Schwarzenbek. Auch die Reaktorkatastrophe in Fukushima war ein Grund für seine Entscheidung. Bürgermeister Frank Ruppert, zuvor parteilos, ist den Grünen beigetreten.

Schon die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl hat ihn aufgewühlt. Dann kam das magere Ergebnis des Klimagipfels in Kopenhagen, den er mit seiner Frau besuchte und jetzt die erneute Reaktorkatastrophe in Fukushima. „Wir haben zusammen sechs Kinder. Ich will mich nicht irgendwann rechtfertigen müssen, warum ich nichts getan habe. Deshalb bin ich jetzt Bündnis 90/Die Grünen beigetreten“, sagte der Verwaltungschef gestern Vormittag im Rathaus. „Ich bin ein politischer Mensch und möchte jetzt aktiv etwas für das Klima tun“, fügte er hinzu.

Bereits am Vorabend hatte Ruppert die Fraktionsvorsitzenden der Parteien von dem Schritt informiert, da er zwei Amtszeiten als parteiloser Bewerber für den Bürgermeisterposten kandidiert hatte.

Vermutlich ist Ruppert der einzige hauptamtliche Bürgermeister mit Grünen-Parteibuch in Schleswig-Holstein. Zumindest ist dem Landesverband der Grünen und dem Städtetag kein weiterer Verwaltungschef als Mitglied der Ökopartei bekannt.

„Wir haben schon in der Vergangenheit in Schwarzenbek sehr viel für die Senkung des Kohlendioxidausstoßes getan. Diese Bemühungen werden wir fortsetzen“, so der Verwaltungschef. So wurden bereits vor sieben Jahren Drucker in den einzelnen Stockwerken des Rathauses zentralisiert, um Stromkosten zu sparen. Künftig werden alle Rechner in der Verwaltung mit Zeitschaltuhren gekoppelt, damit sie nachts keinen Strom verbrauchen. Wärmedämmung wird konsequent weiter ausgebaut. Für die Schulen gibt es ein Klimakonzept, bei dem auch eine neue, umweltfreundliche und sparsame Heizungsanlage installiert werden soll.

Klärschlamm wird in der Stadt seit Jahren vererdet, um weniger Kohlendioxid auszustoßen und keine Energie für das Trocknen zu verschwenden. Geplant ist auch ein Versuch mit stromsparenden LEDs in den Straßenlaternen. Einen Dienstwagen mit Hybridantrieb wird es allerdings nicht geben. „Die Leasingrate ist einfach zu teuer. Das wäre nicht darstellbar“, bedauert der Bürgermeister. Ob im Rathaus künftig auf Atomstrom verzichtet wird, will er prüfen, ist allerdings wenig optimistisch, dass das möglich sein wird. „Wir handeln gerade Konzessionsverträge aus. Da hätte man früher drüber nachdenken müssen“, bedauert Ruppert.

Privat will er zunächst seinen Wagen (Mercedes C-Klasse Diesel) verkaufen und nur noch mit dem Rad vom Mühlenkamp ins Rathaus fahren. Die Doppelhaushälfte wird künftig mit Ökostrom versorgt und was er sonst noch plant, muss die Zukunft zeigen. „Ich bin seit drei Tagen Grüner. Da muss ich mich erst einmal orientieren“, so Ruppert. Gestern Abend wollte er zumindest schon einmal die Mitgliederversammlung des Grünen Kreisverbands in Mölln besuchen – Thema: Älter werdende Gesellschaft.