Schwarzenbek. Stadt setzt in Sachen Klimaschutz auf geringeren Stromverbrauch und mehr Solarnutzung. Was sonst noch geplant ist.
Solarenergie auf öffentlichen Dächern, Elektromobilität, mehr Platz für Fahrräder und der kommunale Wärmeleitplan: Die jetzt beginnende Woche steht ganz im Zeichen des Klimaschutzes und der Energiewende. Los geht es am Mittwochabend, 28. Juni, im Festsaal des Rathauses mit einer Einwohnerversammlung. Dabei steht ab 19 Uhr das Thema „Klimaneutralität in Schwarzenbek – ein Zwischenbericht“ im Mittelpunkt. Einen Tag später, am Donnerstag, geht es weiter mit der ersten Sitzung des neuen Ausschusses für Stadtentwicklung, Umwelt und Mobilität, bei dem gleich ein ganzes Bündel von Themen rund um den Klimaschutz in der Stadt auf der Tagesordnung steht.
Die Energiewende ist ein Thema, das in Schwarzenbek seit der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima auf der Agenda steht. Das war im Frühjahr 2011, damals wechselte auch der bislang parteilose Ex-Bürgermeister Frank Ruppert zu den Grünen und wurde der erste hauptamtliche Verwaltungschef der Ökopartei im nördlichsten Bundesland. Passiert ist in der Zwischenzeit einiges, Schwarzenbek ist aber noch weit davon entfernt als Musterkommune in Sachen Umweltschutz zu gelten. Das soll sich ändern.
Klimaschutz ist ein Herzensthema des neuen Bürgervorstehers
„Den Termin für die Einwohnerversammlung hat noch mein Vorgänger im Frühjahr festgesetzt, das Thema habe ich in Abstimmung mit der Verwaltung festgelegt, weil mir Umweltschutz ein Herzensthema ist“, sagt Bürgervorsteher Roman Larisch (CDU). Der Christdemokrat hat sich unter anderem bei dem Projekt „Energiebürger“ der VHS engagiert.
Am Mittwoch geht es in der Einwohnerversammlung zunächst um eine Bestandsaufnahme und die Projekte, die bereits in Arbeit sind. Dazu wird auch die Klimaschutzbeauftragte Nina Reimers einen Überblick geben. Bürger sind aber auch ausdrücklich dazu eingeladen, ihre eigenen Vorstellungen einzubringen und mit Larisch und Reimers zu diskutieren. Am Donnerstag soll dann über wichtige Eckpfeiler für die weitere Entwicklung des Klimaschutzes in Schwarzenbek in dem neu gebildeten Ausschuss unter dem Vorsitz von Eduard Klaus (Grüne) diskutiert werden.
Atomkatastrophe von Fukushima hat Bewusstsein für Klimaschutz geschärft
Schon unter dem Eindruck von Fukushima hat die Stadt ein kleines kommunales Wärmenetz auf den Weg gebracht. Bei der alten Realschule gibt es ein Blockheizkraftwerk, das Gemeinschaftsschule, Grundschule, die Kita und die Realschule mit Wärme und heißem Wasser versorgt. Damit ist die Anlage aber ausgelastet. Es wird bei der kommunalen Wärmeplanung unter anderem um die Frage gehen, ob es eine Ausweitung in diesem Bereich geben könnte.
Gut aufgestellt ist bereits das große Wohngebiet, das in den 1990er-Jahren rund um den Mühlenbogen entstanden ist. Dort steht am Müllerweg ein Blockheizkraftwerk, das zum Großteil mit Biogas aus Grove befeuert wird und somit bereits die zukünftigen Anforderungen einer Nutzung regenerativer Energien erfüllt. Das gilt auch für das Heizwerk, das den Lupuspark und das umliegende Wohngebiet beheizt. Auch hier wird zum Großteil Biogas aus Grove eingesetzt. Allerdings reichen diese Mengen in Spitzenzeiten nicht aus.
Bereits 2015 hat die Stadt ein integriertes Klimaschutzkonzept verabschiedet, in dem ehrgeizige Ziele formuliert sind. Bei dessen Entwicklung waren auch Bürger beteiligt. So soll bis 2030 der CO2-Ausstoß der Stadt im Vergleich zum Basisjahr 1990 um 33 Prozent gesenkt werden. Wie weit die Stadt auf diesem Weg ist, erfahren die Besucher möglicherweise am Mittwoch.
Fahrradunterstände und Stadtbus sollen Autofahrer zum Umsteigen bewegen
Um den Verzicht auf das eigene Auto attraktiver zu machen, hat die Stadt bereits einiges getan. Es gibt mehr als 100 überdachte Fahrradstellplätze am Bahnhof, außerdem seit einigen Monaten einen Stadtbusverkehr mit fünf Linien, der sich in einer Probephase befindet und ausschließlich mit Bussen mit Elektroantrieb betrieben wird. Es könnte aber noch mehr getan werden. Denn vor allem innerstädtisch und auch in der Anbindung an die umliegenden Gemeinden ist das Radwegenetz noch verbesserungsbedürftig. Trotzdem hat Roman Larisch bereits festgestellt, dass in letzter Zeit immer öfter Parkplätze am Bahnhof frei bleiben.
In Sachen Strom sparen hat die Stadt die gesamte Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt, die zudem noch individuell nach Bedarf geregelt werden kann. Das soll bis zu 80 Prozent Energie sparen. Auch darum wird es am Mittwoch gehen.
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Einen Schritt weiter wollen die Politiker dann am Donnerstag gehen. Bis zum Dezember 2027 muss die Stadt einen kommunalen Wärmeplan auf den Weg bringen. Das ist gesetzlich vorgeschrieben und soll auch schnell umgesetzt werden. Außerdem geht es um den Sachstand hinsichtlich der E-Mobilität in der Stadt, aber auch um das Potenzial städtischer Liegenschaften für die Photovoltaik-Nutzung. Denn während viele private Haushalte und der DRK-Ortsverband ihre Dächer bereits seit Längerem für Solarzellen nutzen, tut die Stadt das nicht.
In der Vergangenheit wurde immer wieder mit statischen Gründen, aber auch der falschen Ausrichtung vieler Dächer zur Sonne argumentiert. Da die Stadt jetzt zwei neue Schulen bauen will und auch einen Neubau für die Feuerwache errichten muss, gibt es nicht nur die Chance, bestehende Dächer hinsichtlich der Solarnutzung zu prüfen, sondern dies auch bei Neubauten zu berücksichtigen. Das Gremium tagt am Donnerstag um 19 Uhr im Festsaal des Rathauses.