Schwarzenbek/Grove. Seit einem Jahr versorgt die Biogasanlage in Grove das Wohngebiet Mühlenkamp mit Strom und Wärme. Ab Ende August soll auch der Lupuspark folgen. Die Erzeugung von Biogas wird für viele Landwirte als zweites Standbein immer wichtiger.
Ein weiterer Schritt in Richtung Energiewende: Immer größere Teile Schwarzenbeks werden künftig mit Strom und Wärme aus Biogas versorgt. Ab Ende August wird auch der Lupuspark an die Biogasanlage in Grove angeschlossen. Bisher wird vom Totenweg aus seit gut einem Jahr das Wohngebiet Mühlenkamp mit 960 Haushalten versorgt. Das Blockheizkraftwerk der Eon Hanse AG am Müllerweg sichert in dem Stadtviertel die sogenannte Grundlast. Für Zeiten mit besonders hohem Energieverbrauch – beispielsweise bei knackiger Kälte – wird ein weiterer Motor im Blockheizkraftwerk zugeschaltet, der herkömmliches Erdgas verbrennt.
Die Vorbereitungen für den Anschluss des Lupusparks, in dem Eon Hanse ebenfalls ein Blockheizkraftwerk betreibt, laufen auf Hochtouren. „Derzeit wird die Leitung von unserer Anlage zu dem Wohn- und Gewerbegebiet verlegt“, erläuterte der Grover Landwirt Franz-Otto Berling, der zusammen mit den Bauern Hermann Ohle aus Brunstorf und Alfred Cordes aus Grove die Anlage am Stadtrand von Schwarzenbek baute und seitdem betreibt.
Beim Tag der offenen Tür führte das Energieerzeuger-Trio am Sonnabend Hunderte Besucher durch die Anlage, mit deren Bau sie vor zweieinhalb Jahren begannen. Im April des Vorjahres wurde die Biogasturbine am Müllerweg installiert, wenig später strömte das erste Gas in das Blockheizkraftwerk. Drei Millionen Euro haben die drei Landwirte investiert, um ein zweites Standbein für ihre Betriebe zu schaffen.
Jährlich werden zurzeit 14.000 Tonnen Mais-Silage in die Fermenter der Biogasanlage gefüllt. Wenn der Lupuspark angeschlossen ist, werden es 18.000 Tonnen sein. Die Hälfte der Menge bauen die drei Landwirte selbst an. Eine Monokultur schließen sie aus und halten die Fruchtfolge im Wechsel mit Weizen und Gerste ein. Die andere Hälfte der benötigten Menge liefern 15 Landwirte aus der Region, die maximal 20 Kilometer entfernt den Mais anbauen. Der Mais wird von diesen Lohnunternehmen geerntet, transportiert und einsiliert. Die Anlage wird zurzeit nur mit Maissilage „gefüttert“, weil sie den höchsten Biogasertrag hat. Von einem Hektar Ackerland ernten die Landwirte 50 Tonnen Mais. Sie ergeben 12.000 Kubikmeter Biogas. Ein Kubikmeter Biogas ersetzt 0,6 Liter Heizöl.
Von den 50 Tonnen Mais bleiben etwa 30 Kubikmeter ausgegorenes Material übrig. „Das holen sich die Landwirte bei uns aus dem Entnahmebecken ab, denn es ist ein hochwertiger Dünger“, erläuterte Berling.
Er kündigte an, künftig auch andere Rohstoffe zu fermentieren. Viele Alternativen für Mais befinden sich auf dem Vormarsch. Das sind Zuckerrüben, Zuckerhirse, Sonnenblumen, Grünroggen und die „Durchwachsene Silphie“. Diese exotische Pflanze wurde bislang ausschließlich zu Forschungszwecken angebaut und ist vor allem aufgrund ihrer Anpassung an trockene Standorte interessant. Die Silphie nimmt – anders als Mais – ihre Feuchtigkeit nicht nur aus dem Boden, sondern auch aus den Blattbechern auf. Allerdings gibt es bei der Züchtung von Alternativen zu Mais noch Nachholbedarf.
Die Anlage in Grove erzeugt jährlich 6.343.560 Kilowattstunden elektrische Energie und 5.447.722 Kilowattstunden Wärme.