Wie die Bremer Reederei meldete, ist der Frachter freigekommen. Die Besatzung hatte sich die ganze Zeit über verschanzt und ist unversehrt.

Berlin/Mogadischu. Marineeinheiten haben den von Piraten im Indischen Ozean gekaperten deutschen Frachter „Beluga Fortune“ nach Angaben der Reederei befreit. Alle 16 Besatzungsmitglieder seien wohlauf, teilte das Bremer Unternehmen Beluga Shipping am Montag mit. Die Mannschaft habe kurz vor dem Angriff der Freibeuter am Sonntag einen Notruf abgesetzt und sich in einem Sicherheitsraum verschanzt. Soldaten des internationalen Anti-Piraten-Einsatzes Atalanta hätten die Piraten in die Flucht geschlagen. Das Auswärtige Amt konnte die Befreiung zunächst nicht bestätigen.

Die aus Deutschland, Russland und den Philippinen stammenden Besatzungsmitglieder hätten das Schiff lahmgelegt, indem die Hauptmaschine abgeschaltet und die Brennstoffzufuhr unterbrochen worden sei, teilte die Reederei mit. Außerdem sei das Aufklärungsflugzeug der Marineeinheiten informiert worden. Die Piraten seien nicht in der Lage gewesen, „die Seeleute für eine hohe Lösegeldforderung zu missbrauchen“.

Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr habe den Einsatz der internationalen Streitkräfte zur Befreiung der „Beluga Fortune“ und ihrer Mannschaft koordiniert, hieß es. Nur wenige Stunden nach dem Angriff der Piraten sei ein Kriegsschiff längsseits des Frachters gegangen, die Piraten seien daraufhin geflohen. Nach Angaben der Reederei entstanden am Schwergut-Frachter nur kleinere Schäden an Schiff, Brücke und Aufbauten. Die „Beluga Fortune“ habe ihre Reise nach Richards Bay in Südafrika fortgesetzt.

Unklar war dagegen am Montag die Lage auf dem ebenfalls am Sonntag im Indischen Ozean gekaperten Flüssiggas-Tanker „MV York“ unter Führung eines deutschen Kapitäns. Das Auswärtige Amt bestätigte lediglich, dass der Tanker in den Händen von Piraten sei. Die unter der Flagge Singapurs fahrende „MV York“ soll eine 17-köpfige Besatzung haben – zwei Ukrainer, 14 Philippiner und der deutsche Kapitän.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, dass die zunehmende Ausweitung des Einsatzgebietes der somalischen Piraten mit Sorge beobachtet werde. Das Deutsche Marine-Institut geht nicht davon aus, dass die Piraten-Gefahr größer wird, sieht allerdings auch keine Entspannung der Lage. „In diesem Jahr werden wir mit Sicherheit die gleichen Überfallzahlen erreichen wie im letzten Jahr und ich denke, auch bei den Entführungen werden wir wieder auf knappe 50 kommen“, sagte Institutsmitarbeiter Michael Stehr dem MDR.

Eine Bedrohung für den Welthandel sieht das Institut in den Piratenüberfällen nicht. Diese seien nur Nadelstiche gemessen an der Menge der Schiffe, die in dieser Region verkehrten. Im Golf von Aden gebe es 16.000 Passagen pro Jahr, sagte Stehr. Dem stünden rund 200 Überfälle gegenüber.

Somalische Piraten haben derzeit etwa 20 Schiffe unter ihrer Kontrolle und mehr als 430 Geiseln in ihrer Gewalt. Die Piraten fordern in der Regel Lösegeldzahlungen für die Freilassung ihrer Gefangenen und die Herausgabe der Schiffe.