Der Chefarzt hatte einen Keimausbruch in der Frühchen-Station zunächst bestritten. Am 15. November war er fristlos entlassen worden.

Bremen. Hans-Iko Huppertz, der nach dem Tod von drei Frühchen im Klinikum Bremen-Mitte fristlos entlassene Chefarzt, hat noch Anfang September einen Keimausbruch auf der Frühgeborenen-Station bestritten. Das geht aus einem internen E-Mail-Verkehr hervor, wie der "Weser-Kurier“ (Dienstagausgabe) schreibt. Eine Sprecherin des Klinikverbundes Gesundheit Nord (GeNo) bestätigte den Inhalt der elektronischen Post, wollte ihn aber mit Verweis auf ein mögliches arbeitsrechtliches Verfahren nicht kommentieren.

Hygieneexperten hatten den Angaben zufolge Huppertz damals mitgeteilt, dass bei vier kleinen Patienten ein gefährlicher Darmkeim entdeckt worden sei. Huppertz habe daraufhin geschrieben: "Wir haben eine Häufung, keinen Ausbruch; das Gesundheitsamt wird verständigt, wenn wir einen Ausbruchsverdacht haben“, schreibt das Blatt. Ohne Huppertz’ Wissen habe eine Oberärztin aber das Gesundheitsamt am 7. September über die Darminfektionswelle benachrichtigt, sagte die GeNo-Sprecherin.

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Von einem Ausbruchsverdacht spreche man, wenn zwei Patienten durch denselben Keim erkrankt seien, sagte die Sprecherin. Inzwischen sei bekannt, dass ein erstes Frühchen Ende April, ein zweites im Juni an einer Infektion mit Bakterien der Gattung Klebsiella erkrankte. Am 8. August starb ein Frühchen daran. Bei zwei weiteren Babys war damals der Keim auf der Haut festgestellt worden, sie erkrankten aber nicht.

Sondersitzung der Gesundheitsdeputation am Donnerstag

Huppertz war am 15. November fristlos entlassen worden . Der GeNo-Geschäftsführer, Diethelm Hansen, hatte ihm schwere Versäumnisse vorgeworfen. Huppertz habe im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Keimes nicht rechtzeitig entsprechende Maßnahmen ergriffen. In der Folge geriet Hansen selbst in die Kritik. Fachverbände, Kollegen und Patienten solidarisierten sich mit dem entlassenen Mediziner Huppertz. Kritiker hatten bemängelt, dass zunächst die Ergebnisse des Untersuchungsausschusses hätten abgewartet werden müssen.

Auf der von Huppertz geleiteten Frühgeborenen-Station war bei 23 Babys ein multiresistenter Darmkeim festgestellt worden. Neun von ihnen erkrankten seit Ende April daran. Im August und Oktober starben drei Frühchen.

Die Gesundheitsdeputation (Verwaltungsausschuss) unter Vorsitz von Senatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) kommt am Donnerstag (1. Dezember, 16.00 Uhr) zu einer Sondersitzung zusammen. Darin sollen neue Erkenntnisse zum Fall erörtert werden. Zudem wird erwartet, dass GeNo-Chef Hansen den Mitgliedern Bericht erstattet. (dapd)