Siebeneichen/Schwarzenbek. Kultursommer heißt: Bis Ende Juli an 32 Orten im Herzogtum 84 Konzerte, Lesungen, Theater, Ausstellungen und vieles mehr.
84 Veranstaltungen, 32 Orte und viele Hundert Aktive, die gemeinsam Kunst, Theater, Musik und vieles mehr präsentieren: Das ist der Kultursommer am Kanal, der am Sonnabend, 1. Juli, und Sonntag, 2. Juli, mit einem großen Fest in Siebeneichen eröffnet wurde. Einen Monat lang steht der Kreis Herzogtum Lauenburg ganz im Zeichen der Kultur, und die Besucher können sich auf viele Veranstaltungen freuen – die meisten davon sogar mit kostenlosem Eintritt.
Zum Auftakt stand ein großes zweitägiges Chorfest mit Kunsthandwerkermarkt rund um die historische St. Johannis-Kirche auf dem Programm. Bereits im vergangenen Jahr war das einmonatige Kultur-Highlight in dem idyllischen Dorf mit 289 Einwohnern direkt am Elbe-Lübeck-Kanal eröffnet worden.
Kultursommer am Kanal und „Forum junge Kunst“ eröffnet
Dort sollen auch künftig die Eröffnungen stattfinden, weil der Kultursommer so wieder dahin rückt, wo er hingehört: an den den Kanal. Aber am Sonnabend gab es eigentlich gleich zwei Eröffnungen. Denn einer der Schwerpunkte des Kultursommers liegt neben der großen Wallenstein-Inszenierung in Geesthacht und Ratzeburg auf dem dem einwöchigen „Forum Junge Kunst“ in Schwarzenbek, das ebenfalls am Sonnabend im Amtsrichterhaus begann.
„Kultur verbindet, und die Veranstaltung rückt die Dörfer in den Fokus, die sonst nicht im Mittelpunkt stehen. Das stärkt die Identität des Kreises enorm“, ist sich der ehemalige Kreispräsident Meinhard Füllner sicher, der mehr als 50 Jahre Politik für die CDU gemacht hat und zwei Jahrzehnte Kreispräsident war. Zu Beginn seiner Amtszeit entstand auch der von der Kreissparkasse und der Kulturstiftung geförderte Kultursommer am Kanal, der jetzt in die 18. Auflage geht. Während Füllner sich mit 81 Jahren in den Politikruhestand begibt und selbst mehr Zeit für sein Hobby als bildender Künstler haben möchte, geht für seine Nachfolgerin Anja Harloff die Amtszeit erst richtig los.
Veranstaltungsreihe stärkt die Identität des Kreises Herzogtum Lauenburg
Bei der Kultursommereröffnung war die 56-jährige Kasseburgerin noch als Gast dabei, überließ die Eröffnungsrede ihrem Vorgänger. „Ich will erreichen, dass der Kreis mehr von den Menschen wahrgenommen wird. Veranstaltungen wie diese sind dafür gut geeignet, viele Menschen ortsübergreifend zusammenzubringen und gemeinsam etwas zu gestalten. Das kann für die gemeinsame Identität nur gut sein“, sagte sie.
Siebeneichens Bürgermeister Jan Lucas und Pastor Stefan Wilmer zeigten sich erfreut, dass ihre Gemeinde durch die Eröffnungsfeier wieder in den Fokus des Kreises gerückt ist. „Kunst und Kultur gehören aufs Dorf. Mit vielen ehrenamtlichen Helfern haben wir hier ein tolles Fest geschaffen. Das ist eine starke Werbung für uns“, so der Bürgermeister. „Kunst und Kultur verbinden. Die Veranstaltungen sind etwas für die Seele und für das Herz. Aber vor allem ist das Programm ein Höhepunkt für Jung und Alt“, freute sich der Pastor.
Forum Junge Kunst soll Generationen und Nationalitäten verbinden
Genau an diesem Punkt, Menschen jeden Alters zusammenzubringen – vor allem aber auch Menschen aus verschiedenen Nationalitäten gemeinsam kreativ werden zu lassen – setzt das „Forum Junge Kunst“ an, das in Schwarzenbek federführend von Jana Kreß vom Jugendzentrum und der Kulturmanagerin Hannah Kloosterman betreut wurde. Aber auch Jugendliche aus Lauenburg waren dabei mit eingebunden. Kernstück ist eine Ausstellung mit Malerei, Fotos und kleinen Skulpturen, die bis zum 8. Juli im Amtsrichterhaus am Körnerplatz 10 zu sehen ist. Schon zur Eröffnung kamen Menschen jeder Altersgruppe ebenso wie viele junge Menschen mit Migrationshintergrund.
„Junge Künstler haben sonst kaum eine Chance, ihre Werke in einem stilvollen Rahmen zu präsentieren. Das wollen wir mit dem Projekt ändern. Es wird in den Folgejahren Fortsetzungen geben. Wir hoffen, dass das Projekt einen festen Platz in Kultursommer findet und stetig weiter wächst“, betonte Schwarzenbeks Bürgermeister Norbert Lütjens bei der Eröffnung der Veranstaltung.
Gemeinsam mit Kultursommerintendant Frank Düwel hatte er vor vielen Jahren das Theater- und Show-Projekt „Beat and Dance“ aus der Taufe gehoben, das stets ein Höhepunkt im Kultursommerprogramm war. Mit seiner Wahl zum Bürgermeister hatte Lütjens, der zugleich Vorsitzender des Stiftungsrats der Kulturstiftung des Kreises ist, keine Zeit mehr für „Beat and Dance“.
Große Kulturprojekte haben eine lange Vorlaufzeit und brauchen viel Engagement
Denn diese Projekte sind sehr zeitintensiv. Auch an der Ausstellung „Forum Junge Kunst“ haben Jana Kreß und ihre Mitstreiter seit Ostern gearbeitet. Zehn Künstlerinnen und Künstler im Alter von zehn bis 29 Jahren haben an der Ausstellung mitgewirkt. Unter ihnen als „älteste“ Coralie Hunger (29). Die Erzieherin hat mittlerweile die Fotografie für sich entdeckt, nachdem sie sich früher bei „Beat and Dance“ sowie bei diversen Veranstaltungen des Jugendtreffs einen Namen als Sängerin gemacht hat.
Auch bei der Eröffnung des „Forums Junge Kunst“ stellte sie nicht nur aus, sondern stand auch bei einem ganz besonderen Konzert als Sängerin auf der Bühne im Amtsrichtergarten. Dort gastierte die Band „GHeim“, der ehemalige Teilnehmer des Projekts „Beat and Dance“ angehören und die in dieser Zusammensetzung bereits im Januar die Besucher des städtischen Neujahrsempfangs begeisterte.
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Für ihre Fotos – Makroaufnahmen und Porträts von Menschen, die ihr am Herzen liegen – nutzt Coralie Hunger eine 13 Jahre alte Fuji XE 1 Kamera, die sie von ihrem Vater bekommen hat. Gleich neben den Fotos hängen ausdrucksstarke Gemälde von Lea Bernbte.
Die 13-Jährige hat ihre Idole aus Videospielen gemalt – überwiegend in Öl. Die Technik hat sich die junge Schwarzenbekerin selbst beigebracht. „Die Bilder sind eindrucksvoll. Sie berühren das Herz. Wir brauchen die Bilder dieser jungen Menschen, weil sie uns die Welt aus ihrer Perspektive zeigen. Junge Kunst zeigt, wie die Welt gerade ist. Das ist ein großartiges Projekt“, betonte Kultursommerintendant Frank Düwel.