Schwarzenbek. 56 Prozent des städtischen Gasverbrauchs gehen auf das Konto des BHKW. Wo die Stadt in der Energiekrise Strom und Gas sparen will.
Wochenlang hatten im Rathaus Arbeitsgruppen getagt, Energieverbräuche ermittelt und Sparmaßnahmen diskutiert. Die hat Klimaschutzmanagerin Nina Reimers nun zusammengetragen und im Bauausschuss vorgestellt: Zu den kurzfristigen Maßnahmen zählen Temperaturabsenkungen und das Abschalten elektrischer Geräte, langfristig sollen neue Heizungsanlagen, LED-Leuchten und ressourcenschonende Sanitäranlagen mit Wasser- und Temperaturbegrenzern der Stadt helfen, Strom und Gas einzusparen.
Für Kaffeeliebhaber brechen in den städtischen Gebäuden harte Zeiten an: Wer eine private Kaffeemaschine im Büro betreibt, muss jetzt den Stecker ziehen und das Gerät mit nach Hause nehmen. Das gleiche gilt für andere Elektrogeräte, die nicht zugelassen sind: So werden im Sportlerhaus an der Schützenallee Kühlschränke, Fritteuse oder Zapfanlage abgeschaltet und entfernt. Im Amtsrichterhaus werden außerhalb von Kulturveranstaltungen Elektrogeräte, die sonst auf Stand-by stehen, komplett vom Strom getrennt. Das gilt auch für Kühlschränke, die nur bei Bedarf vor Veranstaltungen wieder in Betrieb genommen werden.
Energiekrise: Wo Schwarzenbek Strom und Gas sparen will
Kurios: Während die Sportler ihre Elektrogeräte sofort aus dem Sportlerheim entfernen müssen, gibt es für die Rathausmitarbeiter noch eine Schonfrist: private Wasserkocher und Kaffeemaschinen sollen erst in den nächsten Jahren durch energiesparende gewerbliche Geräte ersetzt werden, die gemeinschaftlich genutzt werden.
Für sechs Bereiche – Sportanlagen und -hallen, Rathaus, Schulen und Kitas, Kulturbereich mit Stadtbücherei, Jugendzentrum und Amtsrichterhaus, Feuerwehrgerätehaus und Bauhof – hat Reimers Verbräuche ermittelt und Einsparmöglichkeiten aufgelistet: „Wir sind in vielen Bereichen bereits in der Umsetzung der Sparmaßnahmen“, so die Klimaschutzmanagerin.
Blockheizkraftwerk ist größter Erdgas-Verbraucher
Größter Energieverbraucher im Bereich Heizen ist das Blockheizkraftwerk (BHKW) an der Berliner Straße: 56 Prozent des städtischen Gasverbrauchs wurden laut Zahlen aus dem Jahr 2021 dort verbraucht. Mit weitem Abstand an zweiter Stelle folgt die Schule Nordost inklusive Turnhalle und Cafeteria (18 Prozent) vor dem Rathaus (14 Prozent), Bauhof (vier Prozent) und Feuerwehrgerätehaus (drei Prozent) sowie weiteren Liegenschaften.
2014 als Teil des Klimaschutzkonzepts der Stadt in Betrieb genommen, hat das BHKW die marode Heizzentrale der Realschule ersetzt. Über Fernwärmeleitungen versorgt es die Gebäude von Grund- und Gemeinschaftsschule, die alte Realschule sowie drei Kitas in der Umgebung mit Wärme.
Langfristig müsste in der Anlage das Erdgas durch Biogas oder andere Energieträger ersetzt werden. Möglich wären auch dezentrale Lösungen an den einzelnen Schulen und Kitas. Aktuell werden gerade auf der Suche nach Leckagen die Trassen der Fernwärmeleitungen aufgegraben.
2014 war das damals neue BHKW an die alten Leitungen der Heizzentrale angeschlossen worden. In Zeiten billiger Energie war es eine Abwägungssache, wegen des Wasserverlustes großflächig das Leitungsnetz zu erneuern. Doch durch die Leckage geht nicht nur Wasser, sondern auch teure Energie verloren.
Welche Auswirkungen eine Sanierung der Rohrleitungen auf den Energieverbrauch hat, vermag Reimers aktuell nicht zu sagen. Klar ist: Auch die Heizungsanlage des Rathauses muss erneuert werden, die des städtischen Bauhofs wird bereits 2023 ausgetauscht. Offen ist noch, ob Solarthermie, Wärmepumpe oder BHKW zum Zuge kommen – oder eine Kombination aus allen.
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Rathaus und Sporthallen werden kälter
Die Reduzierung der Temperatur in Sport- und Turnhallen auf 18 Grad – Reimers: „Die DIN-Norm empfiehlt 17 Grad“ – bringt eine Einsparung von fünf bis zehn Prozent. „Ein Grad weniger birgt ein Einsparpotenzial von rund sechs Prozent“, so die Klimaschutzmanagerin. Auch in den öffentlichen Einrichtungen wird die Temperatur auf 19 Grad abgesenkt, während der Ferien in den Schulen sogar auf 15 Grad. Das Rathaus wird zwischen Weihnachten und Neujahr geschlossen, um Energie zu sparen.
„Wir müssen darauf achten, das wir unsere Energieeinsparungen nicht auf die Haushalte übertragen“, mahnte Maja Bienwald (CDU) angesichts von Homeoffice bei vielen Mitarbeitern und Schulschließungen während der Corona-Pandemie.
Auch Heinz-Werner Rose (SPD) will nicht nur Energie sparen, sondern selbst produzieren: Er brachte in den Ausschuss ein selbst gebautes Modell eines Savonius-Rotors mit: Der Finne Sigurd Savonius hatte die Windturbine mit zwei oder mehreren schaufelförmig überlappenden Flügeln bereits 1924 erfunden. Die Rotoren werden seit Jahrzehnten zur Be- und Entlüftung von Räumen, in Wasserpumpen und anderen Bereichen eingesetzt. Offen ist noch, ob die senkrecht stehenden Rotoren wirtschaftlich zur Stromerzeugung genutzt werden können.
Schulen sind Spitzenreiter beim Stromverbrauch
Spitzenreiter beim Stromverbrauch sind die Schulen (28 Prozent), gefolgt von der Kläranlage (23 Prozent) sowie Straßenbeleuchtung (13 Prozent), Rathaus und Pumpstationen (acht Prozent). Mit dem Umstieg auf LEDs sowie dem Einbau von Präsenz- und Bewegungsmeldern sind laut Reimers bei der Beleuchtung Einsparungen von bis zu 80 Prozent möglich. Bei den Straßenlampen sind nahezu alle auf LED-Technik umgestellt, zwei der drei städtischen Ampeln im Stadtgebiet werden bei der nächsten Inspektion folgen.
Reimers plädierte auch dafür, die Kugellampen auf dem Ritter-Wulf-Platz abzubauen. Die Natriumdampflampen können nicht gedimmt werden und verbrauchen 14.000 Kilowattstunden pro Jahr. Reimers: „Da sollten wir schnell handeln.“