Der Deutsche Reederverband will zum Schutz vor Piratenangriffen Marineteams an Bord von Frachtschiffen. Zahl der Entführungen weiter hoch.
Hamburg/Berlin. Der Deutsche Reederverband hat seine Forderung nach Marineteams an Bord von Frachtschiffen zum Schutz vor Piratenüberfällen erneuert. Das Projekt „Vessel Protection Teams“ solle vorangetrieben werden, sagte Ralf Nagel, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Reeder (VDR), der seinen Sitz in Hamburg hat. "Alle internationalen Experten - auch die von deutscher Marine und Bundespolizei - sagen, dass dies der wirksamste Schutz gegen Piratenangriffe ist." Dieser Schutz müsse auch der Handelsschifffahrt in den Bedrohungsgebieten gewährt werden. "Deshalb wollen wir mit den Verteidigungs- und Innenressort entsprechende Konzepte erarbeiten", sagte Nagel bei einer Tagung in Berlin.
Die Piraterie im Indischen Ozean und im Golf von Aden ist nach Nagels Einschätzung weiterhin ein ernstes Problem und stelle eine tägliche Lebensbedrohung für die Seeleute dar. "Seit mehr als zwei Jahren sind im Durchschnitt ständig 400 Seeleute verschiedener Nationen in der Gewalt von Geiselnehmern. Das wäre so, als wenn jedes Jahr 20 Großflugzeuge von Luftpiraten entführt und zur Erpressung von Lösegeld festgehalten würden", sagte der VDR-Chef.
Die Marine habe Einsätze mit kleinen Teams an Bord bereits erfolgreich trainiert und auf Schiffen, die für Hilfsprogramme der Vereinten Nationen fahren, auch praktiziert. "Es ist nicht zu vermitteln, dass die Marine operativ einen solchen Schutz bieten könnte, rechtlich aber nicht darf, während die Bundespolizei rechtlich dürfte, aber operativ allein nicht kann", kritisierte Nagel.