Norderstedt. Starker Zustrom von Flüchtlingen. Zwei Hotels bereits angemietet. Wie die Stadt die schwierige Situation meistern möchte.
Wer nach Norderstedt kommt, sei es als Flüchtling oder Asylbewerber, oder wer in Wohnungsnot gerät, soll eine würdige Bleibe finden. Dieses Selbstverständnis prägt in der Regel die Arbeit von Politik und Verwaltung. Jetzt bereitet die Stadt eine weitere große Investition vor, um in den nächsten Jahren noch einmal vier weitere sogenannte „Mobilgebäude“, also funktionale Unterkünfte, zu schaffen. Die Zahlen stehen im Entwurf des Nachtragshaushaltes: 4,2 Millionen Euro für 2022, weitere 11,4 Millionen Euro 2023 sowie prognostizierte 5,2 Millionen Euro im übernächsten Jahr.
Beschlossen ist das noch nicht. Nach dem Hauptausschuss muss auch die Stadtvertretung diese Ausgaben bewilligen. Aber natürlich setzt Sozialdezernentin Katrin Schmieder auf die Zustimmung. „Mit dem Nachtragshaushalt im Dezember erbitten wir Geld für vier Standorte mit jeweils vier Mobilgebäuden.“
Flüchtlinge Norderstedt: Für 20 Millionen Euro – Stadt baut vier neue Unterkünfte
Wo das sein könnte, steht noch nicht fest. „Wir sind in der Standortanalyse. Der Blick muss bei der Auswahl auch danach gehen, dass die Gebäude ein paar Jahre dort stehen werden. Und wir sind im engen Austausch mit dem Containermarkt.“ Die Stadt hat eine Art „Radar“, um gezielt einkaufen zu können. Geplant ist, zwei Standorte im nächsten Jahr sowie die weiteren beiden 2024 zu errichten.
Weitere nachträgliche Kosten im Etat: 2,5 Millionen Euro für die geplanten vier Gebäude an der Lawaetzstraße, also in Nachbarschaft zur bestehenden Unterkunft. Und noch einmal 2,8 Millionen Euro für das laufende Bauvorhaben eines „Norderstedter Modells“ am Lavendelweg, hier am Rande des Wohngebietes „Garstedter Dreieck“.
1560 Menschen leben derzeit in den städtischen Unterkünften
Ein wichtiges Projekt ist dafür bald abgeschlossen. Am Kringelkrugweg könnten bald rund 80 Menschen in Mobilgebäuden leben. Schmieder: „Wir sind in der Endphase. Sie sollen bis zum Jahresende bezugsfertig sein.“ Und sie hat gleich noch eine zweite positive Nachricht: „Die von Adlershorst gemieteten Wohnungen am Stonsdorfer Weg konnten wir dankenswerterweise zunächst verbindlich bis Ende Januar verlängern. Wir sind aber weiter in Gesprächen.“
Es sind sehr viele Bausteine, die parallel platziert werden, damit die Stadt ausreichend Kapazitäten zur Verfügung hat – und damit der Worst Case, also die Belegung von Sporthallen, nicht eintritt. „In den städtischen Unterkünften leben jetzt 1560 Menschen, Geflüchtete und Obdachlose. Darunter sind 375 aus der Ukraine.“ Weitere 500 Ukrainerinnen und Ukrainer sind von Privathaushalten aufgenommen worden, diese Zahl ist aktuell stabil.
Zwei Hotels im Stadtgebiet sind komplett gemietet
Das „Norderstedter Modell“ am Harkshörner Weg (24 Wohnungen) ist fertiggestellt und bereits komplett vermietet. Katrin Schmieder berichtet vom Einzug: „Für diejenigen, die jetzt umgezogen sind, war es hoch emotional. Zum ersten Mal haben Sie eigene vier Wände und abgeschlossenen Wohnraum, keine Gemeinschaftsküchen und -WCs mehr.“ 35 Prozent dieser Wohnungen wurden von der Entwicklungsgesellschaft über eine Onlineanzeige angeboten. Binnen zwei Tagen gab es 500 Bewerbungen. „Man sieht, wie hoch der Bedarf und wie hoch der Druck auf diesem Segment ist.“
Ebenso sind dort Personen eingezogen, die bislang in einer städtischen Unterkunft gelebt hatten. Diese freigewordenen Wohneinheiten müssen nun wieder für neue Bewohnerinnen und Bewohner instandgesetzt werden. „Vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine hatten wir in den Mobilbauten eine Verweildauer von 2,5 Jahren. Aber wir haben dort auch 200 Personen, die seit mehr als sechs Jahren dort leben.“
Willkommen-Team und Diakonie unterstützen die Menschen
Mittlerweile hat die Stadt zwei Hotels angemietet. Dort leben mehr als 100 Personen. Eines ist der Norderstedter Hof in Glashütte, das zweite Hotel wird namentlich nicht genannt. „Da sind auch Menschen bei, die seit Anfang April dort wohnen.“ Darunter sind Mütter mit Kindern oder minderjährigen Jugendlichen. Sie leben in den Hotelzimmern auf ungefähr 14 Quadratmetern.
Die Dezernentin erklärt: „Es sind keine Hotels mehr, wie wir sie kennen, sondern städtische Unterkünfte. Wir haben einen Caterer von Asklepios für Mittag- und Abendessen – aber nicht auf Hotel-Niveau. Das Essen entspricht nicht immer dem Kulturkreis, aber wir sind mit dem Caterer im Austausch.“ Auch die Diakonie und die AWO sowie das Willkommen-Team betreuen die Menschen, das Netzwerk ist etabliert. Die offene Stadtbücherei kann von den Geflüchteten genutzt werden. Zudem wurden Waschmaschinen-Container vor den Hotels bereitgestellt.
Flüchtlinge Norderstedt: Kontingente in Landesunterkünften zu verkaufen
Trotz dieser Anstrengungen fordert Norderstedt, wie auch andere Kommunen, dass der Kreis Segeberg und insbesondere das Land deutlich mehr Kapazitäten bereit stellen. „Das Land hat jetzt die Möglichkeit geschaffen, dass sich Kommunen Ressourcen einkaufen“, so Katrin Schmieder.
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Sprich: Kontingente in Unterkünften erwerben. Im Kreis Segeberg wäre das gegebenenfalls die ehemalige Klinik des Forschungszentrums Borstel. Hierüber laufen Gespräche. Nur: Auch hier war nach Auskunft der Kreisverwaltung zuletzt die Finanzierung noch nicht geklärt.