Norderstedt. Erdarbeiten beginnen. Spiel- und Bolzplatz müssen weichen. Was sich die Stadt vom fast 50 Millionen Euro teuren Bau verspricht.

Es ist ein ehrgeiziges Projekt und eines der innovativsten in der 52 Jahre alten Geschichte Norderstedts: Das Bildungshaus, das Volkshochschule, die Stadtbücherei und das Stadtarchiv in einem zeitgemäßen Gesamtkonzept unter einem Dach vereinen wird.

Nachdem die Politiker lange über die explodierenden Kosten für das neue Haus, das modernes Lernzentrum und Treffpunkt zugleich sein soll, gestritten und sich im September schließlich geeinigt haben, rücken nun die Bagger an. Sie bereiten das Baufeld für den Neubau vor.

Immobilien Norderstedt: Einzigartiges Projekt – Arbeiten für Bildungshaus beginnen

Das Bildungshaus sitzt am nördlichen Ende des Willy-Brandt-Parkes, neben dem Herold-Center, und soll den gesamten Bereich um den Adenauerplatz und die Europaallee aufwerten.
Das Bildungshaus sitzt am nördlichen Ende des Willy-Brandt-Parkes, neben dem Herold-Center, und soll den gesamten Bereich um den Adenauerplatz und die Europaallee aufwerten. © Stadt Norderstedt

Das Bildungshaus entsteht auf einem annähernd 3800 Quadratmeter großen Areal nordwestlich des Willy-Brandt-Parks, südlich des Coppernicus-Gymnasiums östlich der Europaallee. Die Stadt und die Entwicklungsgesellschaft Norderstedt (EGNO), die das Projekt umsetzt, beziffern die Investitionskosten auf 47.458.000 Euro – einschließlich der nach heutigem Wissensstand angenommenen Kostensteigerung.

Dafür bekommt Norderstedt nach Einschätzung der Stadtverwaltung ein in Deutschland einzigartiges Gebäude, einen „demokratischen Ort, ein Zentrum für gemeinsame Aktivitäten, einen Raum, der den sozialen Zusammenhalt fördert und Identität stiftet“, wie es Dieter Powitz, Amtsleiter für Bildung und Kultur, in der Beschreibung des Projektes ausdrückte.

Bildungshaus Norderstedt: Ort des öffentlichen Lebens und Lernort

Vorgesehen ist ein Haus, das das noch vorhandene Denken und Fühlen in Stadtteilen – ich bin Friedrichsgaber, Harksheider, Glashütter oder Garstedter – überwindet und den Norderstedtern ein gesamtstädtisches Heimatgefühl vermittelt. Aber die Stadt will mit dem Bildungshaus getreu dem alten Werbeslogan „eine Idee voraus“, auch bundesweit Maßstäbe setzen.

Das Bildungshaus sei das erste Projekt in Deutschland, das das Konzept des sogenannten „Dritten Ortes“ von Stunde Null an konsequent denkt und umsetzt, so Powitz. Unter jenem „Dritten Ort“ versteht man Orte der Gemeinschaft, die einen Ausgleich zu Familie und Beruf bieten. „Das Haus soll ein inspirierendes, aktivierendes Lernangebot bieten, einen Ort des öffentlichen Lebens, ein Bildungsort im besten Sinne, auch ein Treffpunkt für die Nachbarschaften sowie ein Ort der Kultur – mit Wirkung für die gesamte Stadt und über ihre Grenzen hinaus“, sagte der zuständige Amtsleiter.

Bildungshaus Norderstedt: Holzfassade, begehbares Dach und ein Café

Das Konzept des Bildungshauses: Lernen, Austausch und Entspannung bei einem Kaffee unter einem Dach..
Das Konzept des Bildungshauses: Lernen, Austausch und Entspannung bei einem Kaffee unter einem Dach.. © Montage Heike Kiesel | Stadt Norderstedt

Realisiert wird das Haus nach einem Entwurf des Architekturbüros Richter Musikowski aus Berlin. Entstehen wird ein dreigeschossiges Haus, das sich optisch aus drei Teilen zusammenfügt, mit einer modernen, hellen Holzfassade und einem begehbaren Dach. Im Erdgeschoss ist ein Café mit Außenplätzen oder Lesegärten vorgesehen.

Mit dem Neubau bekommt auch der derzeit triste Adenauerplatz ein hübscheres Gesicht und wird deutlich aufgewertet, denn: Dem Adenauerplatz kommt eine wichtige Entree- und Aufenthaltsfunktion zu. Die Vorderseite des Bildungshauses orientiert sich zu dem Platz.

Bücherei Garstedt: Nach dem Umzug werden dort Wohnungen gebaut.

Sobald die alte Bücherei Garstedt ins Bildungshaus einziehen kann und das alte Bibliotheksgebäude abgerissen wird, sollen auf dem Grundstück Wohnungen gebaut werden. Im Gespräch war ein mehrgeschossiger Wohnturm, gegen den viele Anlieger protestiert hatten. Grundsätzlich hält die Verwaltung am Konzept, dort wegen der zentralen Lage Wohnungen zu bauen, fest. Konkrete Aussagen gibt es aber dazu nicht.

Da ist der Zeitplan für den Baus des Bildungshauses, das laut Stadt sowohl von er Architektur als auch von der Konzeption her einzigartig in Deutschland ist, schon aussagekräftiger. Der erste Spatenstich soll im neuen Jahr erfolgen, Kultur- und Bildungsamtsleiter Powitz geht von Sommer 2023 aus. Fertig werden soll der Neubau im Jahr 2025.

„Auf dem Weg dahin wird es während der Bauphase zu Einschränkungen und Behinderungen kommen“, sagt Bernd-Olaf Struppek, Sprecher der Norderstedter Stadtverwaltung. Zur Baufeldvorbereitung, die in einigen Tagen beginne, gehörten unter anderem erste Erdarbeiten. So werde der Oberboden abgetragen, Wege würden zurückgebaut, Pflaster entfernt, Bäume gefällt und Sträucher gerodet.

Immobilien Norderstedt: Einzigartiges Projekt – Arbeiten für Bildungshaus beginnen

Betroffen von den Vorarbeiten seien zum jetzigen Zeitpunkt alle, die den dortigen Spielplatz und andere öffentliche Anlagen wie den Bolzplatz nutzen. Beide Flächen müssen dem Bildungshaus weichen und werden im Willy-Brandt-Park, der zurzeit neu gestaltet wird, in das neue Spiel- und Sportkonzept eingebunden.

Die Stadt will den rund 200 Meter entfernten „Jumbo-Pfad“ mit neuen Spielgeräten ausstatten und aufwerten. „Die Bäume, die wegen des Bildungshauses weichen müssen, werden später durch umfangreiche Neuanpflanzungen ersetzt“, sagt Struppek.