Norderstedt. Wie es um die finanzielle Situation städtischer Gesellschaften in Norderstedt nach dem Geschäftsjahr 2021 steht.
Gut, dass die Stadtwerke Norderstedt Jahr für Jahr auf Rekordkurs wirtschaften. Auch im Jahr 2021 hat der Gewinn wieder die bis dahin gültige Höchstmarke übersprungen – Corona zum Trotz. Der Norderstedter Energieversorger hat ein Jahresergebnis nach Steuern von knapp 25,8 Millionen Euro erzielt, nochmals rund acht Millionen Euro mehr als 2020, ebenfalls schon ein Rekordjahr. Im Vergleich zu 2019 hat sich der Jahresüberschuss fast verdoppelt.
Doch die Gewinne der Stadtwerke sind auch nötig: Denn andere, publikumsabhängige städtische Betriebe mussten 2021 ein kräftiges Minus verkraften. So hat die Pandemie dazu geführt, dass viele Veranstaltungen im Stadtpark Norderstedt sowie in der TriBühne und dem Kulturwerk ausfielen. Auch die Badegäste ließen sich im Arriba-Bad nicht mehr so zahlreich blicken wie vor der Coronazeit.
Stadt Norderstedt: Arriba, Stadtpark, TriBühne: Corona sorgt für dickes Minus
Der jetzt von der Stadtverwaltung vorgelegte Beteiligungsbericht 2021 für den „Konzern Stadt“ bietet einen Überblick. Neben der klassischen Verwaltung gibt es 16 Gesellschaften, an denen die Stadt beteiligt ist. Dazu zählen die Stadtwerke als Eigenbetrieb und städtische GmbHs wie die Entwicklungsgesellschaft Norderstedt, das Seniorenheim „Haus im Park“ oder Bildung-Erziehung-Betreuung, zuständig für den Ganztagsbetrieb an den Norderstedter Grundschulen. Zu den Stadtwerken wiederum gehören als 100-prozentige Tochterunternehmen wilhelm.tel und die Stadtpark Norderstedt GmbH.
Wilhelm.tel bleibt weiter der „Goldesel“ der Stadt. Regelmäßig erwirtschaftet der örtliche Kommunikationsanbieter den mit Abstand größten Anteil des Stadtwerke-Gewinns. Im vorigen Jahr lag der Gewinn bei 25,5 Millionen Euro, fast der gesamte Jahresüberschuss der Stadtwerke. Diese Summe führt der Sohn der Stadtwerke komplett an seine „Mutter“ ab, die damit wiederum Defizite aus anderen Bereichen ausgleicht und einen Teil an den städtischen Haushalt abführt.
Arriba-Bad: Badegäste bleiben weg, 2,85 Millionen Euro Minus in 2021
Das Arriba-Bad war 2021 erneut von Umsatzeinbußen betroffen. Durch die Pandemie kamen deutlich weniger Badegäste, die Einnahmen aus dem Verkauf der Eintrittskarten sanken auf knapp 1,7 Millionen Euro, 257.000 Euro weniger als 2020. Das Defizit für 2021 betrug 2,85 Millionen Euro – ein Minus, das mit dem enormen Gewinn von wilhelm.tel ausgeglichen wird.
Allerdings gehen die Stadtwerke davon aus, dass wieder mehr Badbesucher kommen werden. „In den corona-geprägten Betriebszweigen wie den Bäderbetrieben normalisiert sich zusehends die Besucherentwicklung“, heißt es im Beteiligungsbericht.
U-Bahn Norderstedt: Bleiben die Pendler durch die Parkgebühren weg?
Auch die Verkehrsgesellschaft Norderstedt, die die U-Bahn auf Norderstedter Gebiet betreibt, hat ein Defizit eingefahren. Knapp 1,7 Millionen Euro fehlen zu einem ausgeglichenen Ergebnis. Der Blick in die Zukunft: Die seit September geltenden Parkgebühren in Norderstedt könnten Pendler abschrecken, die Fahrgastzahlen könnten sinken.
„Als Folge der Pandemie muss die Gesellschaft für das laufende Jahr weiterhin mit rückläufigen Fahrgastzahlen rechnen“, heißt es m Beteiligungsbericht. Mehr Passagiere könnten die Bahn nutzen, wenn die geplanten Expresszüge von Neumünster nach Norderstedt-Mitte rollen und die Fahrgäste über die U-Bahnlinie weiter nach Hamburg bringen.
Stadtpark Norderstedt: Die Pandemie reißt Lücken in den Haushalt
Die Stadtpark-Gesellschaft schließt das Jahr traditionell mit einem Defizit ab – ein Ergebnis, das auch für 2021 gilt. Das Minus beläuft sich auf 277.000 Euro und fällt laut Beteiligungsbericht niedriger aus als erwartet.
Auch hier hat die Pandemie Löcher in den Etat gerissen, viele Veranstaltungen mussten abgesagt werden. Allerdings war die Finanzlücke Ende 2020 mit knapp 457.000 Euro deutlich größer, 2019 mussten die Stadtwerke „nur“ 149.000 Euro zuschießen, um den Betrieb zu sichern.
TriBühne Norderstedt: Keine Veranstaltungen, aber Einnahmen als Corona-Impfzentrum
Die Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH, im wesentlichen für die TriBühne und das Kulturwerk verantwortlich, hat ebenfalls stark unter der Pandemie gelitten. Konzerte, Lesungen und Theaterstücke fielen aus. Zwar stieg der Umsatz von 999.000 Euro im Jahr 2020 auf 1,56 Millionen Euro im vergangenen Jahr, aber: „Die Steigerung ist unter anderem auf die Bereitstellung von Räumlichkeiten für ein Corona-Impfzentrum zurückzuführen“, heißt es im Beteiligungsbericht.
Das Kulturjahr 2021 endete mit einem Fehlbetrag von 335.000 Euro (2020: 252.000 Euro). Der Wasserschaden vom Mai 2022 hat die Situation noch verschärft. Seitdem können die Säle nicht bespielt oder für Messen genutzt werden. Wann der Betrieb wieder aufgenommen werden kann, sei ungewiss, die Begutachtung der Schäden durch Sachverständige sei noch nicht abgeschlossen.
Haus im Park: Sehr gut ausgelastet, aber hohe Personalkosten belasten die Bilanz
In der Bilanz für das Haus im Park taucht im Unterschied zu den beiden Vorjahren für 2021 ein Minus von 30.000 Euro auf (2019: +54.200 Euro, 2020: +97.300 Euro). Ursache seien zum einen höhere Personalkosten und der Verzicht auf das Projekt „Betreutes Wohnen“, lautet die Begründung im Beteiligungsbericht, denn das städtische Seniorenheim sei nach wie vor gut ausgelastet, 98,3 Prozent der. Plätze waren belegt.
Die hohe Nachfrage setze sich in diesem Jahr fort, wobei sich die Sanierung im Erdgeschoss mit Lärm, Staub und Schmutz negativ auf die Belegung wie auch auf die Arbeitsbedingungen auswirken könnte. Weiter verfolgt werden soll der Plan, einen Erweiterungsbau für eine Tagespflege zu schaffen. Für dieses Jahr rechnet die Stadt wieder mit einem positiven Ergebnis.
Bildung-Erziehung-Betreuung (BEB) in Norderstedt – die städtische Gesellschaft, die den Ganztagsbetrieb an den Norderstedter Grundschulen und Nachmittagsangebote an den weiterführenden Schulen organisiert, hat das Jahr 2021 mit einem Defizit von 46.800 Euro abgeschlossen. 2019 und 2020 fiel das Jahresergebnis ausgeglichen aus.
Stadtwerke Norderstedt: Rekordgewinn, Defizit bei Arriba und U-Bahn
Rund 2400 Schüler und Schülerinnen nutzen die Ganztagsangebote an den Grundschulen, das entspricht einer Quote von 81 Prozent. Die Zahl ist auch im Vorjahr wieder gestiegen und wird weiter zulegen, da mit der Grundschule Pellwormstraße die letzte der zwölf Grundschulen noch hinzukommt. Zudem gehen die Prognosen von deutlich wachsenden Schülerzahlen in den nächsten Jahren aus.
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Die explodierenden Energiepreise, der höhere Mindestlohn seit Oktober und die Flüchtlingskinder aus der Ukraine werden die Kosten der BEB weiter nach oben treiben, heißt es im Beteiligungsbericht. Daher rechnet die Stadt auch für dieses Jahr mit einem Defizit. „Eine Erhöhung des Betriebskostenzuschusses wird Gegenstand der Beratungen in den zuständigen Gremien sein.“