Schwarzenbek. Als letzte Stadt im Kreis hat Schwarzenbek jetzt einen Stadtbusverkehr – noch mit Dieselantrieb, doch ab März kommen die E-Busse.
Mit dem Fahrplanwechsel am Sonntag, 11. Dezember, haben sie ihren Betrieb aufgenommen: Drei Shuttlebusse erschließen auf ihren Ringlinien Wohn- und Gewerbegebiete, in denen es bisher keine Haltestellen gab. 820.000 Euro kosten die insgesamt fünf Stadtbuslinien pro Jahr, 547.000 Euro steuert der Bund als Anschubfinanzierung in den ersten beiden Jahren bei.
Er fährt flüsterleise, beschleunigt stetig und sanft – die Fahrt im Kleinbus mit dem Elektromotor ist kein Vergleich zum normalen Linienbus mit Dieselantrieb. Aktuell sind auf den fünf Ringlinien noch drei Busse mit Dieselmotor unterwegs, die die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) angemietet haben. Hintergrund ist ein Fehler in den vom niederländischen Hersteller VDL umgebauten Bussen auf Mercedes-Benz-Chassis: Durch die Batteriekühlung könnte Wasser in die Akkus gelangen, der Bus würde stehen bleiben.
Reguläre Fahrten im E-Bus starten im März 2023
„Das könnte auch mit diesem Bus geschehen“, sagt Andreas Scheske. Der 33-Jährige ist Gruppenleiter bei den VHH und für die Stadtbusse in Geesthacht, Lauenburg und Schwarzenbek zuständig. In Bargteheide, das zeitgleich mit Schwarzenbek die Stadtbusse einführt, hat der Hersteller bereits nachgebessert, in der Europastadt soll dies bis März 2022 erfolgen. Mit ihrem Beschluss im Februar dieses Jahres hatten die Stadtverordneten die Stadtbuslinien mit dem innovativen Konzept ermöglicht. Um Politikern und Verwaltungsspitze der Europastadt nun die Gelegenheit zu geben, die neuen Midibusse auszuprobieren, war Scheske mit dem E-Bus nach Schwarzenbek gekommen.
„Ein Stück weit sind wir zum Erfolg verdammt. Aber wir wollen diese Stadtbuslinien und werden alles dafür tun, dass das Projekt funktioniert“, erklärte Bürgermeister Norbert Lütjens, als er am Montag, 12. Dezember, um 12 Uhr gemeinsam mit Bürgervorsteher Rüdiger Jekubik, Andrew Yomi, Verkehrsplaner beim Kreis, sowie Vertretern von SPD, CDU und Grünen zur Probefahrt Platz nahm. Am Ende waren alle begeistert: Die 20 Sitzplätze im 8,05 langen Bus sind bequem und ausreichend breit. Hinzu kommen sechs Stehplätze und ein Platz für Rollstuhl oder Kinderwagen. Vor allem aber begeisterte die Fahrgäste der Antrieb: Ruckelfrei und sanft beschleunigt der E-Bus. Dazu ist er flüsterleise: Unterhaltungen während der Fahrt sind problemlos möglich, lediglich das Rauschen der Klimaanlage ist zu hören.
Fahrgäste und Fahrer sind vom Fahrzeug begeistert
Auch Scheske ist vom E-Bus begeistert: „Es braucht eine kurze Zeit der Gewöhnung. In den großen Linienbussen sitzen wir vor der Lenkachse, im kleinen Midibus dahinter“, erläutert der 33-Jährige, der seine 20 Kollegen, die den Schwarzenbeker Stadtverkehr bestreiten werden, trainiert hat. Viele von ihnen kommen aus Schwarzenbek oder dem Umland, aber auch Kollegen aus Geesthacht haben sich für den Stadtverkehr beworben.
Alle, so der Gruppenleiter, seien begeistert von den neuen E-Bussen. Auch auf der durch Wohngebiete führenden Strecke gibt es fast keine Probleme mehr: „Wo wir um Kurven nicht herumkamen, hat das Zusammenspiel mit dem Ordnungsamt der Stadt super geklappt. Dort gelten jetzt Halteverbote“, erläutert Scheske. Wer aus Gewohnheit dennoch dort parkte, erhielt kein „Knöllchen“, sondern wurde mit einem freundlichen Schreiben auf den neuen Stadtbusverkehr hingewiesen.
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Insgesamt 40 Haltestellenschilder wurden für die fünf Ringlinien neu in der Stadt aufgestellt. Dort gibt es noch vereinzelt Probleme. Scheske: „Viele Autofahrer wissen nicht, dass es sich beim Haltestellenschild auch um ein Verkehrszeichen handelt.“ Um Ein- und Ausfahrt des Busses zu gewährleisten, gilt jeweils 15 Meter vor und hinter dem Schild ebenfalls ein Halteverbot – auch ohne Markierung auf dem Asphalt. Start und Ziel der Ringbuslinien ist jeweils am Bahnhof.
Von 5 Uhr morgens bis 21 Uhr abends fahren die Busse im Halbstundentakt, orientieren sich dabei an den Abfahr- und Ankunftszeiten der Pendlerzüge. Wichtig: Eine Strecke wird nicht von einer Ringbuslinie befahren. Teilweise teilen sich bis zu drei Busse der Linien 8521 bis 8525 die Routen oder Teilabschnitte davon, sind auch gegenläufig unterwegs.
Noch offen: Wie wirkt sich das 49-Euro-Ticket aus?
Eine Fahrt mit Stadtbus kostet derzeit 1,80 Euro, ab Januar 2023 1,90 Euro. Offen ist noch, welche Konsequenz das 49-Euro-Ticket auf den Busverkehr hat: Es wäre damit die günstigste Monatskarte im Nahverkehr. Während die zusätzlichen Kosten für das Land, das jedoch nur für den Schienenverkehr zuständig ist, über einen Bundeszuschuss ausgeglichen werden, ist noch unklar, wie die Mehrkosten beim Busverkehr, den die Kreise organisieren, kompensiert werde, so Yomi.
Unabhängig davon gilt: Ab 2025, dann fällt die Bundesförderung des Stadtverkehrs weg, müssen die Stadtverkehre in Schwarzenbek und Bargteheide von den Bürgern angenommen sein. Wie die Linien genutzt werden, soll dann eine Untersuchung durch die TU Harburg klären. Für Bürgervorsteher Rüdiger Jekubik ist klar: „Wir wissen alle: Der Öffentliche Personennahverkehr ist ein Zuschussgeschäft.“