Schwarzenbek. Mit Videoclips und „Kunst am Wegesrand“ trotzt der Kultursommer der Coronapandemie.

„Ohne Kultur wäre unser Leben ärmer“, sind sich Landtags- und Stiftungspräsident Klaus Schlie (CDU) und Schwarzenbeks Erster Stadtrat Rüdiger Jekubik (SPD) einig. Die bietet der „Kultursommer in den Wolken“, so der Untertitel des vierwöchigen Kulturfestivals, jede Menge, auch wenn viele Events wegen der Kontakteinschränkungen ins Internet verlegt wurden. Der Ort, an dem die Videoclips für die „Cloud“ (dt.: Wolke, gemeint ist ein Online-Speicher) im Internet entstehen, trägt kurioserweise den Namen der Pandemie: Korona. Doch als die Jugendlichen vor acht Jahren das Jugendzentrum an der Hans-Böckler-Straße 2 a bezogen, hatten sie bei der Namensfindung nicht die aktuelle Seuche im Sinne, sondern den bei einer Sonnenfinsternis noch sichtbaren Strahlenkranz der Sonne.

Beat’n’Dance als Höhepunkt des Kultursommers

„Ich kann mich noch ans erste Telefongespräch erinnern, das nicht so glücklich verlief“, berichtet Stadtjugendpfleger Norbert Lütjens schmunzelnd über seine erste Begegnung mit Kultursommer-Intendant Frank Düwel vor elf Jahren. Zum Glück verabredeten sich beide für ein zweites Telefonat, sonst hätte es das Jugendkonzert „Beat ’n’ Dance“ wohl nie gegeben. Mittlerweile sind beide befreundet und „Beat ’n’ Dance“ zählt zu den Höhepunkten des Kultursommers. Die Konzerte im Festsaal des Schwarzenbeker Rathauses, die Düwel und Lütjens samt Theaterpädagogen und Gesangcoaches mit den Jugendlichen jedes Jahr neu entwickeln, sind meistens ausverkauft.

Im Jugendzentrum werden Videoclips produziert

Nur nicht in diesem Jahr: Angesichts der Kontakteinschränkungen ist das Konzert zumindest im Festsaal abgesagt. „Wir hatten Jugendliche in der Schweiz und Belgien, die in den Startlöchern standen“, bedauert Düwel. Denn der Kultursommer 2020 stand ursprünglich unter dem Motto „Europa – Bilder und Klänge“. Deshalb sollten auch Jugendliche aus den Partnerstädten Sierre und Zelzalte an „Beat ’n’ Dance“ teilnehmen.

Statt im Jugendzentrum mit Schwarzenbekern zu proben, ist dort jetzt das „Studio in den Wolken“ entstanden: Mit Konzerttechnik wie einem Mischpult mit sechs Spuren, Lautsprechern und Scheinwerfern, die ohnehin vorhanden war, sowie hinzugeliehenen Kameras und Monitoren hat Benjamin Tschuschke, im Hauptberuf Jugendpfleger und dazu ein begnadeter Tüftler, das Studio eingerichtet. Das Jugendzentrum ist aktuell geschlossen und um es zumindest für die jugendlichen Künstler zu öffnen, musste eigens ein Hygienekonzept entwickelt werden.

Das klappt mittlerweile sehr gut und die ersten Videoclips der „Beat ’n’ Dance“-Akteure wurden bereits in der Mediathek unter www.kultursommer-am-kanal.de sowie auf Youtube veröffentlicht. „Das erste kleine Video wurde bisher mehr als 400-mal geklickt. Das sind mehr, als Besucher in den Festsaal passen“, freut sich Düwel über die neu gewonnene digitale Reichweite.

Lob für Internetevents des Kultursommers

Auch Dr. Stefan Kram, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse, die seit vielen Jahren den Kultursommer als Hauptsponsor unterstützt, zeigte sich beeindruckt von der schnellen Reaktion auf die Corona-Pandemie: Es sei richtig gewesen, den Kultursommer „in die Wolke“ zu verlegen. Die Künstler hätten derzeit keine Sicherheit. Deshalb sei es gut, wenn sie immerhin online vertreten seien. „Da sind viele tolle Ideen dabei“, so Kram: „Da bin ich auf die Resonanz gespannt.“

Der Kultursommer war bereits am vergangenen Wochenende in Büchen eröffnet worden, seither gibt es überall im Kreis Ausstellungen unter dem Motto „Kunst am Wegesrand“. Das können geöffnete Ateliers oder auch Kunstwerke in Gärten oder Parks sein. Aber auch den Ort wechselnde Kunstinstallationen wie „Kan U See the Sky“ von Hanne Lenz-Lauch: Die Installation mit Kanus und Wolken, eine Anspielung auf das in diesem Jahr abgesagte Kanuwandertheater, war zur Eröffnung in Büchen zu sehen und macht am heutigen Sonnabend, 13. Juni, von 11 bis 17 Uhr auf dem alten Markt in Schwarzenbek Station.

Opernsänger singen auf Ritter-Wulf-Platz

Eine andere Attraktion sind spontane Konzerte unter dem Motto „Musik am Wegesrand“: Weil Hallenkonzerte in Zeiten der Abstandsregelungen schwierig zu realisieren sind, treten die Musiker ohne vorherige Ankündigung, aber in Abstimmung mit den jeweiligen Ordnungsämtern, auf.

Am späten Vormittag sind am Sonnabend, 13. Juni, Freja Sandkamm, Pauline Gonthier, Ljuban Zivanovic und Timotheus Maas, Mitglieder des Opernensembles der Hamburger Hochschule für Musik und Theater, mit „Dieser Liebe schöne Glut“ auf dem Ritter-Wulf-Platz und später noch in Geesthacht zu hören. Am Sonntag, 14. Juni, gibt es dann in Ratzeburg nachmittags Folk mit Nyckelharpa und Akkordeon mit Günter Klose und Lorenz Stellmacher am Seeufer sowie „Klänge über’n Zaun“ an der Seestraße 20.