei Millionen Euro fließen dieses Jahr in den An- und Umbau des Schulzentrums Nord. Das Lessing-Gymnasium und die Gemeinschaftsschule Friedrichsgabe sollen bis zum Jahr 2026 modernisiert und erweitert werden. Über einen nachhaltigen Eisspeicher sollen die Schulen im Winter mit Wärme versorgt und im Sommer gekühlt werden. Der offizielle Spatenstich erfolgt in diesem Jahr.

6. Willy-Brandt-Park wird neu gestaltet: Die sechs Hektar große Grünfläche am Herold-Center wird modernisiert und umgestaltet. Hier sollen dringend benötigte Sportanlagen für die Willy-Brandt-Schule, die Grundschule Lütjenmoor und das Coppernicus-Gymnasium gebaut werden. Diese können außerhalb des Schulbetriebs von jedermann genutzt werden. Die Stadt beginnt Anfang Januar mit den nötigen Fäll- und Rodungsarbeiten. Im Jahr 2025 soll der Park fertig gestaltet sein. Sechs Millionen Euro sind dafür im Haushalt eingeplant, 1,5 Millionen Euro will die Stadt in diesem Jahr ausgeben.

Blick in den neuen Willy-Brandt-Park: Im Hintergrund ist das geplante Bildungshaus zu erkennen. 
Blick in den neuen Willy-Brandt-Park: Im Hintergrund ist das geplante Bildungshaus zu erkennen.  © Stadt Norderstedt

Norderstedts Radverkehr soll attraktiver und sicherer werden

7. Geh- und Radweg zwischen AKN Haslohfurt und Straße Elfenhagen: Zurzeit befindet sich an der AKN-Haltestelle Haslohfurth das vorläufige Ende der Trasse gen Norden. Die Trasse soll nun bis zur Straße Elfenhagen verlängert werden, wodurch auch die Verbindung bis zur AKN-Station Meeschensee gegeben ist. Geplant ist ein durchgehend 3,5 Meter breiter und ca. 1080 Meter langer Geh- und Radweg in Asphaltbauweise. Geschätzte Kosten: eine Million Euro.

8. Verbesserung des Radverkehrs: Fast eine Million Euro gibt die Stadt in diesem Jahr aus, um den Radverkehr attraktiver und sicherer zu gestalten. Von dem Geld der AG Radverkehr werden viele Einzelmaßnahmen finanziert, unter anderem soll am Buchenweg eine Querungshilfe für den Fuß- und Radverkehr im Bereich der U-Bahnbrücke entstehen. Zudem soll der Knotenpunkt Marommer Straße/Kohfurth neu markiert werden, um die Verkehrsteilnehmenden besser und effektiver zu leiten.

Tagesaufenthaltsstätte für Obdachlose bekommt neues Gebäude

9. Geh- und Radweg Segeberger Chaussee wird saniert: An der Segeberger Chaussee stehen 2023 eine Reihe an Arbeiten an: Unter anderem soll der Geh- und Radweg saniert und die Regenwasser-Kanalisation sowie die Ampeln am Knotenpunkt Tangstedter Landstraße erneuert werden. Die Straßenbeleuchtung wird auf LED umgestellt. 850.000 Euro sind für diese Maßnahmen vorgesehen.

10. Neues Asyl für Obdachlose: Die Tagesaufenthaltsstätte, kurz TAS, für obdachlose Menschen ist in die Jahre gekommen und längst marode. Deswegen soll es ein neues Haus, einen neuen Zufluchtsort für sie geben. Die neue, zweistöckige TAS wird leicht versetzt von der alten, aber ebenfalls am Lütjenmoor in der Nähe des Herold-Centers gebaut. Einen Teil davon finanziert die Stadt, 800.000 Euro stehen im Investitionsplan.

Die neue Tagesaufenthaltsstätte für Obdachlose (TAS) in Norderstedt soll 400 Quadratmeter Raum auf zwei Etagen bieten.
Die neue Tagesaufenthaltsstätte für Obdachlose (TAS) in Norderstedt soll 400 Quadratmeter Raum auf zwei Etagen bieten. © TAS

Plenarsaal im Rathaus wird für Kommunalpolitik saniert

Neubau des Knotenpunkts Friedrich-Ebert-Straße/Friedrichsgaber Weg: Hier erfolgt ein kompletter Neubau des Knotenpunkts, unter anderem mit einem Ersatz der dortigen Entwässerung sowie neuer Fahrstreifenaufteilung. Daneben wird noch die Radverkehrsführung verbessert. 700.000 Euro will die Stadt investieren.

11. Umbau des Plenarsaals: Der Plenarsaal im Rathaus, der zentrale Ort für Norderstedts Kommunalpolitik und die Stadtvertretung, wird derzeit saniert. Die Modernisierung hängt zeitlich etwas – die Stadt wartet immer noch darauf, dass Chips für Lampen geliefert werden. Dennoch soll der Saal in diesem Jahr fertiggestellt werden. Weitere 560.000 Euro sieht der Investitionsplan dafür vor.

Norderstedt: Rund drei Millionen Euro Sanierungskosten für TriBühne

12. TriBühne: Seit dem Wasserschaden im Mai 2022 arbeiten Handwerker dort, wo sonst Musiker und Schauspieler das Publikum unterhalten. Eine erste Schätzung der Sanierungskosten geht von rund drei Millionen Euro aus. Die Stadt rechnet damit, dass die Versicherung die Ausgaben übernimmt. Unabhängig vom Versicherungsschaden soll in diesem Jahr knapp eine halbe Million Euro in die Reparatur und Sanierung der Ober- und Untermaschinerie gesteckt werden. 2023 wird vorerst nur ein provisorischer Spielbetrieb in der TriBühne möglich sein.

Wegen eines technischen Defekts ergossen sich rund 60.000 Liter Löschwasser in der TriBühne in Norderstedt.
Wegen eines technischen Defekts ergossen sich rund 60.000 Liter Löschwasser in der TriBühne in Norderstedt. © Annabell Behrmann

14. Stadt baut Grundschulen für Ganztagsbetrieb um: Die Grundschule Pellwormstraße ist die letzte der zwölf Norderstedter Grundschulen, die für den Ganztagsbetrieb umgerüstet wird. Die Stadt ist seit zehn Jahren dabei, dieses „Leuchtturmprojekt im Land“, wie Sozialdezernentin Katrin Schmieder es nennt, umzusetzen. 2023 fließen 300.000 in Bau- und Planungskosten. 405.000 Euro stehen für den Bau eines Bolzplatzes bereit.