Schwarzenbek. Von koreanischer Popmusik bis Literatur: Forum Junge Kunst im Schwarzenbeker Amtsrichterhaus gibt Einblicke in die Jugendkultur.

Sie sind zwischen 13 und 29 Jahre alt und machen Kunst. Mit dem Forum Junge Kunst wird am Sonnabend, 1. Juli, der Kultursommer am Kanal neben dem offiziellen Eröffnungsfest in Siebeneichen auch im Schwarzenbeker Amtsrichterhaus eröffnet.

Die Stars heißen „Idols“ und die Band tragen Namen wie BTS, TVXQ oder Itzy. Die Rede ist von K-Pop. Wer meint, noch nie etwas von koreanischer Popmusik gehört zu haben, muss sich nur an den Sommerhit des Jahres 2012 erinnern: „Gangnam Style“ von Rapper Psy gehört in die Kategorie K-Pop und war über Jahre das beliebteste Musikvideo auf dem Internetportal YouTube. Merle Rottschäfer war damals gerade einmal vier Jahre alt: Sie ist deshalb auch kein Fan von Psy, sondern von der südkoreanischen Boygroup BTS, die weltweit geschätzte 40 Millionen Fans hat.

Jugendliche zeigen ihre Kunst im Amtsrichterhaus

„Ich bin auf Instagram auf ein Video der Band gestoßen und seither ein Fan“, sagt die 15-Jährige Gymnasiastin. Die Musik hat auch auf ihre Art, Kunst zu gestalten, abgefärbt: Neben Mangas (japanische Comicfiguren) hat die Schwarzenbekerin auch den Namen ihrer Band und deren größte Hits in koreanischer Schrift gezeichnet. Im Forum Junge Kunst zeigt die Schülerin, die regelmäßig in einem Bergedorfer Atelier malt, aber auch andere Werke: Ein Porträt der Disney-Figur Duffy Duck ist ebenso zu finden wie abstrakte Arbeiten mit geometrischen Formen und Farben.

Junge Menschen zwischen 13 und 29 Jahren präsentieren ein breites Spektrum ihrer Kunst – von der Malerei bis zur Musik.
Junge Menschen zwischen 13 und 29 Jahren präsentieren ein breites Spektrum ihrer Kunst – von der Malerei bis zur Musik. © Coralie Hunger | Coralie Hunger

Gut ein Dutzend junge Künstlerinnen und Künstler haben sich nach einem Aufruf der Stiftung Herzogtum Lauenburg für das Event im Amtsrichterhaus beworben. Mit Flyern hatte die Stiftung für das Forum im Rahmen des Kultursommers am Kanal geworben, doch zumeist waren es Eltern und Geschwister, mal auch Lehrer sowie das Schwarzenbeker Jugendzentrum, die die jungen Künstler auf das Format aufmerksam machten. Am vergangenen Wochenende trafen sich die Jugendlichen erstmals im Amtsrichterhaus (Körnerplatz 10), um sich gegenseitig ihre Werke zu zeigen.

Kultursommer spricht mit Projekt Jugendliche an

„Wir bilden nur den Rahmen. Die jungen Künstler gestalten die Inhalte“, sagt Jana Kreß vom Schwarzenbeker Jugendzentrum, die mit ihrer Kollegin aus Lauenburg, der städtischen Kulturmanagerin Hannah Kloosterman und Christa Mahl, Geschäftsführerin der Stiftung Herzogtum Lauenburg, das Organisationsteam bildet. Die Jugendlichen entscheiden jedoch eigenständig, welche Werke wo im Haus gezeigt werden sollen und wie das Programm am Eröffnungstag sowie bei der Finissage am Sonntag, 8. Juli, aussehen wird. „Wir wollen den jungen Künstler die entsprechenden Räume öffnen, damit sie sich künstlerisch wie persönlich weiterentwickeln können“, so Mahl.

Nachfolger für Jugendprojekt Beat’n’Dance

Das Forum ist ein junges Kunstprojekt für den Kreis Herzogtum Lauenburg, das Kultursommer-Intendant Frank Düwel als Nachfolgeprojekt für Beat’n’Dance ins Leben gerufen hat. Von 2011 bis 2021 hatten Düwel und der damalige Jugendpfleger und heutige Bürgermeister Norbert Lütjens das Musik- und Tanzprojekt begleitet und professionalisiert. 2022 war dann Schluss: Musiker von Beat’n’Dance spielten nicht mehr im Festsaal des Rathauses, sondern zum Abschluss an wechselnden Orten im Kreis.

Coralie Hunger war damals als Sängerin dabei. Jetzt zeigt die 29-Jährige, die in Hamburg als Erzieherin arbeitet, eine andere Seite ihrer Kreativität: Fotografie. „Ich mag besonders die Makrofotografie, fotografiere mit einer mittlerweile elf Jahre alten Fuji XE 1, die ich von meinem Vater bekommen habe“, sagt Hunger. Aus Mölln komm Leonie Thomann (13), die von ihrer Schwester auf das Projekt aufmerksam gemacht wurde. Sie zeigt im Amtsrichterhaus Porträtbilder in Acryl, Aquarell und Buntstift. Ihre Ideen holt sich die junge Möllnerin von der Online-Pinnwand Pinterest: „Ich mag es, wenn es ein bisschen schlichter und ein wenig melancholisch ist“, sagt die 13-Jährige.

Amy Davies (17), Jasmin Utech (15) und Chan Huß (19) haben über den Gesang zueinander gefunden, treten am 1. Juli erstmals im Amtsrichterhaus auf.
Amy Davies (17), Jasmin Utech (15) und Chan Huß (19) haben über den Gesang zueinander gefunden, treten am 1. Juli erstmals im Amtsrichterhaus auf. © Coralie Hunger | Coralie Hunger

Musik und Malerei vom 1. bis 8. Juli

Doch auch die Musik spielt beim Forum Junge Kunst eine Rolle: Jasmin Utech (16) aus Elmenhorst sowie die Schwarzenbeker Amy Davies (17) und Chan Huß (19) kennen sich aus der Schule und haben jetzt eine Gesangsgruppe gegründet: Die Eröffnung am 1. Juli um 16 Uhr wird ihr erster öffentlicher Auftritt sein. „Wir haben noch keinen Namen, singen zum Playback“, sagt Davies. Kreß hatte die drei im Jugendzentrum gehört und für das Forum gewinnen können. Möglicherweise wird auch noch eine Tanzgruppe auftreten: Die Jugendlichen trainieren in einer Tanzschule und haben gemeinsam eine Choreografie entwickelt. Weitere Interessenten können sich per E-Mail unter J.Kress@schwarzenbek.de melden.

Lotta Fischer von Mollard (14) aus Schwarzenbek hat ein Buch über ihren Hund Carlsson geschrieben - aus der Perspektive des Tieres.
Lotta Fischer von Mollard (14) aus Schwarzenbek hat ein Buch über ihren Hund Carlsson geschrieben - aus der Perspektive des Tieres. © Coralie Hunger | Coralie Hunger

Für eine Woche sind die Arbeiten dann im historischen Gebäude am Körnerplatz 10 zu sehen: Am 2., 7. und 8. Juli von 14 bis 20 Uhr, am 4.,5., und 6. Juli von 16 bis 18 Uhr. Zum Abschlussfest am Sonntag, 8. Juli, haben sich die jungen Künstler und die Organisatorinnen gleich zwei Höhepunkte überlegt: Zum einen gibt die Band GHeim, die von ehemaligen Akteuren von Beat’n’Dance gegründet wurde, ein Open Air-Konzert im Garten des Amtsrichterhauses. Zuvor liest jedoch noch Lotta Fischer von Mollard aus ihrem Buch „Carlsson“. Die 14-jährige Schwarzenbekerin hatte die Corona-Pause kreativ genutzt und ein Buch über ihren Hund geschrieben – aus Sicht des Tieres.