Das Charter von Boss Frank Hanebuth zieht sich aus freien Stücken zurück. Hannovers Polizeipräsident begrüßt die Auflösung des berüchtigten Clubs.

Hannover. Die Hells Angels in Hannover haben sich aufgelöst. Am Mittwoch habe die Rockergruppierung ihre Auflösung bekannt gegeben, teilte die Polizei Hannover am Donnerstag mit. "Hannover wird sehr gut ohne die Hells Angels auskommen“, sagte Polizeipräsident Axel Brockmann. Über die Hintergründe der Auflösung ist weiter nichts bekannt. Möglicherweise führte aber das zuletzt bundesweite Vorgehen der Behörden gegen die Vereinigung zu der Entscheidung.

Jahrelang hatte der Club in Hannover unter seinem Präsidenten Frank Hanebuth das Rotlicht- und Amüsierviertel am Steintor kontrolliert. Vor vier Wochen waren Razzien bei dem Rockerclub in Schleswig-Holstein und Niedersachsen durchgeführt worden. Dabei wurde auch das Privathaus von Hanebuth durchsucht.

Die Polizei kündigte an, die weitere Entwicklung in der Rockerszene im Rotlichtmilieu Hannovers genau zu beobachten. Dafür bleibe die bewährte Präsenzwache Marstall erhalten. "Wir werden auch in Zukunft jeder Form von Kriminalität entschlossen entgegen treten“, betonte Brockmann.

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In den vergangenen Monaten habe es im Steintorviertel nach dem Rückzug der Hells Angels allerdings keinerlei "Machtkämpfe im Milieu“ gegeben. Dafür gebe es auch aktuell "keine Anzeichen“, sagte der Polizeipräsident. Auf der Internetseite der Hells Angels war am Mittwoch nur noch ein "Not Available“ zu lesen.

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Das Charter Hannover der Hells Angels mit Hanebuth an der Spitze galt als tonangebend innerhalb der Gruppierung in Deutschland. Erst in der vergangenen Woche hatte die Landesregierung angekündigt, ein Verbotsverfahren gegen die Hells Angels prüfen zu wollen. Hanebuth hatte sich bereits Ende vergangenen Jahr aus Hannovers Rotlichtviertel zurückgezogen. Vor vier Wochen waren Razzien bei dem Rockerclub in Schleswig-Holstein und Niedersachsen durchgeführt worden. Dabei wurde auch das Privathaus von Hanebuth durchsucht.

Hintergrund

Die Hells Angels wurden 1948 von Harley-Davidson-Liebhabern in Kalifornien (USA) gegründet. Aus der Gruppe von Motorrad-Fans mit dem geflügeltem Totenkopf auf der Jacke entwickelte sich eine straffe, weltweite Organisation. Sie gilt als mitgliederstärkster und mächtigster Rockerclub der Welt.

Einzelne Mitglieder der Hells Angels oder ganze Gruppen werden in Deutschland immer wieder mit der Organisierten Kriminalität in Verbindung gebracht. Vor Gerichten müssen sie sich wegen Drogenhandels, Waffenbesitzes, Prostitution oder Gewaltausbrüchen verantworten. Jahrelang schwelte der Konkurrenzkampf mit den rivalisierenden Bandidos. Wüste Schlägereien, scharfe Schüsse und auch Morde waren Mittel des Rocker-Kriegs. Vor zwei Jahren besiegelten die Konkurrenten per Handschlag einen Frieden.

Mit Material von dpa und dapd